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Villa des Schweigens

Villa des Schweigens

Titel: Villa des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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dann kommt sie plötzlich ins Spiel mit ihrem schüchternen Getue, den großen Rehaugen ... Das zukünftige Fräulein Anwalt, das auch noch so toll zeichnen kann. Widerlich. Ich zittere vor Wut.
    Nicht aufregen. Einatmen. Ausatmen.
    Sie muss völlig von der Bildfläche verschwinden.
    Völlig.
    Wie Lauren.
    Das war doch ein schöner Anblick. Ich straffe meine Schultern und lächele.

24. Kapitel
    Eine SMS von Lars. Er wollte wissen, wie es mir ging und ob es bei mir auch die ganze Zeit regnete. Außerdem schrieb er, dass er oft an mich dachte. Eigentlich dauernd. Eine warme Vorfreude breitete sich in mir aus. Wenn Lars zurückkam, hatten wir immer noch ein paar Wochen zusammen, bevor ich wieder nach Hause musste. Ich sah in den Garten hinaus, wo die Sonne jetzt alles in einen milchigen Sommerglanz tauchte. Das Wetter wurde besser. Alles würde besser werden, da war ich mir sicher. In zwei Wochen war das alles hier nur noch eine kurze, unangenehme Episode in meiner Erinnerung.
    Ich wählte gerade die Nummer des Hotel Schwan , als es klopfte. Fast zeitgleich schob Claire ihren Kopf durch den Türspalt. Ich signalisierte ihr, kurz zu warten, denn in diesem Moment meldete sich die Rezeption am anderen Ende. Interessiert lauschte Claire meinem Gespräch. Mittlerweile gab es keine Einzelzimmer mehr, sondern nur noch Doppelzimmer. Für 100 Euro. Es war zum Verrücktwerden. Ich reservierte trotzdem eins. Irgendwo musste ich ja heute Nacht hin. Frustriert drehte ich mich zu Claire um. »Ja?«
    »Sorry, dass ich vorhin bei euch beiden einfach so reingeplatzt bin.«
    »Oh, das war nichts, absolut nichts«, sagte ich hastig. »Nicht, was du denkst.«
    »Ich denke gar nichts.« Sie lächelte mich an. Ich lächelte erleichtert zurück.
    »Willst du echt ausziehen?«
    Ich nickte. »Nachher haue ich ab. Ich packe nur noch meine Sachen.« Meine Klamotten lagen über den ganzen Boden verstreut. Wo war eigentlich mein superteures neues Top? Das wollte ich anziehen, wenn ich im Hotel Schwan abstieg.
    »Jetzt sei nicht albern.« Sie kam auf mich zu. »Ich hab doch gehört, dass sie nur noch teure Doppelzimmer haben. Warum hast du es denn so eilig? Ich habe das Gefühl, wir reden dauernd aneinander vorbei. Und dass du jetzt mit Stefan, ich meine ...« Sie schluckte. »Das kannst du mir ja alles erklären. Komm doch kurz mit rüber zu mir, bisschen quatschen. Und außerdem habe ich noch was für dich.«
    »Da ist nichts mit Stefan«, sagte ich erneut. Aber sie hatte recht. Irgendwie verdiente sie eine Erklärung. Ich konnte das mit Stefan nicht einfach so im Raum stehen lassen.
    »Okay«, sagte ich. Mein Handy legte ich wieder auf meinen Tisch. Das Packen konnte ich nachher noch erledigen. Vielleicht fand ich auf wundersame Weise auch noch ein billigeres Zimmer. Unter Umständenhatte Claire einen Tipp. Claire strahlte mich an. »Ich hab was total Leckeres. Aus der Confiserie Schwarz.«
    Mein Magen knurrte als Antwort. »Toll«, sagte ich.
    Wir saßen auf dem Boden und aßen kleine, unglaublich köstliche Konfektstückchen, die aus mehreren komplizierten Lagen bestanden und im Mund zergingen. Seit Neuestem besaß Claire sogar einen eigenen winzigen Kühlschrank, aus dem sie eine Flasche mit altmodischem Etikett geholt hatte. Sie hatte mir einen Gin Tonic gemixt, als ob sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht hätte. Die meisten in meinem Alter knackten nur Bierflaschen auf. Ich fragte mich zum wiederholten Male, aus welch vermögenden Verhältnissen sie stammte.
    »Noch einen Schluck?« Jetzt zwinkerte sie mir zu. »Ist doch fast fünf. Ich würde sagen: Cocktail Happy Hour!«
    »Lieber nicht. Ich kann doch nicht mit Alkoholfahne im Hotel auftauchen.«
    »Und warum nicht? Meinst du, die haben das noch nie erlebt? Außerdem ist das nichts Hochprozentiges, ich trinke es meistens sogar pur. On the rocks. Gerade das Richtige für unsere Party. Prost!« Sie zwinkerte mir zu, goss mir einfach noch was ein und füllte es mit Tonic auf. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Stattdessen nahm ich noch einen Schluck. Denn die Wahrheit war schlicht und ergreifend, dass ich noch nie in einem Hotel übernachtethatte. Außer mal in Spanien mit meinen Eltern, als ich zehn Jahre alt war. Das zählte wohl kaum. Claire hingegen kam mir so viel weltgewandter vor, wenn es um solche Dinge ging. Es war so mondän, mitten am Nachmittag tranken wir Cocktails wie Leute aus alten amerikanischen Filmen. Sie hatte sogar Eiswürfel. Hatte sie gerade von einer Party

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