Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie

August«, sagte Mum.
    Flame fröstelte und zog ihren Pullover enger um die Schultern. Sie warf einen Blick zu Zak und Marina hinüber, die am anderen Ende des Tisches nebeneinandersaßen. Zak sagte gerade etwas und Flame fiel auf, dass ihre Schwester ihn mit einem zurückhaltenden Blick musterte. Sie wandte sich ab und unterhielt sich weiter mit Quinn, aber zweimal bemerkte Flame aus dem Augenwinkel, wie Zak zum Dach des Hauses hochsah, als halte er nach etwas Ausschau. Sein Blick schien das Dach entlangzuwandern, hin und wieder zurück. Beide Male sah er danach Flame an und hielt ihren Blick einen Moment fest. Augenblicklich sah Flame prüfend zum Dach. Was ist da oben nur?, grübelte sie. Da oben ist etwas und Zak möchte, dass ich das weiß …
    Da sie Zak aufmerksam beobachteten, blieb dieser Austausch den anderen Schwestern nicht verborgen. Marina, Flora und Sky sahen Flame an, dann Zak, dann blickten auch sie hoch zum Dach. Warnt er uns vor etwas?, überlegte Flora.
    Ich bin überzeugt, es steckt auch Gutes in ihm, dachte Marina, die diesem Jungen nur zu gern vertraut hätte.
    Während der Donner weiter grollte, tranken alle ihren Tee aus und begannen, den Tisch abzuräumen. Dad, Flame und Quinn trugen die Teller und Gläser ins Haus. Mum nahm die Teekanne und folgte ihnen in die Küche. Unterdessen beobachteten Sky und Flora besorgt, wie Marina mit Zak über den Rasen davonging.
    »Soll ich mit ihnen gehen?«, fragte Sky.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Flora.
    »Ich hoffe, sie passt weiter auf. Ist dir aufgefallen, wie Zak zum Dach hochgesehen hat?«
    »Ja«, sagte Flora mit nachdenklicher Miene.
    »Wir erzählen besser Flame, dass Marina allein mit ihm ist«, sagte Sky. »Ich habe kein gutes Gefühl dabei.«
    Sie gingen ins Haus und fanden Flame in der Halle. Sie kam gerade aus der Garderobe. Als sie ihr erzählten, dass Marina mit Zak allein war, wirkte sie besorgt. »Geht zu ihnen«, sagte sie.
    »In Ordnung«, erwiderte Flora.
    »Ist dir aufgefallen, dass Zak immer wieder zum Dach hochgesehen hat?«, fragte Sky.
    Flame nickte.
    »Und dann hat er dich angesehen«, sagte Sky.
    »Ja, ich glaube, er wollte, dass ich mitbekomme, wie er dort hochblickt.«
    »Er hat dreimal hochgesehen – einmal hast du dich gerade mit Quinn unterhalten«, sagte Flora.
    »Aber was ist auf dem Dach, an dem Zak ein Interesse haben könnte?«, überlegte Sky laut.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Flame.
    »Vielleicht noch ein Felsling«, sagte Sky.
    »Vielleicht, aber wir können jetzt nicht nachsehen«, sagte Flame, deren Besorgnis wuchs.
    Als Flora und Sky zur Vordertür hinausgingen, stand Flame still da und sah sich um. Durch die Küchentür drangen Gesprächsfetzen und Geklapper, aber in der großen Halle war es ruhig und sie war allein. Sie schritt über die im Schachbrettmuster verlegten schwarzen und weißen Fliesen zum Porträt von Sidney Cantrip. Als das Gewitter näher kam, wurde das Licht in der Halle schwächer. Flame blickte in die Augen ihres Ur-urgroßvaters.
    »Sidney, hilf mir bitte«, flüsterte sie. »Was ist da oben auf dem Dach, an dem Zak ein Interesse hat? Es kann doch kein Zufall gewesen sein, dass er dreimal dorthin gesehen hat? Oh, Sidney, ich wünschte, du würdest mit mir reden …«
    Flame guckte verblüfft. Hatte Sidney gerade gelächelt? Es war eine winzige Regung gewesen, ein Kräuseln im Augenwinkel, der Hauch eines zuckenden Mundwinkels. Sie blinzelte. Sidneys Gesicht blickte reglos von der Wand hinunter. Flame wandte den Blick ab, sah dann schnell wieder hin, als könne sie ihn so erwischen.
    Nein, dachte sie, das Licht muss mir einen Streich gespielt haben. Aber Flame mit ihrem analytischen Verstand fragte sich, warum Sidney ausgerechnet in diesem speziellen Moment gelächelt hatte, falls er es tatsächlich getan hatte.
    Woran habe ich in diesem Moment gedacht? Sie grübelte darüber nach, ging ihre Gedanken Schritt für Schritt noch einmal durch. Ich dachte gerade, dass etwas kein Zufall ist, wenn es dreimal passiert. Da ist etwas auf dem Dach und Zak möchte, dass wir es wissen.
    Flame sah in die Augen ihres Ururgroßvaters. »Das war es, was du mir zu verstehen geben wolltest, nicht wahr?«, flüsterte sie. »Du wolltest, dass ich begreife, dass ich auf der richtigen Spur bin.«
    Flame trat mit einer plötzlichen Überzeugung von der Wand zurück. Es ist noch nicht vorbei, dachte sie. Wir haben gedacht, es sei vorbei, aber das ist es nicht. Da ist etwas auf dem Dach – und Zak weiß