Vietnam
aber nicht bis dorthin gehen bzw. das Auge umrunden. Besonders in den kleinen Cao Dai-Kirchen sieht das Auge sehr selbstgebastelt aus, ist wunderbar bunt und wenig respekteinflöÃend. Dies regt vor allem Kinder dazu an, sofort darauf zuzustürzen und das Pappmaché-Gebilde anzufassen. Bei Betreten der Tempel ist auÃerdem zu beachten, dass man die Schuhe ausziehen muss.
Die Caodaisten leben auch heute nahezu ausschlieÃlich in Südvietnam, die nördlichste Kirche befindet sich in Hue. Einige tausend Anhänger hat die Religion zudem in Ãbersee. Das Zentrum befindet sich im Heiligen Stuhl, einer riesigen Kathedrale in Tay Ninh nahe HCMS (s. S. 580 ). Hier betreiben die Cao Dai auÃerdem ein Krankenhaus, eine Schule und eine landwirtschaftliche Kooperative.
Die Gründung
Begründer dieser Religion ist Ngo Van Chien . Er war Beamter in Phu Quoc, bis ihm 1925 in einer Trance-Sitzung das höchste Wesen erschien: Cao Dai, was übersetzt âhoher Ortâ bedeutet. Es offenbarte ihm mit seiner Erscheinung das Wissen von der universellen Gottheit, die alle Religionen in sich aufnimmt. Ngo Van Chien verbreitete diese Lehre, die Elemente aller in Vietnam vertretenen Religionen in sich vereint: Buddhistisches, taoistisches, konfuzianisches, katholisches, islamisches Gedankengut gehören ebenso dazu wie die Ahnenverehrung. Höchste Maximen sind der Respekt vor allen Religionen und das Bestreben, das Gemeinwohl vor das eigene Wohl zu stellen.
Heilige des Caodaismus
Zu den Heiligen dieser Religion gehören nicht nur die taoistischen und buddhistischen Heiligen, sondern auch Menschen aus der westlichen Welt, wie z. B. die für Freiheit kämpfende katholische Heilige Jeanne dâArc, die Schriftsteller Victor Hugo und William Shakespeare, die Politiker Napoleon und Churchill sowie Luis Pasteur.
Auch vietnamesische Helden wie Le Loi und Tran Hung Dao sind im caodaistischen Pantheon vertreten. Diese Heiligen können sowohl als Bodhisattva als auch als Propheten angesprochen werden. Man kann ihnen versiegelte Briefe schreiben oder mit Hilfe eines menschlichen Mediums mit ihnen Kontakt aufnehmen.
Rituale und Gebote
Die Caodaisten kennen fünf Gebote , deren Einhaltung hilft, den Kreis der Wiedergeburt zu durchbrechen. Gläubige dürfen keine Gewalt anwenden, nicht stehlen, nicht lügen, keinen sexuellen Ausschweifungen frönen und nicht dem Luxus verfallen. Priestern ist es zudem untersagt, Fleisch oder tierische Produkte zu sich zu nehmen.
Die Hierarchie ist ähnlich wie die der katholischen Kirche straff organisiert. Es gibt neun Ränge, an deren Spitze der Caodai-Papst steht. Die Würdenträger sind an drei Farben zu erkennen: Jene des konfuzianischen Zweigs tragen rote Gewänder, die des taoistischen Zweigs blaue und die des buddhistischen Zweigs safrangelbe. Alle anderen Anhänger tragen WeiÃ. Diese Farbe gilt als rein und trägt alle anderen Farben in sich.
Die Muttergottheiten der Cham
Trotz der Einflüsse des Islams und des Hinduismus blieben viele Glaubensvorstellungen der Cham aus der Zeit davor erhalten. Ein wichtiges Beispiel ist der Kult um Po Yang Ino Nagar (Skt. Yang Pu Nagara), die âhimmlische Mutter der Königsstadtâ in Nha Trang. Ursprünglich war sie eine lokale Erd- und Muttergottheit und wurde im Zuge der Hinduisierung zur Gefährtin Shivas. Inschriften berichten von der Legende, derzufolge Shiva zudem die lokale Gottheit Uroja auf die Erde geschickt haben soll. Der Name dieser Gottheit beinhaltet sprachwissenschaftlich betrachtet das Wort âBrustâ und deutet darauf hin, dass es sich um eine Fruchtbarkeitsgöttin gehandelt haben könnte. Diese wurde der Legende nach der erste König (bzw. Königin) von Champa. Die zahlreichen Darstellungen von Brüsten, z. B. rund um die Podeste, verstärken die Annahme, dass besonders die weiblichen Gottheiten in Champa eine wichtige Rolle spielten. In Zentralvietnam gibt es einzelne kleine Gruppen, die Cham Kaphia oder Cham Chuh genannt werden und deren alte Glaubensvorstellungen sich bis heute erhalten haben. Viele Cham sind mittlerweile dem Islam beigetreten, doch ihren Ursprungsglauben haben sie nie ganz verloren.
Der Gottesdienst dauert eine halbe Stunde. Die Zeremonie beginnt mit dem Einmarsch der Würdenträger und der Gläubigen. Dabei gehen diese in drei Reihen, die linke ist für Frauen bestimmt. Sind sie vor dem Auge angelangt, knien die
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