Vierbeinige Freunde
durchstreifte das Gehege, spielte überhaupt nicht mehr und wurde mürrisch und bösartig. Lange brauchte sich Fomka nicht zu grämen. Kurze Zeit darauf wurde ein zweiter Eisbär in den Zoo eingeliefert. Es war Maschka, eine junge Eisbärin; sie wurde zu Fomka ins Gehege gebracht. Sie war viel kleiner als Fomka, doch tat er ihr nichts. Zärtlich prustend, beschnupperte er Maschka, dann gingen sie zusammen ins Wasserbassin. Den ganzen Tag über badeten und spielten sie zusammen, und abends schliefen sie, sich mit den Pfoten umschlungen haltend, ein.
Von da an beruhigte sich Fomka und hatte in Gesellschaft der kleinen Eisbärin Maschka auch keine Langeweile mehr.
NAJA–DER FISCHOTTER
Das kleine Pflegekind
Naja ist ein kleiner Fischotter. Sein Körper ist lang und biegsam, als wäre er knochenlos; das Köpfchen ist flachgedrückt wie bei einer Schlange, die Augen sind klein wie zwei Perlen. Betrachtet man dies alles im einzelnen, so müßte man Naja für eine Mißgeburt halten, im ganzen gesehen schaute er in seinem buschigen Fellchen jedoch so reizend aus, daß jeder den Wunsch hatte, ihn zu streicheln.
Naja wurde als ganz kleines Otternjunges in den Zoo gebracht. Es gibt viel Schererei und Plackerei mit solch einem kleinen Wesen. Tag und Nacht muß es gefüttert werden, es muß dafür gesorgt werden, daß es nicht friert, immer muß eine Wärmflasche zur Hand sein. Damals hatte ich gerade Urlaub und verbrachte diesen in einem Landhaus in der Umgebung Moskaus. Ich hatte keinerlei wichtige Beschäftigung, und da es mir Naja angetan hatte, beschloß ich, ihn zu mir in Pflege zu nehmen.
Schon am selben Tage fuhr ich mit meinem neuen Pflegekind nach dem Landhaus hinaus.
Der Zug war sehr voll, mit Mühe nur fand ich einen Sitzplatz. Der kleine Otter lag zusammengerollt in einem Körbchen und schlief ganz fest. Ich stellte das Körbchen neben mich und nickte ebenfalls ein. Ein gellender Pfiff weckte mich. Die neben mir sitzende Reisende sprang mit Gekreisch zur Seite. Alles sah sich nach mir um. Erst nach dem zweiten Pfiff und nachdem alle Plätze um mich her leer geworden waren, begriff ich, was los war. Der Grund der allgemeinen Aufregung war Naja. Er hatte es wohl über, in dem engen Körbchen zu sitzen, war herausgeschlüpft, und sein gellender Lockpfiff galt wahrscheinlich der Mutter.
Ich stecke ihn wieder in das Körbchen und begab mich hinüber in den nächsten Wagen. Der Rest der Reise verlief ohne Störungen.
Am meisten freute sich mein Söhnchen Tolja über den neuen Hausgenossen. Irgendwo hatte er gelesen, wie trefflich ein Otter schwimmen kann und wie gut er Fische fängt. Nun hatte er einen richtigen kleinen Otter, und er versicherte mir, daß ihm Naja, wenn er erst groß wäre, bestimmt Fische fangen würde.
Tolja wollte Naja selbst versorgen. Er richtete ihm neben seinem Bett ein warmes, bequemes Nestchen ein, gab ihm Milch zu trinken und bettete ihn zur Ruhe. Naja schlummerte fast sofort ein. Er lag auf der Seite, das Pfötchen unter dem Kopf, ganz wie ein Mensch. So schlief er fast immer, nur manchmal legte er sich auf den Rücken und faltete die Pfötchen über dem Bauch. Tolja deckte ihn dann mit einer Deck zu, und das sah sehr possierlich aus.
Naja hatte sich sehr bald an uns gewöhnt. Er kannte uns alle an der Stimme und am Schritt. Man war noch nicht richtig zur Tür hinein, da kam er einem schon entgegengelaufen und drückte seine Freude in einem eigentümlichen, dem Vogelgezwitscher ähnlichen Ton aus. Naja war überhaupt ein munteres und zärtliches Tierchen. Den ganzen Tag über spielte er. Er schlug Purzelbäume und fing seinen eigenen Schwanz. Er hatte auch sein ausgesprochenes Lieblingsspielzeug, das war Toljas Plüschhündchen. Was stellte er nicht alles mit diesem Hund an! Bald stürzte er sich urplötzlich darauf wie auf eine Beute, zerrte ihn an den großen, weichen Ohren, dann lief er, den langen Schwanz hoch erhoben, vor ihm davon, um ihn gleich wieder von der anderen Seite anzuspringen. Oder er legte sich auf den Rücken, umfaßte den Hund mit den Vorderpfoten und versuchte, einen Ringkampf mit ihm durchzuführen. In seinen Pfoten schien das Hündchen lebendig zu sein. Es hüpfte hoch und schien den Otter anzufallen und gleich wieder von ihm wegzuspringen. War Naja vom Spielen müde, schlief er neben seinem Spielzeug ein. Nahm man ihm das Hündchen aber einmal weg, so suchte er es überall im Zimmer und winselte in einem hohen, klagenden Ton.
Im heimischen Element
Als
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