Vietnam
Rechtschaffenheit,
yi
(auch: âPflichtâ), ebenfalls entscheidende Bedeutung beigemessen. Ein weiteres Mittel auf dem Weg zur Erreichung moralischer Vollkommenheit liegt in der Bildung â nicht umsonst widmen sich die ersten Worte des
Lunyu
dem Wissenserwerb.
Konfuzianismus als Staatsreligion
Der Konfuzianismus wird während der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr.â24 n. Chr.) langsam in den Rang einer Staatsphilosophie erhoben. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entwickelt sich ein Kult der Verehrung um die Person des Konfuzius. Während der Song-Dynastie (960â1279 n. Chr.) erfährt der Konfuzianismus eine Blütezeit und seine Lehren werden in den
sishu
, den
Vier Werken
, zusammengefasst, die ein wichtiger Bestandteil des kaiserlichen Bildungskanons und Gegenstand der Beamtenprüfungen werden. Es handelt sich neben dem bereits erwähnten
Lunyu
um das
Daxue
(âGroÃe Lehreâ oder âDas groÃe Lernenâ), das
Zhongyong
(âBuch von Maà und Mitteâ) sowie
Mengzi
(âMenziusâ). Von dieser Zeit an spricht man vom Neo-Konfuzianismus, der auch in den China benachbarten Staaten Korea, Japan und Annan (das heutige Vietnam) weite Verbreitung gefunden hat.
Christentum
Nach den Philippinen lebt in Vietnam die zweitgröÃte Gemeinde südostasiatischer Christen. Der hohe Anteil an Christen (je nach Quelle etwa 5â7 Mio. Gläubige) resultiert aus einer ausgesprochen erfolgreichen Missionierung. Die meisten Christen leben im Süden des Landes, davon etwa eine halbe Million in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Missionarsarbeit bis zur Kolonialisierung
Die ersten christlichen Missionare gehörten zum Orden der Dominikaner und waren portugiesische und spanische Landsleute. Sie landeten im 16. Jh. für eine kurze Dauer auch an der Küste Vietnams. Ihnen folgten wenig später, etwa um 1615, französische und portugiesische Jesuiten . Diese waren vom Papst ausgesandt mit der Aufgabe, ständige Missionen zu begründen. Es galt, die Menschen von der Ahnenverehrung abzubringen und den Gleichheitsgrundsatz aller Menschen zu verkünden. Dies erschien den Fürsten zu subversiv, und so verboten sie den Katholizismus und wiesen alle Missionare aus. Ihre Begründung lautete, dass das Christentum eine unverständliche Religion sei, die Furcht und Verwirrung verbreite. Viel mehr Sorge bereitete den Machthabern jedoch der sich ausbreitende Einfluss der Kirche auf die politischen Bereiche des Lebens.
Alexandre de Rhodes
1627 begann der Jesuit Alexandre de Rhodes mit seiner Missionarsarbeit im Norden Vietnams. Er beeindruckte die Trinh-Fürsten, die diesen Landesteil dominierten, und konnte zu Beginn seiner Mission nach eigenen Angaben fast 7000 Menschen vom Glauben an Christus überzeugen. Er fiel jedoch unter den Nguyen in Ungnade und musste im Zuge des Verbots des Christentums 1630 das Land verlassen. De Rhodes kehrte nach Paris zurück und wurde Mitbegründer der Gesellschaft für ausländische Missionen, der Société de Missions Etrangères. Diese Organisation wurde zum bedeutendsten Instrument der Missionsarbeit in Indochina. 1640 kehrte de Rhodes noch einmal nach Cochinchina zurück, musste aber kurz darauf erneut das Land verlassen.
Sein wichtigster Beitrag für Vietnam war nicht seine Missionsarbeit, sondern die Entwicklung der heute gebräuchlichen Schrift. Das vietnamesische Alphabet Quoc Ngu wurde von de Rhodes auf der Basis der lateinischen Buchstaben entwickelt und wird bis heute benutzt.
Minh Mang , bekennender Konfuzianist, verschärfte in seiner Regierungszeit 1820 bis 1841 das Vorgehen gegen die westliche Religion. 1832 erreichten seine antichristlichen Handlungen ihren Höhepunkt: Kirchen brannten und Konvertiten wurden Brandmale mit der Aufschrift
ta dao
, âfalsche Religionâ, auf die Stirn gebrannt. Dennoch fuhren Missionare mit ihrer Arbeit fort.
Kaiser Tu Duc (1847â1883) war ebenfalls kein Freund der Christen: Den Katholizismus verbot er und nannte ihn eine âperverse Doktrinâ. Weiterhin wurden die vietnamesischen Christen gebrandmarkt, das Vorgehen gegen die ausländischen Missionare verschärft: Wer nicht flüchten konnte, wurde ermordet. Einheimische Priester ereilte das gleiche Schicksal. Daraufhin kam es zu Flüchtlingswellen, viele Christen starben dennoch einen gewaltsamen Tod. 117 der Getöteten, teils Westler, teils Asiaten, wurden von der Kirche zu
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