Vietnam
Bergland diente, wurde 2008 von einem weiteren Trainigshandbuch ersetzt. Dieses weist die Staatsbeamten in klaren Worten an, die âabnormal schnelle und spontane Ausbreitung des protestantischen Glaubens in den nördlichen Provinzen entschieden zu unterdrückenâ. Die Sprache hat sich gegenüber der nach dem Krieg geändert, die Situation nicht. Nachdem ab 1975 die nationale Sicherheit als Grund für die Verfolgung genannt wurde, wird im neuen Handbuch auf den Schutz der traditionellen Kultur verwiesen. Das Abschwören der Religion wird weiterhin mit Zwang durchgeführt â was im Gegensatz zur Religionsfreiheit steht.
Hoa Hao
Diese Religion entstand wie der Caodaismus im Süden. Sie entwickelte sich Ende der 1930er-Jahre in Chau Doc und wurde schnell politisch. Zeitweilig hatte sie eine sehr groÃe Anhängerschaft.
Die Gründung der Religion
Begründer dieser buddhistischen Strömung, die eine einfache Form lehrt und ohne Rituale auskommt, ist der Mystiker Huynh Phu So. Nach einer schweren Krankheit, die wunderbarerweise die Mönche der Tra Son-Pagode zu heilen wussten, verblieb der noch junge So im Kloster und lernte die Meditation. Als sein Meister Xon starb, kehrte er in sein Heimatdorf zurück. Während einer Meditation fiel So in Trance und erkannte, wie er den Buddhismus ab sofort leben wollte. Wichtig war ihm das Prinzip der Hochachtung der Kinder gegenüber ihren Eltern. Zudem verbot er den Genuss von Alkohol und Opium und das Glücksspiel. Für die Ausübung des Hoa Hao-Buddhismus, was übersetzt âFriede und Freundlichkeitâ bedeutet, braucht es keine Heiligen oder Mittler. Vielmehr erreichen die Gläubigen durch Meditation, Fasten und Beten die Erleuchtung. Dafür müssen sie nicht ins Kloster, sondern können zu Hause praktizieren.
Die Hoa Hao werden politisch
In den 1940er-Jahren politisiert sich die Hoa Hao-Bewegung. Den französischen Kolonialherren ist der Begründer Huynh Phu So suspekt; sie erklären ihn kurzerhand für geisteskrank und lassen ihn in eine Klinik einweisen. Wieder entlassen, wird er unter Hausarrest gesetzt. Als die Japaner das Land kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs besetzen, bewaffnen sie die Anhänger der Hoa Hao. Als der Konflikt mit den Franzosen offen aufflammt, treten die Hoa Hao ihnen gut ausgerüstet entgegen. Aber auch gegen die neuen Machthaber aus dem Norden formiert sich Widerstand. Gegen Ende des Krieges gründet So mit seinen Anhängern eine anti-kommunistische Partei. 1947 wird So von den Viet Minh ermordet. Die Bewegung wächst dennoch weiter und mit ihr auch die Zahl der Milizen. Als Diem an die Macht kommt, gelingt es ihm, denmilitärischen und politischen Arm der Hoa Hao zu zerschlagen und die Anhänger zu spalten. Einige schlieÃen sich der Befreiungsarmee an, die meisten jedoch entscheiden sich dafür, auf Seiten der Amerikaner für die nationalistischen Ziele ihres Gründers zu kämpfen. Als Sai Gon 1975 durch die Kommunisten befreit wird und die letzten Amerikaner das Land längst verlassen haben, kämpfen die Milizen der Hoa Hao weiter für ihre Unabhängigkeit. Erst im Laufe des Jahres können die neuen Machthaber viele Anhänger vertreiben bzw. einsperren.
Heute zählt die Religion immerhin noch etwa 1,3 Mio. Mitglieder. Laut eigener Aussage haben die Hoa Hao 5 Mio. Gefolgsleute (mehr dazu unter www.hoahaobuddhism.org ). 1999 wurde der unpolitische Hauptzweig der Hoa Hao von der Regierung anerkannt. Die antistaatlichen Flügel jedoch sind weiterhin verboten.
Caodaismus
Diese Religion entstand 1925 im Süden Vietnams und ist wie die Hoa Hao eine originär vietnamesische Religion. Heute hat sie etwa 2 Mio. Anhänger. 1926 wurde der Caodaismus von den französischen Herrschern offiziell anerkannt. Schnell entwickelte die Gemeinschaft politische Interessen, baute ihre Macht aus und galt als halbautonomer Staat mit paramilitärischem Flügel. Die Caodaisten widersetzten sich den Kommunisten und auch dem katholischen Regime unter Diem. Nach 1975 gingen viele Priester ins Exil oder landeten in Umerziehungslagern. Die Schulen wurden geschlossen, und auch die Tempel durften erst im Zuge von Doi Moi 1990 wieder geöffnet werden.
Das Auge des Höchsten
Repräsentiert wird das hohe Wesen als ein alles sehendes Auge auf einer blauen, von Sternen beleuchteten Erdkugel. Dieses Auge steht hinter dem Altar; als Besucher darf man
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