Vier Morde und ein Hochzeitsfest
Maniküre war betörend, und die Waffe, die sie in einem Schulterhalfter trug, wurde durch den Schnitt ihrer Kostümjacke diskret verdeckt. Nur jemandem in einer ähnlichen Staffage wäre sie aufgefallen.
»Stephanie Plum«, sagte Terry. »So sieht man sich wieder. Hast du Martha gekannt?«
»Nein. Ich bin mit meiner Oma hier. Sie guckt sich gerne Särge an. Und du? Hast du Martha gekannt?«
»Beruflich«, sagte Terry.
Das hing einen Augenblick in der Luft.
»Wie ich gehört habe, arbeitest du für Onkel Vito.«
»Kundenbetreuung«, sagte Terry.
Wieder Schweigen.
Ich schaukelte auf den Fußsohlen nach hinten. »Schon seltsam, dass Martha und Larry beide in einem Abstand von nur einem Tag durch eine Kugel getötet wurden.«
»Tragisch.«
Ich senkte die Stimme und beugte mich ein wenig vor. »Das geht doch nicht auf dein Konto, oder? Ich meine, du warst nicht diejenige, die die beiden, ähm -«
»umgenietet hat?«, sagte Terry. »Nein. Da muss ich dich leider enttäuschen. Das war ich nicht. Sonst noch was?«
»Ja. Da ist noch etwas. Mein Onkel Fred wird vermisst.«
»Den habe ich auch nicht umgenietet«, sagte Terry.
»Das habe ich auch nicht erwartet«, sagte ich. »Aber fragen kostet ja nichts.«
Terry sah auf die Uhr. »Ich muss jetzt mein Beileid aussprechen, und dann nichts wie weg hier. Ich habe heute noch zwei weitere Kondolenztermine. Einen bei Moser und den zweiten am anderen Ende der Stadt.«
»Meine Güte. Vitos Geschäft muss ja ganz schön boomen.«
Terry zuckte die Achseln. »Menschen sterben nun mal.«
Soll vorkommen.
Ihr Blick ging über meine Schulter hinweg und ihre Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. »Ja, wen haben wir denn da?«, sagte sie.
Ich drehte mich um, weil ich wissen wollte, wer für das Säuseln in ihrer Stimme verantwortlich war. Kein Wunder, es war Morelli.
Er legte besitzergreifend einen Arm um meine Schultern und lächelte Terry zu. »Wie geht’s?«
»Kann mich nicht beklagen«, sagte Terry.
Morelli schielte hinüber zu dem Sarg am anderen Ende des Raums. »Hast du Martha gekannt?«
»Natürlich«, sagte Terry. »Von Kindesbeinen an.«
Morelli lachte noch breiter.
»Ich muss mal gucken, wo Grandma abgeblieben ist«, sagte ich.
Morellis Arm legte sich noch fester um mich. »Warte. Ich muss mit dir reden.« Er nickte Terry zu. »Du entschuldigst uns?«
»Ich muss sowieso los«, sagte Terry. Sie warf Joe schmatzend eine Kusshand zu und machte sich auf, ihre Toten zu besuchen.
Joe zog mich hinter sich her ins Foyer.
»Das war wirklich überaus nett von dir eben«, sagte ich und gab mir alle Mühe, meine Augen nicht zu verengen und nicht mit den Zähnen zu knirschen.
»Wir haben viel gemeinsam«, sagte Morelli. »Wir arbeiten beide bei der Sitte.«
»Hm.«
»Du bist echt süß, wenn du eifersüchtig bist.«
»Ich bin nicht eifersüchtig.«
»Du lügst.«
Jetzt verengten sich meine Augen tatsächlich, aber heimlich dachte ich bei mir, es wäre schön, wenn er mich jetzt küssen würde. »Du wolltest doch was mit mir besprechen.«
»Ja. Ich will wissen, was heute in Briggs’ Wohnung los war. Hast du den armen kleinen Kerl wirklich zusammengeschlagen?«
»Nein! Er ist die Treppe hinuntergefallen.«
»Die Ausrede kenne ich«, sagte Morelli.
»Doch! Wirklich!«
»Liebes, das sage ich auch jedes Mal, und es stimmt nie.«
»Es waren Zeugen anwesend.«
Morelli versuchte ernst zu bleiben, aber ich sah, dass es bereits in seinen Mundwinkeln zuckte. »Costanza sagt, du hättest versucht, das Schloss mit der Pistole aufzukriegen, und als das nicht klappte, hättest du die Tür mit einer Axt traktiert.«
»Das stimmt überhaupt nicht… es war ein Wagenheber.«
»Du lieber Himmel«, sagte Morelli. »Hast du deine Tage, oder was ist los?«
Ich kniff die Lippen zusammen.
Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und fuhr mit einem Finger meine Wange entlang.
»Das werden wir ja morgen sehen.«
»Ach?«
»Auf Hochzeiten sind Frauen immer leicht rumzukriegen«, sagte Morelli.
Mir fiel der Wagenheber wieder ein. Was hätte es mir für eine Genugtuung bereitet, ihm damit jetzt den Schädel einzuschlagen. »Hast du mich deswegen eingeladen?«
Morelli grinste.
Also doch. Er hätte es redlich verdient, mit dem Wagenheber eins übergebraten zu kriegen. Danach hätte ich ihn gleich geküsst, wäre mit der Hand über seine Brust gefahren, über den Waschbrettbauch, bis hinunter zu seinem prallharten…
Grandma erschien plötzlich neben mir. »Wie schön, dass
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