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Vietnam

Vietnam

Titel: Vietnam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Markand
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Märtyrern erklärt und heilig gesprochen.
    Die Verfolgung der Christen diente schließlich den Franzosen als Argument, das Land zu besetzen und zu kolonialisieren (s. S. 147 , Der Weg in die Kolonialisierung). Unter dieser Fremdherrschaft wurde der Katholizismus im Süden zu neuer Blüte geführt.
    Ende des 19. Jhs. kamen die ersten Protestanten aus Kanada und Amerika nach Vietnam, um
Tin Lanh
, „Gute Neuigkeiten“, zu verkünden. Schnell hatten sie Erfolg, vor allem bei den ethnischen Minderheiten im Hochland und im Norden – eine Erfolgswelle, die bis heute anhält.
Das Christentum von der Kolonialzeit bis 1975
    Während der Kolonialzeit entstanden zahlreiche christliche Kirchen, Klöster, Missionen, Krankenhäuser und Schulen. Das neue Bildungssystem führte zur Ausbildung einer katholischen Elite. In den 1950er-Jahren waren etwa 2 Mio. Vietnamesen Christen. Der Einfluss der Katholiken war im Süden des Landes besonders hoch, und als im Zuge der Landesteilung 1954 immer mehr christliche Vietnamesen aus dem Norden in den Süden wanderten, verstärkte sich diese Gewichtung. Einige, die den Weg gen Süden antraten, taten dies aus Gründen der Opposition gegen den Kommunismus, die meisten jedoch, weil sie sich im Süden als Christen ein besseres Leben versprachen. Etwa zwei Drittel der Zuwanderer waren Katholiken. Unter der Herrschaft Ngo Dinh Diems wurde der Katholizismus schnell zum Bollwerk gegen den Kommunismus. In dieser Zeit waren es fast ausschließlich Christen, die hohe Ämter in der Politik und beim Militär innehatten. Daher wandten sich viele Südvietnamesen, die nicht christlichen Glaubens waren, vom Regime ab. Die Proteste der Buddhisten führten schließlich zum Sturz Diems (s. S. 156 , Die brennenden Bonzen). Als die Kommunisten 1975 den Süden eroberten, flohen viele Christen aus dem Land; nahezu alle büßten ihre Macht ein, und viele wurden eingesperrt.
Das Christentum heute
Der Katholizismus
    Ab 1986 durften im Zuge von Doi Moi die Priesterseminare wieder eröffnen und der religiöse Unterricht wieder aufgenommen werden. Heute hat sich das Verhältnis der katholischen Christen in den Tieflandgebieten zum Staat etwas entspannt. Die christlichen Kirchen sind akzeptiert, solange sie soziale Aufgaben übernehmen. Diese Hilfe wird vom Staat gerne angenommen. Die Berufung geistlicher Würdenträger bedarf hingegen der Zustimmung der Regierung. Wenn etwa ein Erzbischof ernannt werden soll, kann die Entscheidungsfindung sehr langwierig sein.
    In den Kirchen finden Gottesdienste statt, nahezu jede Diozöse hat mittlerweile einen Bischof, doch die Situation ist immer mal wieder angespannt. Anfang des Jahres 2008 bekamen die Hoffnungen auf Entspannung einen herben Dämpfer, als die Regierung kurzerhand fast 95 % der Ländereien der katholischen Kirche von Ha Noi beschlagnahmte.
    Seit Jahrzehnten versuchen die Katholiken des Landes einen Papstbesuch zu organisieren – bisher ohne Erfolg. 2005 besuchte ein hoher Beamter des Vatikans Ha Noi und Papst Benedikt XVI. erhielt im Jahr 2007 im Vatikan Besuch von Ministerpräsident Dung. Doch bis es zu einem Besuch des Oberhaupts der katholischen Kirche kommt, werden wohl noch einige Jahre vergehen.
Der Protestantismus
    Die Verfolgung der protestantischen Minderheiten wurde im Jahr 2001 offenbar, als friedliche Proteste der Gläubigen mit harten Haftstrafen endeten. Obwohl der Protest sich vornehmlich wegen Armut und Landverteilungsdifferenzen formiert hatte und nur am Rande die religiöse Unterdrückung erwähnt wurde, schritt die örtliche Polizei mit harter Hand ein. Offiziell sind die Protestantische Evangelische Kirche Südvietnams (SECV) und die im Norden agierende Evangelische Kirche Vietnams (ECVN) vom Staat anerkannt. Doch jegliche Aktionen, bei denen sich die Kirche in die Politik einmischt, sollen verhindert werden. Die Kirche gilt den Regierenden als subversiv, als Organisation, die das Bestreben der Minderheiten nach Autonomie tatkräftig unterstützt. Damals wie heute führt die örtliche Polizei im zentralen Hochland und in den nördlichen Bergen Razzien durch, vor allem an christlichen Feiertagen wie Ostern und Weihnachten. Aktive Gemeindemitglieder werden unter Hausarrest gestellt oder gar inhaftiert. Ein bereits 2006 aufgelegtes Handbuch, das den örtlichen Behörden als Leitfaden zur Behandlung der Protestanten im nördlichen

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