Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)
Wochenendschicht haben Kaija, Hele und Kalle sowie Gold-Piet, sofern er will. Fahrerin ist Kaija und Befehlshaberin Hele.«
» Oh-oh!«, sagte der Wilde Karlo, breitete dann aber großzügig die Arme aus, bevor die anderen ihn zum Schweigen bringen mussten. » Schon gut, lass hören.«
» Wer gerade nicht Räuberschicht hat, macht hier Urlaub. Entspannt sich, schläft in einem richtigen Bett und heckt Pläne aus, mit denen die Räuberei neue Dimensionen bekommt.«
Als ich das sagte, schaute ich besonders Hele und den Wilden Karlo an.
» Außerdem gehen alle, die wollen, in die Schule. Und darüber gibt es keine Diskussionen. Jeder nutzt seinen Urlaub, wie er selbst möchte, es sei denn, es gefährdet die anderen.«
» Dann gibt es noch ein paar Zusatzbedingungen, damit der Plan auch wirklich funktioniert. Erstens: Keine Überfälle in der näheren Umgebung. Die Überfallgrenze liegt hundert Kilometer vom Stützpunkt entfernt. Wenn der Bus enttarnt wurde, wird er neu beklebt. Ist die Lage brenzlig, wird er beim Häuschen oder an einer anderen, im Atlas der Verstecke vermerkten Stelle abgestellt, und die Besatzung fährt auf andere Weise zum Stützpunkt zurück.«
Hele nickte und sah aus dem Fenster. Aus ihrer Körpersprache war nicht abzulesen, ob sie für den Plan war oder ob sie ihn schauderhaft fand.
» Zweitens: Die Schichten konkurrieren nicht miteinander und werden nicht böse aufeinander. Der Sinn der zwei Mannschaften ist, dass Ruhm und Ehre der Räuberbergs wachsen und dass die Räuberei Spaß macht! In den ungünstigen Jahreszeiten ist das Räubern nicht unbedingt nötig, aber sobald man wirklich will, kann man nach Herzenslust Räuberei betreiben.«
Hilda blickte mich an, und ich sah, dass sie gerührt war, obwohl sie möglichst ungerührt dreinblickte, damit der Wilde Karlo es nicht merkte.
» Drittens: Der Plan kann jederzeit geändert werden, aber nur wenn sich alle gemeinsam auf die Einzelheiten geeinigt haben und jeder gerecht behandelt wird. Das wird Kaija überwachen.«
» Darf ich etwas fragen?« Hele hob den Zeigefinger. » Was ist mit dir? Willst du damit sagen, dass du in deine blöde Schule zurückgehst und uns vergisst?«
Ich musste lächeln: » Sofern der Wochenend-Kapitän es erlaubt, kann die Mannschaft bei Raubzügen im Süden des Landes um eine Person verstärkt werden.«
» Also, das war der Plan«, sagte Kaija und klatschte in die Hände. » Jetzt ist die Abstimmung dran.«
So oft ich es auch versucht hatte, diesen Moment hatte ich mir nicht vorstellen können. Sie konnten froh oder enttäuscht oder völlig ablehnend reagieren. Nun, da der Augenblick kam, fühlte ich mich völlig unvorbereitet.
Nichts konnte furchterregender sein.
Kapitel 20
in dem abgestimmt und über die Zukunft von Vilja und den Räuberbergs entschieden wird
K aija erläuterte das Grundprinzip der Abstimmung. Ich hatte mich auf die Heizung sinken lassen, wo ich jetzt saß. Alle Kraft hatte mich verlassen.
» Es gibt insgesamt sechs Stimmen«, sagte Kaija. » Also Karli, Hilda, Hele und Kalle und dann Gold-Piet und ich. Mit drei Ja-Stimmen wäre der Plan nicht angenommen. Dafür ist eine Mehrheit von mindestens vier Stimmen nötig.«
» Warum darfst du mit abstimmen?«, fragte der Wilde Karlo und runzelte die buschigen Brauen. » Es ist doch klar, dass du für den Plan bist. Und jetzt kannst du ohne jede Diskussion direkt dafür stimmen, dass du miträubern darfst. So soll das also laufen, man kann sich einfach anmelden und muss noch nicht einmal fragen!«
Ich befürchtete schon, dass sein verletztes Selbstwertgefühl den Wilden Karlo daran hindern würde, zu erkennen, wie viele gute Seiten der Plan hatte. Er sah nur, wie sehr die Dinge sich ändern würden.
» Ich bin doch genauso Teil dieser Familie wie Gold-Piet«, sagte Kaija sanft. » Und wenn Kalle in die Schule gehen möchte, während ihr auf Raubzug seid, ist es gut, wenn eine Erwachsene hier bei ihm ist.«
» Lasst uns endlich abstimmen«, rief Kalle. » Ich bin dafür!«
» Ich auch!«, schrie Hele. » Alle müssten doch sofort dafür sein!«
» Eigentlich hatte ich gedacht, wir schreiben Stimmzettel«, sagte Kaija freundlich. » Aber natürlich geht es auch per Handzeichen.«
» Ich stimme so ab wie der Boss«, sagte Gold-Piet.
» Nein, du stimmst für dich selbst«, sagte Hilda scharf. » Am besten gibst du deine Stimme vor ihm ab, dann kannst du dich nicht bei ihm anhängen.«
» Ich stimme für den Plan«, sagte Kaija ruhig. »
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