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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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wegen zu kommen und dann Wetten abzuschließen, wer wohl Sieger bleiben würde.
    Für gewöhnlich endigte so ein Ringkampf unentschieden. Einmal hatte der tollpatschige Bär die Angriffe Waisleins satt und stieg in den Wasserbehälter. Da saß er nun drin und genoß die angenehme Kühle. Waislein aber lief immer um das Wasser herum und konnte nicht an ihn heran. Das ging eine ganze Weile so, dann riß dem Tiger die Geduld, er machte einen Satz, verfehlte jedoch sein Ziel und plumpste ins Wasser. Jetzt hatte Fomka die Oberhand! Im Wasser war der Bär ja viel gewandter als der Tiger. Im Handumdrehen hatte er daher den Tiger unter sich und zerrte ihn dermaßen unter Wasser umher, daß er ihn beinahe ersäuft hätte. Ganz durchnäßt und zerzaust entwand sich Waislein endlich der Umarmung des Bären und rannte in schmählicher Flucht in seinen Käfig. Nach diesem Erlebnis hütete sich Waislein, in die Nähe des Bassins zu kommen, wenn Fomka badete, ja, sogar zum Trinken suchte er sich eine andere Stelle.
    Dieses Geschehnis aber änderte nichts an der Freundschaft der beiden, nach wie vor verbrachten sie den größten Teil des Tages bei gemeinsamen Spielen.
    Fomka wird gefährlich
    Zum Herbst war Fomka so herangewachsen, daß man nur mit Mühe in ihm das frühere Bärenjunge erkennen konnte. Mit den Tieren auf der Terrasse vertrug er sich genau wie früher, tat den Schwachen nichts zuleide und war gut Freund mit Waislein. Den Menschen gegenüber ließ sein Betragen aber sehr zu wünschen übrig. War er früher gehorsam gewesen, so ließ er sich jetzt nicht einmal von Tante Katja etwas sagen.
    Die arme Tante Katja! Was mußte sie für Listen anwenden, um Fomka gegen seinen Willen in den Käfig hineinzubringen!
    Für gewöhnlich lockte man die Jungtiere mit Futter. Man brauchte ja bloß etwas in den Käfig zu tun, und schon liefen alle hinein. Fomka aber war mit Futter nicht beizukommen, einfach aus dem Grunde, weil sein Bauch ständig, wie eine Trommel, zum Platzen voll war.
    Was es auch war, für alles bekam er einen Bissen zugesteckt: Wenn er nicht zu nahe an die Rampe gehen sollte, wenn man die Terrasse säubern wollte und schließlich einfach dafür, daß er nicht beißen sollte. Mit einem Wort, er bekam so viel, fraß sich dermaßen voll, daß es ihm nie eingefallen wäre, wegen eines noch so guten Bissens in den Käfig zu gehen.
    Was stellte Tante Katja nicht alles an, um Fomka in den Käfig zu locken! Sie kroch selber in den Käfig, flehte den Dickkopf an, versuchte, seine Neugierde zu wecken. Fomka war nämlich ein sehr neugieriges Bärenkind; kaum sah er eine unbekannte Sache, so beeilte er sich auch schon, näher zu kommen, um sie genauer zu untersuchen.
    Diese Schwäche Fomkas versuchten Tante Katja und Lipa für sich auszunutzen. Sie gingen in den Käfig und ließen dort ein Tuch oder eine Jacke oder sonst einen Gegenstand auf den Boden fallen. Dann betrachteten und befühlten sie ihn, als wäre es etwas ganz Besonderes. Je nach der Stimmung Fomkas mußten sie dieses Theater manchmal recht lange spielen. Manchmal kam er aber auch sehr schnell. Tante Katja zerrte ihm dann geschickt das Lockmittel unter der Nase weg und verließ schleunigst den Käfig, Lipa aber mußte die Tür zuschlagen. Das ging natürlich nicht immer so glatt ab. Es kam auch vor, daß Tante Katja das Lockmittel nicht mehr rechtzeitig an sich bringen konnte, dann verfuhr Fomka damit nach seinem Belieben.
    Doch Fomka war klug und hatte bald die List der Wärterinnen durchschaut.
    Mit jedem Tage wurde der Umgang mit dem jungen Eisbären schwieriger. Und als er dann gar eine Wärterin arg zerbissen hatte, wurde beschlossen, ihn auf die Raubtierinsel zu schaffen. Die Trennung von Fomka wurde uns schwer. Aber es blieb uns keine andere Wahl, denn der Bär wurde auf der Jungtierterrasse gefährlich für den Menschen.
    Auf der Raubtierinsel war ein Gehege mit einem großen, tiefen Bassin frei geworden; dort war genügend Platz für Auslauf, Spiel und Bad. Dahinein wurde Fomka gebracht.
    Als er sich in der neuen Umgebung so ganz allein fand, bekam er einen argen Schrecken. Er lief in dem Gehege umher, schrie jämmerlich und suchte nach einem Ausgang. An ein Entkommen war aber nicht zu denken; da verkroch sich Fomka in einen Winkel und kam nicht wieder heraus, nicht einmal nach Futter. Nach dem abwechslungsreichen Leben auf der Jungtierterrasse, wo er mit so vielen Tieren zusammen gewesen war, packte ihn hier in seiner Einsamkeit die Langeweile. Er

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