Vietnam
Räucherstäbchen angezündet, den Ahnen Geldscheine geschenkt (indem man Papiergeld verbrennt), Votivgaben (in der modernen Zeit z. B. kleine TV-Geräteattrappen oder Miniautos) und neue Kleidung dargebracht. Auch Festmahle werden den Ahnen regelmäÃig dargeboten. Die Vorfahren werden auÃerdem bei allen für die Familie wichtigen Entscheidungen zu Rate gezogen.
Die Ahnen sind Teil der Geisterwelt. Wenn sie sich wohlfühlen, können sie der Familie helfen. Sie können ihr aber auch schaden, wenn sich keiner um sie kümmert. Für die Pflege des Altars und die Durchführung der Zeremonien ist das älteste männliche Familienmitglied zuständig. Stirbt ein Angehöriger der Familie, wird eine neue hölzerne Tafel auf dem Altar aufgestellt. 100 Tage nach der Beisetzung kehren die Ahnen ins Haus zurück und bewohnen ab diesem Zeitpunkt in der Tafel den Ahnenaltar.
Ohne Nachfahren
Wenn ein kinderloser Mensch stirbt, hat seine Seele keinen Ahnenaltar, also keinen Ort, an den sie zurückkehren kann. Um einem Umherirren der Seele vorzubeugen, bezahlen solche Menschen die Priester in den Tempeln, damit diese für sie beten. Oder sie veranlassen, dass sie nach ihrem Tod in eines der kleinen Schreinhäuschen
(cuong)
, die überall an den StraÃen und auf den Feldern stehen, einziehen dürfen.
Animismus
Der Geisterglaube bestimmt nach wie vor das Alltagsleben. Die Menschen haben ein gespaltenes Verhältnis zu den Geistern, denn sie können beschützen, aber auch Unglück bringen. Allgemein unterscheidet man drei Geistertypen: Ahnen, ortsgebundene Territorialgeister und Naturgeister. Die Animisten teilen zudem das Universum in drei Sphären: Himmel, Erde und Menschheit. Ãber all diese Sphären wacht der Herr des Himmels, der Ong Troi genannt wird. Ihm stehen die Geister der Erde, der Berge und des Wassers zur Seite.
Vier Tiere sind wichtig für das System des Geisterglaubens: Der Drache ist Repräsentant des Königtums; er symbolisiert Macht und Klugheit. Der Phönix steht stellvertretend für die Königin und ist zuständig für Frieden und Schönheit. Die Schildkröte gilt als Beschützerin des Reiches und steht für Langlebigkeit. Der Kylni , ein Fabelwesen, das im Deutschen oft als Einhorn bezeichnet wird, repräsentiert Weisheit.
Abbildungen oder Statuen dieser Tiere finden sich in nahezu allen Pagoden und Heiligtümern. Daneben hat jedes Dorf und jede Stadt noch einmal ortsgebundene Schutzgeister. Diesen wird in den Tempeln und Gemeindehäusern gehuldigt. Dazu gehören auch die Gottheiten aus dem taoistischen Pantheon.
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An vielen Tempeln werden Opfergaben verkauft.
Buddhismus
Die wenigsten Vietnamesen leben den reinen Buddhismus. Viele verehren neben Buddha noch andere Götter, glauben an Geister und ehren die Ahnen. Der Buddhismus Vietnams ist daher eher eine Volksreligion, vermischt mit allen anderen prägenden religiösen Strömungen, die die Vietnamesen in den Buddhismus integriert haben. Daher finden sich auch in den buddhistischen Tempeln zahlreiche Götter des vietnamesischen Pantheons (Näheres zur Tempelarchitektur s. S. 189 ).
Aufgrund ihrer Geschichte genieÃen die Buddhisten Vietnams den Ruf, auf Missstände aufmerksam zu machen (s. S. 156 , Kasten). Auch heute noch fordern die Mönche die Einhaltung der Menschenrechte und werden nicht müde, den Staat und seine Regierung zu kritisieren. Nachdem ab 1975 viele Bildungseinrichtungen geschlossen wurden, können heute die sozialen und pädagogischen Programme wieder vermehrt angeboten werden.
Die Grundzüge des Buddhismus
Die Grundlage des Buddhismus ist das Wissen, dass nichts beständig ist. Leben bedeutet, Leiden zu erfahren: Alter, Krankheit, Armut, Schmerz. Und da der Mensch immer wieder geboren wird, durchlebt er diesen Kreislauf stets neu. Der Buddhist weià um die RegelmäÃigkeit des Kreislaufs und richtet sein Verhalten danach aus, indem er versucht, Gutes zu tun und rechtschaffen zu leben. Allein schon die Absicht bewirkt Positives im nächsten Leben. Wer den Ursprung des Leidens und der Wiedergeburten erkennt, den die Buddhisten in der Gier, dem Hass und der Unwissenheit sehen, der kann sein Leben so ausrichten, dass er Erlösung findet. Aus dem Kreislauf der Wiedergeburten austreten kann nur, wer den Achtfachen Pfad des Buddha befolgt.
Die Swastika
Viele Buddhafiguren haben auf der Brust die Swastika,
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