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Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen

Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen

Titel: Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Juul
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anfängt. Dennoch verbringt er viel Zeit damit, sich Musikvideos und Ähnliches anzusehen. Was mich erschreckt, ist die Tatsache, dass er viele Berufe im Fernsehen spannender findet als in Wirklichkeit, und dass er meint, alles müsse wahnsinnig viel Spaß machen und hochinteressant sein. Wenn er nur wollte, hätte er alle Möglichkeiten, es im Leben zu etwas zu bringen. Er kann sehr wortgewandt sein, hat seine Begabungen, aber nie gelernt, Widerstände zu überwinden. Wenn er keine Arbeit hat, dann lernt er auch nicht, sich gegen andere Meinungen durchzusetzen. Wir haben jedoch viel Mühe damit, ihn dazu zu bewegen, überhaupt nach einer freien Stelle zu suchen. Wie können wir ihn dazu bringen, seine Haltung zu ändern? Warum will er nicht mit anderen jungen Leuten ausgehen? Könnte das auch daran liegen, dass er keine Großeltern und nur wenig Kontakt zu anderen Familienmitgliedern hat? Oder hängt es mit meiner schwierigen Kindheit zusammen? (Meine Eltern waren psychisch belastet und die Bedingungen, unter denen ich aufgewachsen bin, äußerst problematisch, aber davon habe ich meine Kinder immer bewusst ferngehalten.)
    Irgendwie müssen wir doch einen Weg finden, der in die Zukunft weist – doch wie soll dieser Weg aussehen?
    Eine ausgebrannte und verzweifelte Mutter, die immer nur versucht hat, ihr Bestes zu geben.

    Antwort von Jesper Juul:
    Ihre Schilderung ist ebenso präzise wie differenziert und enthält eigentlich schon die Antwort auf Ihre Fragen. Doch kann ich mich gern im Zusammenhang dazu äußern. Lassen Sie mich zunächst sagen, dass ich selten eine lebendigere Beschreibung eines jungen Menschen ohne Lebenskompetenz – oder mit allzu geringer Erfahrung, um die vielfältigen Herausforderungen des Lebens zu meistern – gelesen habe.
    Er ist leider einer von vielen, der sich am Ende seiner Teenagerjahre in fast allen Bereichen des Lebens als hilflos erweist. Doch im Gegensatz zu vielen anderen hat er keine klinische Depression entwickelt, keinen Selbstmordversuch unternommen, sich selbstständig aus der ersten Abhängigkeit seines Lebens (computerspiele) befreit und kann immer noch von einer lohnenswerten Zukunft träumen. Die Ursachen seiner fehlenden Kompetenz sind jedoch nicht in all den Dingen zu suchen, die Sie beschrieben haben. Sie haben seine Entwicklung vielleicht am Rande beeinflusst, doch die Hauptrolle haben leider seine Eltern gespielt.
    Einfach und brutal ausgedrückt, wurde er von der ewigen Liebe, Fürsorge, Unterstützung und Hilfsbereitschaft seiner Eltern erstickt.
    Das wird sich auch nicht ändern, bis Sie und Ihr Mann den Tatsachen ins Auge sehen und bereit sind, Ihre Haltung Ihrem Sohn gegenüber zu korrigieren.
    Es ist sowohl ironisch als auch paradox und tragisch, dass wir als Eltern so oft darauf aus sind, dass unsere Kinder es einmal besser haben sollen, als wir es hatten, und letztlich gerade dadurch ihre Entwicklung behindern und erschweren. Ihr Sohn hat versucht, Ihnen dies zu vermitteln, zum Beispiel als er leugnete, ein Mobbingopfer zu sein. Das war seine Art zu sagen: »Ich komme schon allein klar, Mama!« Doch ist es ihm nie gelungen, seinen Eltern effektive Grenzen zu setzen. Stattdessen ist er taub geworden. Wäre er dazu in der Lage gewesen, dann hätte er seinem Vater gesagt, dass er bei der Bewerbung für die Unteroffiziersschule keine Hilfe haben will. Stattdessen nahm er die Hilfe an und ging kurz darauf von der Schule ab.
    Die Lösung besteht nicht darin, dass Sie sich jetzt vollkommen anders verhalten, als Sie es bisher getan haben – im Sinne einer Strategie, Ihren Sohn und seine Einstellung zu ändern. Die Lösung sieht vielmehr so aus, dass Sie und Ihr Mann Ihren Brief und meine Antwort zum Anlass nehmen, um ein paar eingehende Gespräche miteinander zu führen.
    Wenn das, was ich geschrieben habe, für Sie einen Sinn ergibt – und Sie dies tief in Ihrem Bauch spüren –, dann ist die Zeit reif für ein ernstes Gespräch mit Ihrem Sohn. Ein Gespräch, in dem Sie die Karten auf den Tisch legen und die Verantwortung für die Fehler übernehmen, die Sie gemacht haben. Das schließt auch die Verantwortung mit ein, sie nicht noch einmal zu machen!
    Die Botschaft ist einfach, doch sie kann einem das Herz aus dem Leib reißen: »Wir lieben dich über alles in der Welt, doch von nun an werden wir das auf eine andere Weise zeigen. Du bist frei, dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen und Zielen zu führen.
    Wir wollen dich nicht mehr beschützen oder

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