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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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ihre Geigenstunden schon hinter sich gebracht und bereiteten das Abendprogramm auf dem Sportplatz des Ferienlagers vor. Jedes Zimmer sollte sich vor den anderen Kindern auf seine eigene, lustige Art vorstellen, und unsere Aufgabe war es geworden, uns ein » kniffliges, spaßiges Musikquiz« zu überlegen. Den Ausdruck hatte sich natürlich die Kleidchen tragende Kasurinen ausgedacht.
    Als ich in den Unterrichtsraum trat, stellte ich fest, dass meine Musiklehrerin anscheinend noch in der Kaffeepause war. Kein Wunder – sie hatte schon vom frühen Morgen an Stunden gegeben. Ich öffnete den Geigenkasten, befestigte die Schulterstütze an meiner Violine und spannte den Bogen. Ich hatte mich schlecht vorbereitet.
    Als ich die Noten im Notenständer ordnete, merkte ich, dass meine Hände zitterten. War das Hunger? Das ausschließliche Essen von gedämpften Möhren machte einen nicht nur gereizt, sondern auch ziemlich schlapp. Wie sollte man da bitte schön üben?!
    Ganz plötzlich gingen im Raum alle Lichter aus. Probierte meine Geigen-Lehrerin etwa irgendwelche neuen Methoden aus?
    » Augen zu!«, befahl eine Stimme von irgendwo weit hinter mir. » Leg die Geige vorsichtig auf den Tisch, deine Hände an die Seite des Notenständers und NICHT GUCKEN !!«
    Das musste der Treue-Test sein! Eine der Barbalalas hatte eine große Schwester, die im letzten Jahr im gleichen Ferienlager gewesen war. Sie hatte die wilden Lagergeschichten der Älteren in schillernden Farben zum Besten gegeben. Aus diesem Grund wartete meine ganze Gruppe wie verrückt auf die geheimen Treue-Tests, mit denen man sich während der Ferienlager-Zeit den Titel des » Kleinen Musikanten« verdienen konnte. Dafür würde man dann nach dem Abschlusskonzert einen Notenschlüssel-Ansteckbutton bekommen. Und man würde weinen vor lauter Glück.
    » Liebst du das Musikanten-Ferienlager?«, fragte mich die Stimme.
    » Na ja«, antwortete ich lustlos. Aus Rücksicht gegenüber meinen Zimmerkameradinnen wollte ich mich nicht komplett blamieren, aber ich wollte auch nicht lügen.
    » Ist Geigenspiel und Möhrchen knabbern das Schönste, das du dir vorstellen kannst?«
    » Nein«, sagte ich und musste fast loslachen. Dann versuchte ich aber sofort wieder, ernst zu werden. In meine Nase strömte der Duft von Birken. Es roch so, als hätte jemand viel Zeit in Bäumen oder im Wald verbracht, so als wäre gerade eben erst der süßliche Duft von aufblühenden Blättern an der Kleidung kleben geblieben.
    » Was denkst du über Maijariitta blabla Kasurinen und ihre Eulennest-Frisur?«
    » Na, hallooo?«, erwiderte ich. » Ist das hier irgendein schlechter Scherz?«
    Einen schrecklichen Moment lang dachte ich, die Leiterin selbst hätte ihre Stimme verstellt, um von den Ferienlagerkindern Nettigkeiten über sich zu erfahren. Später würde sie diese Antworten dann zusammen mit ihrem Mantra immer wieder vor sich hinmurmeln: » Herrlich, herrlich, ’ne Lösung gibt’s immer!« Dann begriff ich glücklicherweise, dass die Stimme einer jüngeren Person gehörte. Und zwar einer sehr bekannten. Einer Person, deren Stimme nicht an diesen Ort gehörte.
    » Willst du in diesem Ferienlager den ganzen Sommer über bleiben, oder hättest du auch andere Reisepläne?«
    » Hätte ich!«, stammelte ich aufgeregt und öffnete meine Augen. Endlich hatte ich die Stimme wiedererkannt!
    Am Türpfosten lehnte Hele, sie hatte das Licht wieder eingeschaltet und begrüßte mich mit einem breiten Grinsen. Sie sah viel länger und schmaler aus als im letzten Sommer, die Arme guckten drahtig aus den Ärmeln ihres schwarzen T-Shirts hervor.
    » Gehen wir«, forderte sie mich auf.
    » Ja, lass uns gehen!«, juchzte ich.
    Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so voller Jubel und Freude und Erleichterung gewesen war.
    » Jetzt müssen wir nur noch ein bisschen laufen«, meinte Hele. » Pack deine Geige ein! Deine anderen Sachen wurden schon aus dem Zimmer geholt und von Kalle zum Auto gebracht. Wir müssen nur noch wie auf leisen Pfoten bis zum Tor kommen.«
    Dass Heles Plan nicht klappen würde, sahen und hörten wir sofort, als wir die Tür nach draußen öffneten und auf den festlich geschmückten Sportplatz blickten. Das hätte man sich auch denken können: Der Wilde Karlo machte niemals etwas » wie auf leisen Pfoten«!

Kapitel 2
    in dem eine tollkühne Flucht
    im Schutze des Pilzwölkchens
    stattfindet
    A ls wir zum Sportplatz rannten, war das Getöse schon in vollem

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