Vierbeinige Freunde
doch viel interessanter als alles, was sie in den Kaufläden gesehen hatte.
Auf dem Heimweg liefen die Kinder hinter ihr her; Vorübergehende blieben stehen und sahen ihr verwundert nach. Zu Hause schloß sie schnell die Tür auf und ging ganz leise, damit die Nachbarn es nicht hörten, in ihr Zimmer.
Maria gab dem Fuchs zu fressen. Dann band sie Lissok eine große hellblaue Schleife um den Hals und fand, daß sie ihn sehr gut kleidete.
Am nächsten Morgen stand Maria zu spät auf. Die Zeit war so knapp, daß sie vergaß, den Fuchs zu füttern.
Während der Arbeit dachte sie immerzu daran, welches Hallo es geben würde, wenn sie dem Geburtstagskind ein lebendes Geschenk überreichte.
Inzwischen saß das arme „Geschenk“ den ganzen Tag hungernd im verschlossenen Zimmer und wartete vergebens auf seine Herrin. Sie kam erst gegen Abend.
Maria hatte kaum die Tür geöffnet, da stürmte Lissok ihr entgegen, wedelte mit dem Schwanz und schmeichelte so sehr, daß Maria einfach verblüfft war. Sie hätte nie gedacht, daß Füchse so zahm und zärtlich sein könnten, und war gerührt.
Sofort goß sie Milch in eine Schüssel und krümelte Brot hinein. Der hungrige Fuchs hatte im nächsten Augenblick alles aufgefressen und sogar die Schüssel ausgeleckt. Aber er wollte noch mehr haben und bettelte, wie er es im Hause des alten Nasar gewohnt war: Er zupfte behutsam an Marias Kleid. Da überließ Maria dem Fuchs ihr Kotelett und die belegten Brötchen, die für das Frühstück bestimmt waren.
Nach diesem sättigenden Abendessen kletterte Lissok seiner neuen Besitzerin auf den Schoß, rollte sich vertrauensvoll zusammen und schlief ein.
Schließlich legte Maria den Fuchs behutsam auf die für ihn bestimmte Decke. Und als Lissok wieder eingeschlafen war, deckte Maria ihn mit einem Tuch zu.
An diesem Abend besuchte Maria ihre Freundin nicht. Sie ging auch am nächsten Tage nicht hin und beschloß, Lissok für sich zu behalten.
Aber jetzt hatte Maria viele neue Scherereien. Morgens mußte sie früher als sonst aufstehen, um Lissok das Futter zu bereiten. Abends mußte sie schnellstens nach Hause, um ihn zu füttern und spazierenzuführen. Sie kaufte ihrem Zögling sogar einen neuen Riemen und ein neues Halsband, auf das sie ihre Adresse schrieb.
Maria sagte ihren Nachbarn kein Wort von dem Fuchs, man konnte nicht wissen, wie die Mitbewohner sich dazu verhalten würden.
Eines Tages aber vergaß Maria, als sie fortging, die Tür ihres Zimmers zu schließen. Vorsichtig nach allen Seiten Umschau haltend, verließ auch Lissok das Zimmer. Er witterte Fleisch und gelangte schnell in die Küche. Hier zog er nochmals Luft ein und sprang geschickt auf den Tisch.
Dort stand eine große flache Schüssel mit Fleisch. Lissok machte sich gierig darüber her und hatte schon ein Großteil verschlungen, als eine Nachbarin in die Küche kam und … vor Schreck erstarrte.
Sie wollte ihren Augen nicht trauen: Auf ihrem Tisch, in ihrer Küche, im Zentrum von Moskau saß ein Fuchs und fraß das zum Mittagessen bestimmte Fleisch. Das war doch die Höhe!
Die Frau ergriff einen Rührlöffel und ging drohend auf den Fuchs los. Der fraß jedoch in aller Ruhe weiter. Ohne die erzürnte Frau zu beachten, stopfte er sich den Rachen voll Fleisch. Dann sprang er vom Tisch herunter und verschwand in Marias Zimmer.
Am Abend klopfte der Hausverwalter an Marias Tür. In der Hand hielt er eine Beschwerde der Nachbarin, die darum bat, den Fuchs unverzüglich aus der Wohnung zu entfernen. Maria erklärte, wie und warum sie den Fuchs gekauft hatte und daß sie ihn jetzt behalten wolle. Aber der Hausverwalter ließ nicht mit sich reden. Maria mußte ihre Freundin anrufen.
Die Freundin war jedoch über das lebende, etwas verspätete Geburtstagsgeschenk entsetzt, lehnte entschieden ab und hängte an.
Da verlor Maria völlig den Kopf. Wo konnte sie den Fuchs nur unterbringen? Natürlich im Tiergarten! Dort fand er sicher gute Pflege, und womöglich bekam Maria noch Geld dafür.
Maria war wieder vergnügt. Sie nahm den Fuchs an die Leine und führte ihn zum Zoo. Aber sie hatte sich zu früh gefreut: Der Tiergarten lehnte es ab, den Fuchs zu kaufen.
„Wir haben sowieso schon zu viele“, wurde ihr gesagt. „Nur wenn Sie uns den Fuchs als Geschenk überlassen wollten, würden wir ihn annehmen.“
Maria überlegte. Es war doch immerhin schade, den schönen Fuchs umsonst abzugeben. Sie drehte sich um und wollte fortgehen, besann sich aber, daß sie ja
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