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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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dass gleich der Kommandeur aller deutschen Truppen in Afghanistan zu uns käme. Ein Tuscheln und Flüstern begann.
    Der General, zischte es von links.
    Was will der von uns, raunte es von rechts.
    Wahrscheinlich leckt er uns erst den Arsch, weil wir so toll sind, und dann erzählt er uns, dass wir noch ’n Jahr in diesem Drecksland bleiben, Digger, brummte Wizo zynisch.
    Ruhe jetzt, fuhr Mü dazwischen.
    Wir standen gelangweilt in der prallen Sonne, bis der General nach ein paar Minuten endlich kam und der Chef uns stillstehen ließ. Er lächelte freundlich, hatte einen gepflegten weißen Schnurrbart und saubere goldene Rangabzeichen auf der Schulter. Wir standen ihm sauber aufgereiht und regungslos mit wuchernden Bärten und langen Haaren gegenüber.
    Guten Tag, Männer, begann der Oberkommandierende zu sprechen. Ich habe Ihre Arbeit während der letzten Zeit genau verfolgt und muss sagen, dass ich sehr stolz auf Sie bin. Und ich weiß, dass Sie endlich wissen wollen, wann es wieder nach Hause geht. Deshalb bin ich heute persönlich gekommen.
    Da ertönte ein ohrenbetäubender Lärm. Direkt hinter uns starteten zwei amerikanische Hubschrauber ihre Triebwerke. Die Rotoren fegten den Wind über den Platz und einigen fielen die Mützen vom Kopf.
    Wir waren plötzlich in eine Sandwolke gehüllt.
    Der General stand erst etwas verdutzt herum. Dann aber winkte er uns zu sich, signalisierte uns mit den Händen, einen großen Kreis um ihn zu bilden. Das beeindruckte mich sehr. Als wir alle eng um ihn herumstanden, fing er wieder an zu sprechen.
    Ich muss Ihnen mitteilen, sagte er, dass Sie bis Mitte Januar werden hierbleiben müssen.
    Ich konnte den Schockmoment in den Gesichtern der anderen sehen.
    Er redete noch einige Minuten darüber, warum und wieso es so sein musste, aber ich hörte nicht mehr zu. Sieben Monate, schoss es mir durch den Kopf. Unsere Vorgänger-Kontingente waren jeweils nur vier Monate hier gewesen.
    Auf dem Weg zurück zu den Containern ging ich beim Kompaniegeschäftszimmer vorbei, um ein paar Mails zu schreiben.
    Du hast Post, fünf Pakete, sagte ein Soldat aus dem Geschäftszimmer ungläubig und reichte mir einen Zettel. Dazu noch einen Brief.
    Auf dem Weg zur Poststelle fragte auch ich mich, wer mir so viele Pakete schickte. Aber die Frage war schnell geklärt, als ich die Absender auf den Paketscheinen erkannte. Puma und Nike stand darauf. Im Container half Purzel mir beim Auspacken.
    Wow, das sind ja mindestens zwanzig Fußbälle!, rief er erstaunt aus, als wir die unförmigen Halbkugeln aus Leder herausholten.
    Dazu gab es noch Trikots, Torwarthandschuhe, sogar Turnbeutel, die mit großen Logos bedruckt waren, und eine Ballpumpe zum Aufblasen.
    Es waren auch Begleitschreiben dabei. Meine Laune hob sich, und ich freute mich sehr über die überwältigende Unterstützung aus Deutschland.
    Wir sind nicht ganz vergessen, verkündete ich Muli kurze Zeit später, als ich ihm die Pakete zeigte.
    Naja, oder du hast sie mit deinen Briefen zum Weinen gebracht, meinte er.
    Ich pumpte einige der Bälle auf und gab sie an die zweite Gruppe weiter, damit auch sie etwas zum Verteilen hatten.
    Wie sollen wir das denn noch alles aufs Auto kriegen, rief Mica bestürzt, als er den Container betrat
    Als Letztes öffnete ich noch den Briefumschlag, der mir im Geschäftszimmer ausgehändigt worden war.
    Sehr geehrter Herr Clair, (…)
    Die Adidas Gruppe ist sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung als global tätiges Unternehmen bewusst. (…) Wir gehen Partnerschaften mit Unternehmen und Organisationen ein, die direkt oder indirekt zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. (…) Wir sind hierbei unseren Förderrichtlinien als auch unserem dafür vorgesehenen Budget verpflichtet. Unser Kontingent für Sachspenden ist derzeit bereits (…) ausgeschöpft.
    Ziemlich enttäuscht ließ ich den Brief auf den Tisch fallen. Ich konnte die freundliche, aber deutliche Absage nicht verstehen. Die hätten doch irgendwo noch ein paar Bälle haben müssen. Ich verstand nicht, warum sie sich so klar von uns distanzierten. War unser Einsatz denn nicht nachhaltig?
    Puma hatte dem Paket einen Brief mit ähnlichem Inhalt beigelegt. Aber der schloss mit den Worten:
    Dennoch haben wir uns entschlossen, Sie mit einem kleinen Paket zu unterstützen. Für Ihr Engagement bedanken wir uns (…).
    Manchmal reichten ein paar Sätze aus, um tiefe Freude und Dankbarkeit zu erzeugen.
    Nachts hatte ich noch nach Deutschland telefoniert, um

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