Vierbeinige Freunde
Ecke in die andere und fiepte kläglich vor Langeweile. Da beschlossen wir, ihn mit den anderen Jungtieren zusammenzubringen. Wir ließen erst die Füchse, Bären, Wölfe und Waschbären hinaus. Als dann alle im schönsten Spielen waren, gesellten wir Fomka zu ihnen.
Fomka kam aus dem Käfig heraus und tat, als sähe er keinen. Doch die Art, wie er schnaufte, wie er den Kopf tief zur Erde gesenkt hielt und wie seine kleinen Äuglein von unten heraufschielten, verriet, daß er sehr wohl alle und alles sah.
Die übrigen Jungtiere hatten ihn sofort erblickt, und ein jedes von ihnen äußerte sich auf seine Weise dem Neuankömmling gegenüber: Die Wölfe zogen die Schwänze ein und liefen, indem sie sich vorsichtig umschauten, zur Seite, den Waschbären stand das ganze Fell zu Berge, wodurch sie wie große Kugeln aussahen, die Dachse stoben auseinander und waren im Handumdrehen von der Bildfläche verschwunden. Am meisten aber waren die Braunbären erschrocken. Wie auf Kommando erhoben sie sich auf die Hinterbeine, sperrten ihre Äugelchen auf und blickten lange verwundert den ihnen unbekannten weißen Petz an. Als dieser nun gar auf sie zukam, brüllten sie entsetzt auf und klommen eiligst, einer den anderen über den Haufen werfend, in den höchsten Baumwipfel.
So war Fomka auf der Terrasse, auf der sich so viele Jungtiere aufhielten, doch wieder allein.
Da ließen wir noch einen jungen Tiger heraus. Er hieß Waislein, weil er ohne Mutter aufgewachsen war.
Sämtliche Jungtiere fürchteten Waisleins starke, krallenbewehrte Tatzen und wichen ihm daher aus. Woher aber sollte Fomka davon eine Ahnung haben? Kaum hatten wir das Waislein herausgelassen, als Fomka auch schon zu ihm hinlief. Waislein fauchte den Fremdling an und hob warnend die Tatze. Der junge Bär verstand aber die Tigersprache nicht, er kam näher heran und hatte im nächsten Augenblick eine Backpfeife weg, daß er sich beinahe überkugelt hätte.
Ein solch heimtückischer Hieb brachte Fomka in Wut. Den Kopf tief zur Erde gesenkt, stürzte er sich mit Gebrüll auf den Beleidiger.
Als wir auf den Lärm herzugelaufen kamen, waren Bär und Tiger nicht mehr auseinanderzuhalten. Fest ineinander verbissen, wälzten sie sich auf dem Boden. Ganze Büschel weißer und rotbrauner Haare flogen um sie her. Mit vieler Mühe gelang es uns endlich, die Raufbolde zu trennen. Wir setzten jeden von ihnen in seinen Käfig und ließen sie erst nach einigen Tagen wieder heraus. Für alle Fälle beobachteten wir sie jetzt, doch waren unsere Befürchtungen überflüssig. Fomka kam Waislein nicht mehr zu nahe. Und nachdem sie nun ihre Kräfte gemessen hatten, begegneten sie einander mit großer Achtung. Fomka belästigte Waislein nicht mehr, und dieser holte nicht mehr mit der Pfote aus, wenn Fomka an ihm vorbeiging.
Auch das Benehmen der anderen Tiere Fomka gegenüber hatte sich geändert. Die braunen Bären bedrängten ihn und wollten mit ihm ringen, die Wölfe und die Waschbären liefen nicht mehr vor ihm davon, und dennoch hatte Fomka kein großes Interesse an ihnen. Er jagte hinter den jungen Füchsen und den Dingos her und rang mit den jungen Braunbären, doch war klar zu sehen, um wieviel stärker er war als alle die anderen Tiere und wie leicht ihm der Sieg wurde. Er brauchte aber einen ebenbürtigen Gegner, und ein solcher war eben nur Waislein. Auch den Tiger zog es augenscheinlich zu Fomka.
Ganz allmählich, indem sie täglich miteinander spielten, lernten die beiden sich näher kennen, und nach ungefähr vierzehn Tagen waren sie regelrechte Freunde geworden.
Ganze Tage verbrachten sie zusammen. Es war außerordentlich interessant, ihre Spiele zu beobachten. Waislein liebte es, sich zu verstecken und dann ganz unerwartet den Kameraden anzufallen: Fomka kommt arglos dahergetrottet, der Tiger springt hervor, packt den Bären am Schlafittchen, schüttelt ihn ein paarmal durch und nimmt Reißaus. Fomka dagegen hatte einen ausgesprochenen Hang zum Ringkampf. Er umschlingt den Tiger mit den Vorderpfoten, drückt ihn fest an sich und bemüht sich, ihn auf die Schulterblätter zu legen. Es ist schwer, sich aus der Umarmung eines Bären zu lösen, doch der gestreifte Räuber gibt nicht nach. Er stemmt sich mit den Hinterpfoten gegen Fomkas Bauch und versucht, ihn auf diese Weise von sich wegzustoßen. Eine Menge Menschen versammelte sich bei solcher Gelegenheit vor der Jungtierterrasse. Einige der Besucher machten sich einen Spaß daraus, eigens dieser Ringkämpfe
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