Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)
beiden, dennoch lag die Verantwortung mir schwer im Magen.
» Aber wir müssen doch schauen, wie es läuft, oder?«, sagte ich. » Einfach aus Neugier.«
Kapitel 19
in dem ein Ausflug gemacht wird und in dem Vilja ihren großen Plan offenbart
D er mit Totenschädeln verzierte rosa Räuberbus verließ um zehn Uhr am nächsten Morgen die Lichtung vor Kaijas Häuschen. Vorher hatte jeder einzelne Räuberberg versucht, aus mir herauszubekommen, wohin wir fahren würden.
» Spuck’s schon aus«, sagte Hele auf ihre direkte Art. Sie hatte mich zum Präzisionswerfen eingeladen, aber ich wusste, dass sie mir Informationen aus der Nase ziehen wollte. » Du möchtest doch bestimmt dein Herz erleichtern und es mir erzählen.«
» Nein, möchte ich nicht«, sagte ich, grinste und warf mein Messer auf die Zielscheibe, die an einer Birke befestigt war. Ich bekam acht Punkte, ohne richtig gezielt zu haben. Ein gewisses Entwicklungspotenzial hatte ich wohl doch.
» Jaja«, lachte Hele. » Ich will es gar nicht wissen.«
» Hast nur mal getestet, ob mir was rausrutscht«, sagte ich.
Hele nickte, und wortlos machten wir High Five. Zu Anfang des Sommers hätte ich nie gedacht, dass ich mit Hele einmal so gut auskommen würde.
» Komme ich in die Schule?«, fragte Kalle mich. » Ist das in deinem Plan irgendwie drin? Oder hast du mich vergessen?« Er fragte mir Löcher in den Bauch, während wir die Schlafsäcke zum Bus trugen. Ich hatte allen gesagt, dass wir auf unserem Ausflug auch übernachten würden.
» Seit dem Streit haben wir uns gar nicht mehr unterhalten, dabei haben wir vorher so viel miteinander geredet. Schade, dass wir nicht mehr nebeneinander schlafen«, sagte Kalle. » Ich habe ein bisschen Angst, dass du wirklich nur an die räubermäßigen Wünsche gedacht hast. Die Sachen, die alle gut finden und die man in einer richtigen Räuberfamilie haben muss. Lach jetzt nicht, aber manchmal frage ich mich, ob du inzwischen auch nur noch die Räuberei wichtig findest, aber so ganz normale Wünsche wie meinen nicht. Du gehst ja sowieso im Herbst wieder in die Schule.«
Wir verluden die Schlafsäcke sorgfältig. Der Bus würde bis obenhin vollgepackt sein, weil neben der normalen Ladung eine zusätzliche Person mitfuhr. Zwei zusätzliche Personen, berichtigte ich mich, denn auch ich gehörte ja eigentlich nicht zur Besatzung dieses Räuberbusses. Aber ich wollte gerne dazugehören.
» Ich wusste übrigens schon, dass du im Herbst nicht mehr hier sein willst«, sagte Kalle. » Wir haben nie darüber geredet, aber ich wusste es doch.«
» Sanft in den ersten, rasch in den zweiten«, sagte Hilda. Sie hatte sich als Dritte auf die vordere Sitzbank gezwängt. Nun hockte sie angeschnallt zwischen Kaija, die auf dem Fahrersitz saß, und dem Wilden Karlo und versuchte so auszusehen, als fühlte sie sich pudelwohl. Hinten hätte sie leicht Platz gefunden, aber das hatte sie strikt abgelehnt.
» Na los, gib schon Gas, lass die Reifen qualmen!«, rief Hilda, als Kaija im ersten Gang langsam anfuhr.
» In meinem eigenen Vorgarten werde ich ab-so- LUT keine Reifenspuren auf den Rasen machen«, sagte Kaija trocken, womit sie Hilda für eine ziemlich lange Zeit zum Schweigen brachte. Karlos Kugelbauch bebte vor lautlosem Lachen.
Kaija und ich hatten uns geweigert, das Ziel der Reise zu verraten. Anfangs versuchten sie, an jeder Kreuzung zu raten, wohin es wohl gehen würde, aber nach vier Stunden Fahrt sanken die Räuberbergs einer nach dem anderen in tiefen Schlaf. Die Schilder kündigten unsere Zielstadt an, aber alle schliefen.
» Ist das hier wirklich eine gute Idee?«, fragte ich Kaija, die sich geschickt in Richtung Stadtmitte einordnete.
» Das hätte schon vor zwei Jahren passieren müssen!«, meinte sie.
» Aufwachen!«, sagte ich sanft, als der Wagen am Ziel angekommen war. Kaija stellte den Motor ab und begann, entsprechend unserem Plan, Kakao an alle verschlafenen Mitfahrer auszuteilen. » Hört mal einen Augenblick zu. Jetzt werden wir eine Unterkunft für die Nacht auskundschaften. Wir nehmen die Schlafsäcke und den Proviant mit nach oben. Dort werdet ihr den Rest des Plans hören.«
Hilda sah sich mit schreckgeweiteten Augen um und stellte den Kakaobecher aufs Armaturenbrett. » Karli«, sagte sie. » Wir sind zu Hause.«
Der Wilde Karlo und Hilda ließen ihre Gurte aufschnappen und stellten sich, ihre dampfenden Becher in der Hand, nebeneinander auf den Parkplatz. Wir waren den ganzen Tag gefahren, es war
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