Vietnam
Untergang der Kaiserdynastien ging auch diese Kunstform zugrunde. Eine gewisse Wiederbelebung erfährt der Tanz in neuester Zeit. Mit Unterstützung der Unesco wurde bereits das königliche Theater in Hue renoviert, und dank der örtlichen Kunsthochschule finden hier auch wieder Aufführungen statt. 2003 wurde die Kunst des Nha Nhac zudem von der Unesco in die Liste der âMeisterwerke des mündlichen und immateriellen Kulturerbes der Menschheitâ aufgenommen.
Unverkennbar ist der Einfluss aus China und Indien. Aus China entlehnt sind die Tradition des Musiktheaters und der Einsatz von Saiteninstrumenten. Aus Indien stammen der Rythmus und die Trommeln. Ab dem 19. Jh. nahm auch der Westen Einfluss und europäische Stilelemente aus dem Theater und der Musik wurden in die Tradition Vietnams übernommen.
Mit dem Cai Luong-Theater (dem erneuerten Theater, S. 199 ) wurde ab etwa 1920 eine neue Theaterform aus bestehenden Elementen entwickelt.
Originär vietnamesisch ist die Theaterform
hat cheo
. Daneben gibt es
hat tuong
, eine Kunstform, die der Operntradition nach chinesischem Muster entlehnt ist. Sprechtheater findet man nicht, lediglich in der modernen Form ein paar wenige reine Sprechpassagen. Bei allen anderen Stücken ist die musikalische Begleitung obligatorisch. In der traditionellen Theaterkunst Vietnams kennt das Publikum in der Regel die Lieder und auch die Geschichten.
Hat Cheo
Die Volksoper Cheo ist die älteste Bühnenkunst des Landes. Ihr Ursprung liegt im Delta des Roten Flusses, wo sie bereits im ersten Jahrtausend v. Chr. aufgeführt wurde. Sie diente der Unterhaltung und dem Dank an die Götter gleichermaÃen und wurde in den Gemeindehäusern dargeboten. Bronzegongs waren seit Anbeginn die wichtigsten Instrumente, und noch heute gibt eine Trommel den Takt vor.
Die Stücke waren anfangs sehr kurz. Etwa ab dem 10. Jh. wurden Volksmusik und Tanz integriert; als Theaterkunst am kaiserlichen Hofe ist Cheo seit dem 11. Jh. überliefert. Gezeigt werden seither Legenden und Alltagsgeschichten der ländlichen Bevölkerung.
Cheo
soll die Menschen zum Lachen bringen, deshalb arbeitet diese Theaterform mit viel Witz und Humor. Die Hauptthemen kreisen um Gut gegen Böse und die Rechte des Menschen.
Aktuelle Ereignisse und Kritik am herrschenden System finden ebenfalls Eingang in diese alte Theaterform. Gepackt ist das Ganze in Geschichten von Liebe und Freundschaft, die manchmal der griechischen Tragödie ähneln â nur dass das Gute immer über das Böse siegt.
Ein Held bleibt ein Held
Im Unterschied zum westlichen Theater machen die Figuren niemals eine Entwicklung durch, sondern sind immer in ihrer Rolle verhaftet. Ein Trinker bleibt ein Trinker und ein Held ein Held. Auch die Erzählweise ist nicht realistisch, sondern stilisiert. Die Stücke sind keine Fünf-Akter wie im Theater des Aristoteles, sondern flexibel. Je nach Aufführung und Zuschauerbeteiligung sind die Szenen mal mehr, mal weniger lang, denn das Publikum nimmt lautstark Anteil an der Darstellung und die Schauspieler reagieren auf das Publikum.
Im 15. Jh. war die Sozialkritik den Herrschern der späten Ly-Dynastie ein Dorn im Auge, und Le Thanh Tong verbannte die Künstler vom Hof. Doch das Wissen wurde auch ohne höfische oder staatliche Protektion von Generation zu Generation weitergegeben und kehrte so zu seinen bäuerlichen Wurzeln zurück.
1964 hoben die Machthaber von Ha Noi diese Kunst wieder als nationales Erbe hervor und gründeten ein Cheo-Theater, dessen offizielle Aufgabe die Förderung und der Erhalt dieser Kunstform ist. Leider ist jedoch trotz neuer moderner Werkinterpretationen kein groÃes Publikum mehr zu erreichen. 2001 feierte das erstmals organisierte Cheo-Festival in Ha Long-Stadt Erfolge. Die Darstellungen orientierten sich an der traditionellen Spielweise und setzten bewusst nicht auf neue Interpretationen. Trotzdem ruft diese Kunstform vor allem bei jungen Leuten nicht mehr die Begeisterung hervor wie einst. Fernsehen, Kino und andere neue Medien haben dem Theater einiges an Modernität und Spannung voraus.
Für Touristen ist eine Aufführung auf jeden Fall empfehlenswert, gilt Cheo doch als
die
vietnamesische Theaterform schlechthin.
Hat Tuong
Diese Theaterform, die auch
hat boi
oder
hat bo
genannt wird, entwickelte sich aus der klassischen chinesischen Oper. In Vietnam wurde
hat tuong
seit dem 13. Jh. zur Unterhaltung
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