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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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Innenhof, an den eine Reihe von Türen mit Aufschriften wie »Arzt« oder »Gefechtsstand« angrenzten. Weil der Innenhof kein Dach hatte, wirkte er fast wie ein antikes römisches Atrium. Je weiter ich vordrang, desto klarer wurde mir aber, dass diese Ruine nichts mit einem komfortablen römischen Haus gemeinsam hatte. Auf einer Seite standen ein paar wackelige Plastikstühle und eine Bierzeltgarnitur. Dort war ein Flachbildfernseher mitten im Dreck aufgestellt, auf dem wie immer polnisches Viva lief. Auch hier wohl der einzige europäische Fernsehsender. Auf den grauen, unverputzten Betonwänden blühte der Schimmel. In den meisten Räumen bedeckte eine dicke Sandschicht den Boden, Geröll und Schutt lagen dazwischen. Es war stockdunkel und es gab keine Fenster. Die Öffnungen in der Mauer waren stattdessen mit Müllsäcken oder durchsichtiger Folie verhängt. Die Türen zu den Räumen waren aus schief sitzendem Hesco-Draht errichtet worden, der mit Müllsäcken verkleidet war und bezeugte, dass die Soldaten auch hier zum Basteln gezwungen waren. Das komfortable deutsche Feldlager schien mir Jahrhunderte entfernt zu sein.
    In den Gängen herrschte großes Gedränge. In einem Punkt unterschied sich ein Haufen Soldaten nicht von den Teilnehmern einer Klassenfahrt: Wenn es um die Schlafplätze ging, konnte jede kleine Diskussion im Nu eskalieren. Jeder wollte den vermeintlich besten Schlafraum ergattern, jeder den größten Komfort genießen. Aber als wir endlich in den dunklen, schimmeligen Tiefen des Gebäudes angekommen waren, hingen an den meisten Türen bereits schnell dahingekritzelte Zettel.
    Hotel oder Foxtrott, erste Gruppe, war darauf zu lesen.
    Mü winkte uns heran. Alle zu mir, rief er. Diesen Raum habe ich für den Golf Zug reserviert.
    Er wies uns den größten Raum im Gebäude zu. Zwei Klimaanlagen brummten laut vor sich hin, und ein Kühlschrank stand als einziger Gegenstand an einer Wand des ansonsten nackten Betonraums. Von draußen war das Notstromaggregat laut knatternd zu hören, ohne das die Klimaanlagen und der Kühlschrank nicht funktionierten. Dicke graue Schläuche lagen quer über dem Boden und beförderten die heiße Luft aus den Klimaanlagen durch ein Loch im Müllsackfenster nach draußen.
    Wir schleppten unsere Ausrüstung in den Raum und jede Gruppe beeilte sich, eine Ecke für sich zu reservieren. Die Bereiche wurden wie Goldgräber-Claims abgesteckt. Und genauso verbissen verteidigt.
    Als endlich alle Feldbetten aufgestellt waren, sah ich mich um. Jemand hatte Wäscheleinen quer durch den Raum gespannt. Daran waren Mückennetze befestigt, die über den Betten hingen. In den Ecken und unter den Betten stapelten sich Rucksäcke. Verlängerungskabel und Steckdosenverteiler waren wild durch den Raum verlegt. Waffen lagen überall herum. Seit dem Einsatzbeginn hatten die beiden Gruppen des Golf-Zuges ihre Zeit nicht mehr so eng beieinander verbracht. So würden wir in den Wochen unserer Raumverantwortung hausen müssen.
    Ich geh mal eben pinkeln, sagte ich zu Muli und verschwand.
    15 Dixie-Toiletten standen an einer Außenmauer unseres grauen Gebäudes in der prallen Sonne. Schon aus einiger Entfernung wehte mir eine kräftige Mischung aus Fäkalien, Urin und Chemikalien entgegen. Das Klo war fast randvoll gefüllt. Eine leere Flasche Desinfektionsmittel lag auf der Brille, die Reste der blauen Flüssigkeit tropften in die Toilette. Zwei weitere Versuche brachten ein ähnliches Ergebnis. Während ich unschlüssig dastand, rief eine Stimme von hinten.
    Die sind schon seit Tagen nicht mehr geleert worden. Ein Lastwagen der afghanischen Firma, die das normalerweise macht, ist entführt worden. Die Mitarbeiter vermutlich getötet. Jetzt versuchen die, eine neue Firma zu finden, die die Klos leerpumpt, klärte mich ein Kamerad auf.
    Ab sofort mussten die drei Züge im Polizeihauptquartier im Wechsel Wache auf dem Dach halten und mit mehreren Fahrzeugen die Hauptstraße entlangpatrouillieren. Dazu wurde immer eine Gruppe eingesetzt, so dass Golf eins und Golf zwei getrennt voneinander arbeiteten. Gemäß Wachplan waren wir drei Stunden lang dran, dann folgten sechs Stunden Pause. Als wir unsere erste Wache auf dem Dach antraten, mussten wir unsere Ausrüstung über eine wackelige Metalltreppe nach oben schleppen. Ein Feldwebel erklärte Muli und uns, worauf wir achten sollten.
    Dort hinten beginnt Feindesland, erklärte er. Ab der Baumreihe da vorne wurden wir schon beschossen. In das Dorf

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