Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)
arbeiten und notfalls auch kämpfen. Aber sie war nicht optimal, wenn es galt, unseren Einsatz sinnvoll durchzuführen. Mein Gefechtshelm für Fallschirmjäger behinderte die freie Sicht, wenn ich auf dem Boden lag, weil die Schutzweste ihn in die Stirn drückte. Der Gefechtshelm, den die meisten anderen Bundeswehrsoldaten bekamen, war sogar noch ungünstiger geschnitten. Der Kevlarhelm, den ich nun aus dem Päckchen holte, wurde von der US-Armee verwendet und bot im Nacken etwas weniger Schutz, ermöglichte mir aber absolute Bewegungsfreiheit. Und wie wichtig diese Bewegungsfreiheit gerade für den Kopf war, hatte ich schon bei der extremen Patrouille in Richtung Isa Khel festgestellt. Als ich aus dem anderen Karton das Zubehör für mein Gewehr holte, freute ich mich über die Verbesserungen, die ich an meinem G3 vornehmen konnte. Zum Beispiel ein Zweibein als Waffenauflage. Seufzend dachte ich plötzlich an mein schrumpfendes Bankkonto. Ich hatte inzwischen weit über tausend Euro für selbstbeschaffte Ausrüstung ausgegeben. Aber ich war nun mal der Meinung, dass ich mit auf meine Bedürfnisse abgestimmter Ausrüstung effektiver arbeiten konnte.
So wie die meisten in der Kompanie verzichtete ich auch auf die neue Schutzweste der Bundeswehr. Das ältere Modell, das fast alle in der Kompanie hatten, schützte den lebenswichtigen Bereich des Körpers genauso effektiv und bot deutlich mehr Bewegungsfreiheit. In der Kriegsgeschichte hatte der Wettlauf zwischen Panzerung und Angriffswaffe schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Vor Jahrhunderten benutzten die Ritterheere immer stärkere Rüstungen, bis die Bewegungsfreiheit schließlich so eingeschränkt war, dass die Männer nicht mehr allein auf ein Pferd steigen konnten. Und trotz dieser Panzerung verlor das übermächtige Heer der Ritter zu Pferde gegen wenige, aber bewegliche und aus der Entfernung zielende Langbogenschützen. Heute panzerten wir die Soldaten wiederum bis zur Unbeweglichkeit. Gerade angesichts der vielen Sprengstoffanschläge war eine starke Panzerung sicherlich sinnvoll. Aber so, wie wir ausgebildet waren und was wir über die Gefechte hier wussten, war Beweglichkeit mindestens genauso wichtig.
Wie sich die Geschichte doch stets zu wiederholen scheint, stellte ich erstaunt fest. Aber warum begeisterten wir uns so sehr für einen Einsatz, über den wir eigentlich so wenig wussten?
An der frischen Luft sprühte ich Helm, Gewehr und Magazine in einem sandfarbenen Muster an. Ich hatte mir infrarotresistente Farbe gekauft, die beim Blick durch ein Nachtsichtgerät nicht reflektierte. Wir hatten gehört, dass die Aufständischen bereits Nachtsichtgeräte erbeutet hatten, und man konnte ja nie wissen. Darüber, wie ich die Farbe am Ende wieder von der Waffe abbekommen sollte, machte ich mir in diesem Moment keine Gedanken.
Der nächste Morgen brachte die Erkenntnis mit sich, dass wir am folgenden Tag tatsächlich unsere erste Raumverantwortung übernehmen sollten. Und dass wir oft erst sehr spät über die weitere Planung informiert wurden. Die Raumverantwortung war eine unserer wichtigsten Aufgaben. Verantwortung für einen bestimmten Bereich außerhalb des Feldlagers wahrnehmen. Im Wechsel mit der zweiten Infanteriekompanie des Feldlagers das Gebiet um das Feldlager Kundus herum schützen und dort operieren. Und während dieser Zeit in diesem Gebiet bleiben. Draußen, im Feindesland.
Es wurde sehr hektisch, da noch nicht alle Umbaumaßnahmen an den Fahrzeugen abgeschlossen waren. Und es musste die Ausrüstung für eine Woche außerhalb des Feldlagers gepackt und verladen werden. Natürlich konnten wir nicht das erforderliche Wasser für sieben oder mehr Tage mitnehmen. Wir sollten mindestens für drei Tage autark, also ohne Nachschub, überlebensfähig sein. Aber zumindest die gesamte Nahrung für sieben Tage musste mitgenommen werden. Sie bestand aus militärischen Notrationen. Es würde also draußen kein normales Essen geben. Dazu die Munition, alle Waffen, Schlafsäcke, Rucksäcke mit Wechselkleidung, Rucksäcke mit Ausrüstung. Funkgeräte, Nachtsichtgeräte, alle Batterien, die wir finden konnten und die wir für die elektrischen Einrichtungen dringend brauchten. Jeder Spalt, jede freie Fläche in den Fahrzeugen wurde bis oben vollgepackt. Der Bereich vor den Containern, wo wir die Fahrzeuge zum Beladen hingefahren hatten, glich eher einem Trödelmarkt als einem militärischen Feldlager.
Schnell kam es zu Reibereien, als wir anfingen,
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