Vietnam
zahlreiche Konflikte gewaltsam. Früher kannten die Sedang auch Menschenopfer und verdienten sich ihren Lebensunterhalt als Sklavenhändler. Heute umranken keine abschreckenden, mit Pfählen gespickten Hecken mehr die Dörfer. Die Sedang leben in nach Osten ausgerichteten Langhäusern auf Pfählen. Sie haben ein Gemeindehaus, in dem die Jungen und Männer wohnen und in dem Zeremonien stattfinden. Sie betreiben noch immer vorwiegend Brandrodungsfeldbau, pflegen etwas Gartenbau und gehen auf die Jagd. Da die Dörfer untereinander â von kriegerischen Auseinandersetzungen abgesehen â nur selten Kontakt hatten, haben sich 17 unterschiedliche Dialekte herausgebildet.
Ein Königreich für einen blauäugigen Franzosen
Seinen blauen Augen verdankte der Franzose Marie-David de Mayréna den Königstitel Maria I. von Sedang. Und das kam so: Einst diente Monsieur de Mayréna als Soldat in der französischen Armee in Cochinchina. 1860 kehrte er nach Frankreich zurück, doch nachdem er dort erfolglos nach Anerkennung und Erfolg gesucht hatte, zog es ihn wieder nach Asien. 1880 betrat er erneut vietnamesischen Boden. Acht Jahre später wurde er vom amtierenden französischen Gouverneur zur Erkundung des Hochlands nach Kon Tum geschickt. Katholische Missionare machten ihn mit den Sedang bekannt, und da er diese mit seinen strahlenden Augen zu beeindrucken wusste, nahm er die Chance seines Lebens wahr und ernannte sich zu ihrem König. Drei Monate regierte der westliche Herrscher ein Dorf der kriegerischen Sedang, erlieà Gesetze, erfand eine Nationalflagge (ein roter Stern auf einem weiÃen Kreuz auf blauem Hintergrund) und sogar einen Landesorden des Königreichs von Sedang. In Apocalypse Now, dem bekannten Film von Francis Ford Coppola, diente die Geschichte dieses Exzentrikers als Vorbild für den durchgedrehten Herrscher Kurtz, gespielt von Marlon Brando. Im realen Leben kehrte der König von Sedang bereits nach wenigen Monaten bei den Sedang nach Europa zurück. Das Leben im Dschungel war ihm wohl doch zu hart. Statt Rechnungen zu bezahlen, verlieh er dort Orden â die niemand haben wollte â, bekam aber nicht die Anerkennung, die er sich erhofft hatte. Abgewirtschaftet ging er 1890 nach Asien zurück und verstarb auf der malaysischen Insel Tioman vermutlich an einem Schlangenbiss.
Nachdem die Franzosen das Volk der Sedang vielfach in die Pflicht nahmen und es z. B. in Zwangsarbeit die NationalstraÃe 14 (von Kon Tum nach Da Nang) bauen lieÃen, kam es zu Rebellionen einiger Dörfer.
Andere Dörfer standen hingegen fest an der Seite Frankreichs, sodass sich das Volk während der folgenden Kriege spaltete. Im Zuge der verschärften Bombardierungen flohen die Sedang aus ihren Dörfern und spüren die Folgen der Landflucht noch heute, denn ihre angestammten Gebiete besiedeln nun andere Volksgruppen.
Minderheiten im Süden
Der tiefe Süden, lange Zeit Teil des Angkor-Reichs, wurde bis zur Ankunft der Viet und chinesischer Flüchtlinge ausschlieÃlich von den Khmer bewohnt, die heute eine bedeutende Minderheit im Delta sind. Die Cham hatten ihr eigenes Reich im heutigen Südvietnam.
Cham
Die Menschen dieser alten Hochkultur leben vorwiegend im südlichen Tiefland an der Küste zwischen Phan Rang und Phan Thiet. Einige Cham leben auch an der Grenze zu Kambodscha und andere in HCMS. Insgesamt sind es etwa 100 000. Die Cham sind ihrer Geschichte nach Hinduisten â einige hängen überdies dem Islam an. Letzterer wird vor allem von den in Ho-Chi-Minh-Stadt, An Giang und Tay Ninh lebenden Cham gelebt. Die meisten Cham huldigen noch heute dem Shiva-Kult (Phallusverehrung). Obwohl matrilinear vererbt wird, haben wegen des hinduistischen Einflusses in der Politik die Männer das Sagen.
Die Sprache der Cham, die weltweit von etwa 250 000 Menschen gesprochen wird, hat sich im Laufe der Zeit in Vietnam mit dem Sprachschatz des Vietnamesischen vermischt. Die Cham leben heute mehrheitlich von der Landwirtschaft, demFischfang, der Webkunst (vornehmlich Seide) und der Töpferei. Kleidung und Lebensstil der Cham haben sich weitgehend den Viet angepasst. In den letzten Jahren werden jedoch die traditionellen Künste wieder belebt, vor allem der Tanz und die Musik.
Die Cham haben eine groÃe literarische Tradition. Sie besteht aus Erzählungen und Epen, aber auch aus akademischer Literatur. Gesangsstücke mit Tanz werden vor
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