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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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gleichzumachen.
    In der neuen Umgebung machte sich Naja zuerst daran, das Gelände zu besichtigen. Er schlüpfte durch Gras und Büsche, kletterte auf die Bäume, kroch in den hohlen Baumstamm und versuchte, den Käfig zu unterwühlen, – hatte aber keinen Erfolg damit. Nun untersuchte er das Gitter. Da blieb keine Masche, durch die er nicht versucht hätte hindurchzuschlüpfen. Als man am nächsten Morgen kam, um die Aufnahmen zu machen, war Naja nicht mehr im Käfig.
    Man suchte ihn allerorten, man rief nach ihm, aber er blieb verschwunden.
    Es wurde dunkel, und man war gezwungen, das Suchen auf den folgenden Tag zu verschieben.
    Nachts entstand unter den Vögeln am großen Teich Tumult.
    Auf den Lärm hin kam der Wärter angelaufen. Er sah, wie der lange, schmale Schatten des Otters ins Wasser huschte. Am Morgen zeigten die Reste einer verspeisten Ente und die Spuren des Otters, daß die Nacht für Naja nicht erfolglos gewesen war.
    Auf dem neuen Gelände des Zoologischen Gartens wurden Seetaucher mit rotem Kropf gehalten. Das war eine sehr seltene, kostbare Vogelart, und Naja war imstande, den ganzen Stamm abzuwürgen. Und so wurde beschlossen, Naja entweder zu fangen oder abzuschießen.
    Fünf Tage lang war Naja unauffindbar. Tagsüber hielt er sich im Uferdickicht versteckt, nachts ging er auf Jagd. Oft hatten die Wärter versucht, ihn zu fangen, doch er entwischte ihnen geschickt unter den Händen.
    Als ich auf dem Heimweg über das neue Gelände kam, erzählte mir der Wärter von Najas Verschwinden.
    „Naja, Naja, Naja!“ rief ich unwillkürlich, als ich am großen Teich vorbeikam, so, wie ich ihn früher immer gerufen.
    Und Naja, der unauffindbare, nicht zu greifende Naja, antwortete mir mit einem Lockpfiff. Das Wasser zerteilend und auf seinem Wege die Vögel auseinanderscheuchend, kam er auf mich zugeschwommen, und wie vor langer Zeit als junger Otter lief er gehorsam neben mir her in den Käfig.
     
    Seitdem waren einige Jahre vergangen. Der Krieg brach aus. Die Tiere mußten evakuiert werden.
    Der Schleppkahn mit den Tieren zog die Wolga entlang, als drei deutsche Flugzeuge, eins nach dem anderen, den Kahn angriffen.
    Eine Brandbombe fiel hinter dem Schiff ins Wasser, eine zweite traf das Vorschiff, wo die Käfige mit den Tieren untergebracht waren. Auch Naja befand sich darunter. Ein Teil der Tiere wurde getötet, ein anderer über Bord geschleudert, der Rest raste voller Entsetzen auf dem Deck umher.
    Es ist schwer zu sagen, wie es Naja ergangen ist. Kam er zwischen den Schiffstrümmern um, oder blieb er in seinem ureigensten Element am Leben? Ich weiß es nicht. Doch auch heute noch muß ich oft an den kleinen Otter denken, den wir in unserem Heim aufgezogen hatten.
     

STUMMELSCHWANZ
    Stummelschwanz war ein hochbeiniger, magerer Fuchs. Kr hatte große, spitze Ohren, ein klein wenig schräg stehende Augen und eine Schnauze, die ständig zu lächeln schien. Stummelschwanz hatte nicht einmal einen richtigen Fuchsschwanz. Statt eines buschigen, langen Schwanzes, der doch die Zierde eines jeden Fuchses ist, hatte er nur einen kurzen Stummel. Und gerade dieser Schwanzstummel gab ihm irgendwie einen besonders verwegenen Ausdruck.
    Ein Jäger hatte ihn in den Zoo gebracht.
    In dem Käfig, in den man Stummelschwanz gesteckt hatte, waren noch viele Füchse. Dieser Umstand versetzte ihn aber durchaus nicht, wie es sonst bei Neulingen zu sein pflegt, in Verlegenheit. Er fühlte sich in der neuen Umgebung gleich wie zu Hause, und als einer der Füchse ihn beißen wollte, drehte sich Stummelschwanz geschickt herum, packte den Streitsüchtigen am Kragen und schüttelte ihn dermaßen ab, daß nach diesem Vorfall nicht nur dieser eine Fuchs, sondern auch keiner von den anderen mehr Lust verspürte, ihm zu nahe zu kommen. Dagegen verhielt er sich zu Onkel Ljonja, dem Wärter, der die Füchse betreute, als kenne er ihn schon sein ganzes Leben lang.
    Wenn Onkel Ljonja den Käfig betrat, sprang Stummelschwanz ihm entgegen, wedelte mit seinem Schwanzstummel und blickte ihm zärtlich ins Gesicht, als erwarte er eine Erwiderung seiner Zärtlichkeit. Und es muß schon gesagt werden, Onkel Ljonja liebkoste ihn tatsächlich mehr als die anderen Füchse und ließ ihm auch öfter als den anderen das beste Stückchen Fleisch zukommen. Mit einem Wort, Stummelschwanz verstand es vorzüglich, sich in alle Lagen des Lebens zu fügen. Und noch eine Eigenart verblüffte uns immer wieder an Stummelschwanz: Er war ein äußerst

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