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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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rechts davon gehen immer die Amerikaner rein und bleiben ein bis zwei Tage. Das ist höllisch da.
    Er streckte den Arm in verschiedene Richtungen und wir hörten aufmerksam zu.
    Als der Feldwebel schließlich gegangen war, versuchte ich mir einen Überblick zu verschaffen, wichtige Punkte im Gelände einzuprägen. Ich kippelte auf dem verbogenen Plastikstuhl herum, den jemand hier aufgestellt hatte. Blickte durch mein Zielfernrohr. Hitzeflimmern am Horizont. Ein Auto in der Ferne. Alles lag so still vor mir.
    Also, bis jetzt war es ja eher ruhig, sagte ich zu TJ, der neben mir saß und in eine andere Richtung spähte.
    Stimmt, pflichtete er mir bei. Was die anderen alles erzählt haben, ergänzte er. Von den ganzen Angriffen, die hier ständig passieren sollen, ham wir ja noch nicht so viel mitbekommen.
    Vielleicht verstecken sie sich und warten auf den besten Moment, um zuzuschlagen, sagte ich nachdenklich.
    Der Chef wollte auch den anderen Zügen die Gelegenheit geben, sich an das Gelände zu gewöhnen, allerdings in sanfterer Weise als bei unserer Hitzepatrouille vor ein paar Tagen. Also unternahmen wir unter der Führung des Hotel Zuges eine erste Patrouille entlang der Hauptstraße vor dem Polizeihauptquartier, die uns wieder viel Schweiß kostete.
    Am frühen Abend wurden wir von Muli zusammengetrommelt. Der Chef will heute noch zur Erkundung aufbrechen, begann er seine Einweisung.
    Ich glaube, der kann’s nicht abwarten, stichelte Hardy.
    Jedenfalls will er den Golf Zug um achtzehn Uhr marschbereit haben, setzte Muli nach. Es soll nur zur Höhe 432 gehen. Aber die Straße ist schlecht, da müssen wir aufpassen.
    Es dauerte eine Weile, bis wir die Nachtausrüstung fertig hatten. Muli wollte, dass wir alle Batterien tauschten, die Nachtsichtgeräte und die Laser an den Waffen prüften. Er gab uns das Gefühl, dass es noch ernster wurde.
    Auf der Straße zur Höhe 432 klappte ich mein Nachtsichtgerät über meine Augen. Sogleich verschwamm die Welt um mich in einem dunklen Grünton. TJ hatte sehr mit den tiefen Löchern auf dem Weg zu kämpfen, der sich schmal und holprig durch die Felder schlängelte. Keines unserer Fahrzeuge fuhr mit Beleuchtung, damit man uns nicht gleich aufklären konnte. Ich hatte in Deutschland schon mit Nachtsichtgerät am Steuer gesessen und wusste, wie ungünstig das war.
    Anhalten, hatte Muli befohlen, und TJ brachte den schweren Dingo irgendwo auf einem Feldweg zum Stehen. Draußen waren nur schemenhaft einige Umrisse zu erkennen.
    Der Chef biegt mit dem Rest hinter uns zur Höhe ab, wir bleiben hier und sichern in Richtung Isa Khel, teilte Muli mit.
    Ausgerechnet Isa Khel. Ich hatte ein mulmiges Gefühl. Wir hatten das Gelände noch nicht bei Licht gesehen, und die Nähe zu den berüchtigten Feinden empfand ich als problematisch. Außerdem fühlte ich mich in der Dunkelheit stets unwohl, obwohl wir mit den Nachtsichtgeräten im Vorteil waren.
    Sag mal, siehst du die Höhe 432?, fragte ich Muli, der vor mir saß.
    Nee, ich seh nichts, gab er so leise zurück, als könnte uns draußen jemand hören.
    Die Nacht war stockdunkel und die Minuten zogen sich zäh dahin. Ich versuchte krampfhaft, durch das Fenster etwas zu erkennen, gab aber schließlich auf. Jemand könnte zwei Meter neben dem Dingo stehen und würde doch in der Nacht verborgen bleiben. Ich hasste die Dunkelheit.
    Nach einer guten halben Stunde hörten wir die Motoren der übrigen Fahrzeuge. Ein Funkspruch bestätigte den Beginn ihrer Rückfahrt, wenig später gefolgt von einer weiteren Information: Einer der Transportpanzer war von dem schmalen Pfad abgekommen und steckengeblieben.
    Können die nicht fahren?, schimpfte TJ laut.
    Über Funk verfolgten wir, wie die anderen versuchten, den schweren Transportpanzer freizuschleppen.
    Die Bergungsaktion war langwierig. Schließlich befahl uns der Chef über Funk, in Richtung Isa Khel weiterzufahren und einen alternativen Weg für die anderen zu suchen. Das war ein Befehl, den wir nicht gut aufnahmen, aber was sollten wir tun? Wir hatten Glück, schon nach wenigen Metern kam die Entwarnung: Wir sind wieder frei, fertigmachen zum Rückmarsch.
    Ich atmete tief durch. Das war noch mal gut gegangen.
    Die Erleichterung war im ganzen Fahrzeug zu spüren. Doch als TJ wendete, war plötzlich ein knirschendes Geräusch zu hören.
    Halt an!, brüllte Muli. Hardy, Joe, fertigmachen zum Absitzen.
    Die Nachtluft umfing mich, als ich auf den Boden sprang. Ich sah mich um und hielt meine

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