Vierbeinige Freunde
haschte danach.
Die Kinder nahmen den jungen Fuchs zu Spaziergängen mit. Sie trugen ihn oder banden ihn an eine Leine, und Lissok lief wie ein Hund hinter ihnen her. Die Kinder fürchteten sich, den Fuchs ohne Leine herauszulassen, denn einmal hätten sie ihn so beinahe verloren. Lissok war im Gras untergetaucht und verschwunden. Die Kinder hatten ihn eine ganze Stunde lang gesucht und nur mit großer Mühe wiedergefunden.
Lissok kannte die Kinder sehr gut; wenn er sie erblickte, lief er ihnen entgegen, winselte, wedelte mit dem Schwänzchen, legte sich auf den Rücken und wartete, bis er gestreichelt wurde.
Lissok wuchs sehr schnell. Nach zwei Monaten wurde sein Schnäuzchen spitz, und der graue Flausch verwandelte sich in rotbraunes Wollhaar.
In der Stube war Lissok nicht mehr zu halten; er sprang auf Tisch und Stühle, kletterte überall umher und schleppte alles fort. Mal stieg Lissok in den Schrank und leckte die Sahne aus, mal holte er das Fleisch aus der Suppe. Was er nicht gleich fressen konnte, versteckte er in Großvaters Bett.
Lissok wühlte mit seinen Pfoten Kissen und Decken auf, legte das Fleisch darunter und verscharrte es, so gut er konnte. Wie oft wurde er bestraft! Der Großvater zog ihn unsanft an den Ohren und schalt: „Ah, du rotbraunes Ekel! Mir scheint, du wirst erst Vernunft annehmen, wenn ich dir das Fell abziehe und mir einen Kragen daraus mache.“ Aber im nächsten Augenblick steckte er Lissok einen Leckerbissen zu.
Kaum setzte man sich zu Tisch, war Lissok auch schon da und zupfte mit den Zähnen an den Kleidern. Wer brachte es da übers Herz, dem Fuchs nichts zu geben?
Die ganze Familie verwöhnte Lissok, nur der alte Nasar verwünschte ihn. Er hatte schon gar zu viele Scherereien mit ihm gehabt und wußte nicht, wozu er sich entschließen sollte. Sich von Lissok zu trennen, tat ihm leid; die Kinder hatten sich an ihn gewöhnt. Aber im Haus konnte er auch nicht länger bleiben. Wenn er nachts aus der Stube schlüpfte, stöberte er Hühnerställe durch. Er kannte alle Spalten, durch die er herein- und hinausschleichen konnte.
Der alte Nasar hatte sich seinetwegen mit allen Nachbarn verzankt. Wieviel Geld mußte er für fremde Hühner bezahlen! Und so beschloß der alte Nasar, den Fuchs nach Moskau zu bringen. Vielleicht würde dort jemand einen zahmen Fuchs kaufen. Als die Kinder erfuhren, der Großvater wolle ihren Liebling verkaufen, erhoben sie ein solches Wehklagen, daß es einfach nicht auszuhalten war.
Der Fuchs wedelte mit dem flauschigen Schwanz und blickte den Kindern rührend in die Augen, als wollte er sie trösten.
Aber die Trennung wurde unvermeidlich.
Eines Tages riß Lissok aus und kehrte die ganze Nacht nicht mehr nach Hause zurück. Als der alte Nasar am nächsten Morgen die Tür öffnete, erstarrte er vor Schreck: Vor der Außentreppe lagen, sorgfältig mit den Köpfen zur Tür hin angeordnet, zwölf erwürgte Hühner, und daneben saß Lissok, der mit seiner nächtlichen Jagd sichtlich zufrieden war. Da erschienen auch schon die geschädigten Nachbarn. Es gab ein furchtbares Geschrei. Die Nachbarn drohten mit einer Anzeige bei Gericht, falls der Fuchs nicht fortgeschafft würde.
Noch am selben Tage fuhr der Alte nach Moskau, und neben ihm im Abteil stand der Korb mit Lissok.
In Moskau ging er lange auf dem Markt hin und her, ohne einen Platz zu finden, an dem er mit seinem Fuchs stehenbleiben konnte.
In der Fleischabteilung? Unmöglich! Auch die Milchabteilung war ungeeignet, denn man verkaufte dort immerhin Milch und keine Füchse. Der Alte überlegte eine Weile und beschloß, sich am Eingang des Gemüsemarktes aufzustellen.
Kaum hatte der alte Nasar seinen Korb geöffnet, als er auch schon von einer Menschenmenge umgeben war. Er nahm Lissok auf den Arm, glättete sein flauschiges Fell und legte ihn sich sogar um den Hals, damit man sehen konnte, wie schön und zahm er war.
Es fanden sich jedoch keine Käufer. Alle lobten und liebkosten Lissok, konnten sich aber nicht entschließen, ihn zu kaufen.
Der alte Nasar wollte schon nach Hause fahren, als plötzlich eine junge Frau zu ihm trat.
Sie betrachtete den Fuchs aufmerksam, streichelte ihn und fragte den Alten, wieviel er verlangte.
In seiner Freude nannte der alte Nasar einen viel zu niedrigen Preis.
Maria, so hieß Lissoks neue Herrin, war über ihren Kauf sehr froh. Sie suchte gerade für ihre Freundin ein passendes Geburtstagsgeschenk, was äußerst schwierig war. Ein lebendes Geschenk war
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