Vietnam
des universellen Friedens, den Beginn des neuenJahres, die Wiedergeburt (denn alles Leben beginnt neu) und gutes Essen.
Neujahr wird am 1.â7. Tag des ersten Mondmonats gefeiert, meist Ende Januar/Anfang Februar. Offiziell haben die Menschen drei Tage arbeitsfrei, nehmen sich aber meist länger Zeit. Viele Geschäfte schlieÃen eine Woche. Die StraÃen sind mit Blumen geschmückt, es gibt Leckereien, die nur für diese Tage zubereitet werden (s. S. 63 ) und ein wunderschönes Feuerwerk.
Das Fest beginnt inoffiziell mit der Reise des Herdgottes zum Jadekaiser (Tet Tao Quan), geht dann ins Hauptfest Tet Ca (âgroÃes Tetâ) über und endet mit dem Tet Ngyen Dan, dem eigentlichen Neujahrsfest.
Das Wichtigste am ersten Tag im neuen Jahr ist, Unglück und schlechtem Benehmen aus dem Wege zu gehen: Pech am ersten Tag des Jahres bedeutet Pech im ganzen Jahr. Es wird vermieden zu streiten, etwas kaputt zu machen oder gar zu schimpfen. Jahresbeginn heiÃt Neuanfang â und der soll nicht getrübt sein.
Zu Tet ist selten ein Flug, sei es aus Europa oder im Inland, zu bekommen, da alle Vietnamesen, denen dies möglich ist, an Tet ihre Familie besuchen. Daher haben auch die meisten Büros und sogar viele Restaurants eine ganze Woche geschlossen. Wer eine persönliche Einladung zu einem Tetfest erhält, wird wundervolle Tage verbringen. Wer hingegen als Tourist auf eigene Faust reisen will, muss mit extra Anstrengungen und Organisationsproblemen rechnen.
Die Neujahrsfeier
Für jeden, der Tet noch nicht erlebt hat, wirken die Vorbereitungen, die die Menschen dafür treffen, nahezu hysterisch. Alles dreht sich um dieses Fest â und zwar schon Monate im Voraus. Bereits zwei Monate vor Tet beginnen die Preise für Tet-typische Waren (Kleidung, Papiergeld, Kunstblumen und vor allem Nahrungsmittel) zu steigen. 2â3 Wochen vor den Feiern sind sie besonders hoch und finden dennoch reiÃenden Absatz. Gekocht werden darf nur vor dem neuen Jahr. Daher müssen im Vorfeld zahlreiche Speisen zubereitet werden.
Im Tetfest vereinigen sich buddhistische, taoistische und konfuzianische Einflüsse mit Bräuchen und Ritualen der animistischen Ahnenverehrung, die in Vietnam eine zentrale Rolle spielen und von keiner Religion und keiner Staatsmacht unterdrückt bzw. verdrängt werden konnten. Auf ein ausgiebiges Tetfest will auch heute noch â trotz vermehrtem Desinteresse der jungen Menschen am zugrundeliegenden Ahnenkult (s. S. 175 ) kein Vietnamese verzichten!
Das groÃe Reinemachen
Das Haus ist bereits zu Tet Tao Quan aufgeräumt, nur noch bis Neujahr bleibt Zeit, allen Müll zu beseitigen und die Wände zu streichen (meist hellblau oder hellgrün) oder zumindest zu reinigen. Auch der Ahnenaltar und alle damit verbundenen Utensilien werden gründlich gesäubert. Zum Reinigungsprozess, der
tong cuu nghenh tan
(âdas Alte hinauswerfen und das Neue empfangenâ) genannt wird, gehört auch die gemeinschaftliche Arbeit in den Pagoden, den Tempeln und den Gemeindehäusern.
Kurz vor Neujahr besteht die letzte Möglichkeit, Geliehenes zurück zu geben und Schulden zu begleichen. Schulden mit ins neue Jahr zu nehmen, bringt sowohl dem Schuldner als auch dem Gläubiger Unglück. Auch Groll soll nicht mit ins nächste Jahr genommen werden, dies stünde einem guten Neuanfang im Wege. Zerstrittene Ehepaare vertragen sich und Schwiegermütter und -töchter legen Unstimmigkeiten bei.
Tet-Schmuck
Zum Fest werden Sinnsprüche auf Seidenpapier in Han-Schrift im Haus und an der Haustür aufgehängt. Papierdrachen mit Glocken und Gongs gilt es, an Bambusstangen zu befestigen und vor dem Haus aufzustellen, um Dämonen fernzuhalten. Glücksbilder hingegen, z. B. Abbilder junger Hähne, sollen gute Geister anlocken, die der Familie Reichtum, Glück und Langlebigkeit bescheren. Ãberall schmücken Blumen die Häuser, verschönern ganze StraÃenzüge und verbreiten einen einzigartigen Duft. Sie stehen als Symbol für die Freude zu Beginn des Frühjahrs. Besonders rund um Ha Noi, dessen Blumenmarkt im ganzen Land berühmt ist, haben sich zahlreiche Dörfer auf den Anbau von Tet-Blumen spezialisiert. Im Norden werden die Blumen des Pfirsichs, in Zentralvietnam die der Aprikose und im Süden die der Mandarine bevorzugt. Rosen, Dahlien, Pflaumen und Gladiolen finden ebenfalls reichlich Verwendung. Wundern darfes
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