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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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will nach Hause, nach Venezia, hier nix gut Verkauf. Leute nix haben Interesse an Kunst. Sehr schlecht, alles schlecht, Wetter immer schlecht, Essen schlecht.“
    Alfred fuhr ihn an: „Warum gehst du nicht nach Hause, wenn hier alles schlecht ist?“
    Der Italiener zuckte traurig mit den Schultern. „Geld nicht reicht. Reise für mich und Peppino, meinen Esel, ist teuer. Für mich allein hundert Mark. Ich kann nicht bezahlen.“
    Alfred blinzelte. In seinem stumpfen Gehirn blitzte plötzlich ein Gedanke auf. „Ich kauf dir den Esel ab.“
    Der Italiener wehrte entsetzt ab. Aber weil das Heimweh des Mannes zu groß war, wurden sie schließlich handelseinig. Peppino wechselte seinen Besitzer für hundert Mark. Das war viel zu wenig für einen Esel, aber es reichte, um die Fahrt nach Hause zu bezahlen.
    Von nun an zog Peppino den Lumpenkarren, und die Leute im Dorf liebten das struppige, alte Tier. Es hatte immer ein gekränktes Gesicht, aber das war nicht zu verwundern, denn sein Leben bei Alfred war hart. Der Esel bekam kaum etwas zu fressen, aber um so mehr Prügel. Gegen die Prügel wehrte er sich, indem er Alfred biß und mit den Hufen schlug. Etwas zu fressen steckten ihm die Dorfbewohner zu. Schließlich gab Alfred ihm gar nichts mehr.
    „Das Vieh wird auch von der Luft dick“, grinste er.
    Als Peter mit seinen Klassenfreunden heute am Dorfkrug vorbeikam, sahen sie davor Peppino mit dem Lumpenwagen stehen. Sie liefen hinüber, um ihn zu streicheln und ihm ihre nicht aufgegessenen Frühstücksbrote zuzustecken. Doch plötzlich tat sich die Tür des Gasthofes auf, und Alfred torkelte heraus, betrunkener denn je. Die Kinder stoben auseinander, beobachteten aber von der anderen Straßenseite her den Mann. Sie kicherten und machten sich über ihn lustig. Alfred torkelte auf seinen Karren zu, blieb schwankend davor stehen, ließ sich plötzlich rücklings hineinfallen und lag dort auf den Lumpen. Hinten ragte der Kopf heraus und vorne die langen Beine. Das sah sehr komisch aus, und die Kinder fingen laut an zu lachen. Aber was nun kam, war nicht mehr zum Lachen.
    „He, fahr los, du Vieh“, grölte Alfred und stieß Peppino mit der Schuhspitze an.
    Peppino, der dieses Kommando gewöhnt war, zog an, blieb dann aber sofort mit einem Ruck stehen. „Du sollst fahren, du Miststück“, brüllte Alfred wütend und trat den Esel mit seinem großen Stiefel in die Seite. Jetzt schlug Peppino aus und traf zur Freude der Kinder den Mann hart am Schienbein. Alfred brüllte auf vor Wut. Er wälzte sich aus der Karre und wühlte unter den Lumpen einen großen Knüppel hervor.
    „Dir werd ich’s zeigen, du Vieh, du Miststück, du Rabenaas!“ schrie er und begann zum Schrecken der Kinder, auf den Esel loszuprügeln. Der versuchte auszukeilen, aber der Knüppel traf ihn doch so hart, daß er zusammenzubrechen drohte. Alle Kinder, bis auf eins, standen starr vor Entsetzen. Peter, der sonst eigentlich kein Held war, sauste über den Damm und sprang den Mann wie eine Katze von hinten an. Alfred, der nicht mehr fest auf den Beinen stand, fiel mit seiner Last zu Boden. Er war rasend vor Wut und wandte sich jetzt seinem kleinen Angreifer zu. Er drehte sich um und lag nun halb auf Peter. Seine harten Fäuste sausten auf Peters Kopf und Schultern. Es schmerzte höllisch. Peter wand sich wie ein Aal und entschlüpfte dem Mann beinah. Doch kurz bevor er entwischen konnte, packte der halb auf dem Bauch liegende Mann Peters Bein am Knöchel. Peter versuchte, sich loszuzerren. Aber Alfred schien ihm den Fuß aus dem Gelenk drehen zu wollen. In letzter Not sah Peter vor sich die stramme Wade des Mannes. Das Hosenbein war hochgerutscht, und Peter erinnerte sich blitzschnell daran, wie er als kleines Kind manchmal Ringkämpfe mit den größeren Geschwistern zu seinen Gunsten beendet hatte. Er biß in Alfreds Bein.

    Mit einem Schmerzensschrei ließ der Mann ihn los. Peter sprang auf die Füße, aber ehe er ganz entschlüpfen konnte, packte ihn eine Hand an der Schulter.
    „Hiergeblieben!“ rief eine zornige Stimme, und er blickte in das ärgerliche Gesicht des Wachtmeisters. „Prügeleien auf der Dorfstraße sind ein öffentliches Ärgernis.“ Er schüttelte Peter heftig. „Ein so kleiner Junge läßt sich mit einem Trunkenbold ein, schämst du dich gar nicht? Du kommst mit auf die Wache. Genau wie der Kerl da. Den werden wir zur Ausnüchterung einsperren, und du kommst mit und wartest bei mir, bis deine Eltern dich abholen, damit du

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