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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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mit der Möhre und dem Apfel. Ich machte den Schluß, denn ich trug den Seehundsspeck, der einen so fürchterlichen Geruch ausströmte, daß ich gezwungen war, mir mit der freien Hand die Nase zuzuhalten.
    Als erste betrat Lipa den Käfig. Sie hatte das Schüsselchen mit dem Brei noch nicht richtig hingestellt, da hatte es Fomka bereits umgestülpt, beschnupperte es und lief gleich weiter zu Tante Katja. Tante Katja legte den Apfel und die Möhre vor ihn hin und tat auch noch ein Plätzchen, das sie irgendwo aus ihren Taschen hervorholte, hinzu. Doch Fomka schenkte auch diesen Leckereien keinerlei Beachtung, er stand schon am Gitter und blickte mir voller Gier entgegen. Ich öffnete die Tür, und der Seehundsspeck platschte wie eine große Qualle vor die Füße des Bärenkindes. Lipa, Tante Katja und ich dachten nichts anderes, als daß sich Fomka nun auf den Speck stürzen würde. Doch unsere Hoffnungen sollten enttäuscht werden. Fomka packte zwar gierig den Speck, schleuderte ihn aber im gleichen Augenblick wieder von sich. Da brachten wir ihm alles aus dem Futterraum, was für die übrigen Tiere zurechtgemacht war. Wir brachten es wahllos an und bauten es vor Fomka auf.
    Doch auch das half nichts.
    Fomka schnupperte daran herum, stürzte alles um, fraß aber gar nichts. Nun glaubten wir, daß er noch satt sei; als er aber gegen Abend vor Hunger aus vollem Halse zu heulen begann und trotzdem kein Futter annahm, holten wir den Arzt. Dieser kam und wollte das Bärenjunge untersuchen. Doch das brüllte und tobte dermaßen, daß sich der Arzt nicht entschließen konnte, zu ihm hineinzugehen, zudem sah Fomka auch gar nicht aus wie ein Kranker. Wir waren alle ratlos über das Benehmen des Jungbären und beschlossen, erst einmal den nächsten Morgen abzuwarten.
    Die ganze Nacht über schrie und tobte Fomka, am Morgen aber fraß er wieder nicht. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns an Ilja Pawlowitsch zu wenden. Man konnte ja nicht wissen, vielleicht fraß Fomka nicht, weil er sich nach seinem Herrn sehnte?
    Ilja Pawlowitsch empfing mich sehr freundlich. Er fragte mich so ausführlich nach dem Wohlergehen seines Zöglings, daß ich mich nicht entschließen konnte, ihm gleich eine schlechte Nachricht mitzuteilen. Schließlich mußte ich doch mit der Sprache heraus. Ilja Pawlowitsch hörte mich bis zu Ende an und – lachte aus vollem Halse. Gleichzeitig meldete sich das Telefon. Ilja Pawlowitsch nahm den Hörer ab – er wurde dringend abgerufen. Er versprach mir noch, in den Zoo zu kommen, und fuhr davon.
    Ilja Pawlowitsch hielt Wort. Er erschien noch am selben Tage, gegen Abend. Er hatte ein kleines Köfferchen bei sich, mit dem ging er gleich zu Fomka hinein. Was in dem Köfferchen war, wußten wir nicht. Ilja Pawlowitsch stellte das Köfferchen hin und sagte, daß er sich gleich daranmachen werde, Fomka zu kurieren. Nun holte er ein großes Taschenmesser aus seiner Tasche. Wir waren so verwundert, daß wir Ilja Pawlowitsch fragten, wozu er denn das Messer brauche und ob es nicht besser sei, den Arzt zu rufen.
    Ilja Pawlowitsch lächelte nur geheimnisvoll, machte sein Köfferchen auf und entnahm ihm eine Büchse mit der Aufschrift „Kondensierte Milch“. Ilja Pawlowitsch öffnete diese Büchse mit seinem Messer und reichte sie dem Bären. Dieser ergriff sie gierig mit den Vorderpfoten, schleckte mit seiner langen, roten Zunge sorgfältig die Milch aus ihr heraus und leckte sie dann auch noch von außen ab, so daß sie glänzte, als wäre sie frisch poliert.
    Während Fomka fraß, enthüllte uns Ilja Pawlowitsch das Geheimnis dieser „Krankheit“. Das Geheimnis bestand darin, daß Fomka während seiner Flugreise ausschließlich mit Kondensmilch gefüttert worden war und sich so daran gewöhnt hatte, daß er von keinem anderen Futter mehr wissen wollte.
    Es kostete uns viele Mühe, Fomka diese Leckerei abzugewöhnen. Er war eigensinnig und weigerte sich hartnäckig, etwas anderes zu sich zu nehmen. Um ihn zum Fressen zu bringen, taten wir Kondensmilch in jede Speise, sei es nun Brei, Suppe oder auch Lebertran. Auf diese Weise gewöhnten wir Fomka ganz allmählich an anderes Futter und heilten ihn von seiner „Krankheit“, so daß er zuletzt die für einen Eisbären übliche Kost bekam.
    Fomka macht eine Bekanntschaft
    Bald ließen wir Fomka auf die Terrasse hinaus, welche die Jungtiere gemeinsam benutzten.
    Erst schickten wir ihn allein hinaus. Doch Fomka wollte nicht allein spielen. Er trottete aus einer

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