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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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täglich.
    Die Wärter öffneten mir den Käfig. Naja lief vor der Tür hin und her und zwitscherte ungeduldig. Dann kroch er mir auf den Arm und schmeichelte, und erst danach fing er zu spielen an. Jetzt, im Winter, waren seine Spiele ganz anderer Art als im Sommer. Sein Wasserbehälter war von dickem Eis bedeckt, doch das hinderte Naja nicht am Baden. Genauso wie früher forderte er mich auch jetzt auf, ihm in das Wasser zu folgen, mit ihm in einem Eisloch zu tauchen. Er tauchte in dem einen Loch unter und kam aus einem anderen wieder heraus. Wenn er aus dem Wasser heraus war, lief er ein Hügelchen hinauf, legte sich flach auf den Bauch und rutschte wieder herunter. Diesen kleinen Eisberg hatte er sich selber aus einem Schneehügelchen dicht am Wasser errichtet: War er aus dem Wasser gekommen, so stieg er, ohne sich abzuschütteln, so naß, wie er war, auf das Schneehügelchen. Das von ihm ablaufende Wasser rann den Hügel hinunter und gefror auf der Stelle. Und das wiederholte er immer wieder; hinein ins Wasser, hinauf auf den Hügel, bis der Eisberg fertig war.
    Von diesem Berg rodelte Naja herunter.
    Er stieg hinauf, legte sich platt auf den Bauch oder auf den Rücken und ließ sich ins Wasser hinabgleiten. Man fror schon beim Zuschauen. Es war so kalt, daß man am liebsten die Nase nicht aus dem Kragen herausschauen ließ, Naja aber badete mit demselben Wohlbehagen wie im Sommer. Sein glänzendes Fell war so dicht und glatt, daß es nur an der Oberfläche naß wurde. Der Fischotter brauchte bloß aus dem Wasser zu springen und sich abzuschütteln, und schon war er wieder trocken.
    Naja gab genau acht, daß seine Eislöcher nicht zufroren. Er durchstieß das Eis mit dem Kopf und brach die vereisten Ränder mit den Zähnen frei. Außerdem hatte er im Eis auch noch Atemlöcher. Das waren ganz kleine Löcher, durch die er unter dem Eise atmete. Ich wußte lange nichts von solchen Löchern. Einmal blieb Naja geraume Zeit unter dem Eise. Ich erschrak und glaubte schon, es sei ihm etwas passiert. Ich fing schon an, ihn zu suchen. Da sah ich plötzlich, daß der Schnee an einer Stelle ein ganz klein wenig geschmolzen war und wie dort Dampf aufstieg. Ich trat näher heran und hörte, wie irgend etwas unter dem Eise schnaufte. Es war Naja, der sich vor mir versteckt hatte, die Nase an das Luftloch gepreßt hielt und so atmete. Später fand ich noch mehrer solcher Atemlöcher. Sie waren sehr klein und froren auch bei stärkstem Frost nicht zu. An kalten Tagen hatte Naja viel zu tun, um seinen Eisbetrieb nicht zufrieren zu lassen.
    Zum Schlafen hatte sich Naja einen Bau im Schnee gegraben. Von diesem Bau aus führte unter dem Schnee ein Gang bis zum Wasserbassin. Naja liebte es, im Schnee zu wühlen.
    An freien Tagen führte ich Naja spazieren. Unser Weg ging die Allee entlang, am großen Teich des Zoologischen Gartens vorbei. Der Teich war von einem Gitter umgeben, doch Naja versuchte nicht einmal, da hindurchzuschlüpfen. Wohl aber verschwand er öfters in den Schneewehen. Ich ging auf dem Weg, und Naja lief unsichtbar neben dem Weg her – unter dem Schnee. Ich brauchte aber nur seitwärts abzubiegen, und schon sprang Naja unter dem Schnee hervor und lief an meiner Seite weiter.
    Ich habe mich immer gewundert, wie er unter dem tiefen Schnee hören konnte, daß ich seitwärts abbog.
    Naja hatte noch eine Liebhaberei. Er rollte Schneekugeln, und dies ganz besonders gern an Tagen, wenn frischer, weicher Schnee gefallen war. An solchen Tagen brauchte er bloß ein Schneeklümpchen, das er dann mit der Nase vor sich her rollte. Er rollte es solange, bis das Klümpchen zu einem großen Klumpen wurde. War der Schneeklumpen dann so groß geworden, daß Naja nicht mehr imstande war, ihn vom Fleck zu bewegen, warf er sich auf ihn, biß ihn, wühlte sich mit den Pfoten hinein und hörte nicht eher damit auf, als bis er wieder vollkommen zerfallen war.

    Zwar liebte Naja Spaziergänge, doch waren wir bald gezwungen, sie einzustellen. Und zwar aus dem folgenden Grunde: Einmal gingen wir, wie immer, den großen Teich entlang. Da schlüpfte Naja unter dem Gitter durch und lief zu der aufgebrochenen eisfreien Wasserstelle hinunter. Ich war sehr erschrocken, denn da unten schwammen Enten, Schwäne und eine Menge anderer Vögel umher. Sie konnten vor Naja erschrecken und davonfliegen, oder Naja konnte die Vögel anfallen und totbeißen. Kaum wurden die Vögel des Fischotters ansichtig, als die Enten, Gänse und Seetaucher auch schon mit

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