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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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stößt mit den Hörnern nach ihm. Wir haben auch nicht viel Platz, wo er grasen kann. Mein Sohn ist nicht sehr begeistert, daß ich das Tier gekauft habe, und ich kann es ihm nicht verdenken. Außerdem hat der Esel heute nachmittag , als mein Sohn gerade Klassenarbeiten korrigierte, angefangen zu schreien. Und Sie wissen ja sicher wie es klingt, wenn ein Esel schreit, so, als wenn jemand auf einer verrosteten Gießkanne Trompete bläst. Das Tier wollte gar nicht aufhören damit.“ Sie runzelte die Stirn. „Mir will wirklich nichts einfallen. Wenn ich den Esel einem Bauern gebe, wird er arbeiten müssen, und dazu ist er einfach zu alt. Er müßte in ein Altersheim. Warum gibt es keine Altersheime für Tiere?“
    Brigitte, die am Fenster Fiffi bürstete, stimmte eifrig zu. „Ja, wirklich, da könnte auch der alte Schuster Krüger seine Katze hingeben. Nachdem seine Frau gestorben ist, will er selber gern ins Altersheim, aber keins will ihn mit der Katze zusammen aufnehmen, und er will die Katze auf keinen Fall töten lassen.“
    Während Oma Frau Hubermeier die Haare zur Nacht frisierte, waren alle drei nachdenklich und schweigsam. Plötzlich räusperte sich Frau Hubermeier und sagte feierlich:

    „Wie Sie wissen, bin ich keine sehr kluge Frau, aber jetzt habe ich ausnahmsweise mal eine sehr gute Idee. Ich schenke Ihnen das Haus und Sie machen daraus ein Altersheim für Tiere.“
    „Machen Sie keine Witze“, sagte Oma ernst.
    Frau Hubermeier wurde jetzt ganz aufgeregt. „Das ist kein Witz. Sehen Sie, ich bin in diesem Haus unglücklich, weil ich so allein bin. Es ist mir auch zu viel, es zu verwalten und zu säubern. Wenn ich unglücklich bin, dann koche ich und esse das Gekochte und werde zu dick und krank und wieder unglücklich. Der Doktor sagt, ich müßte Diät haben, aber ich kann keine Diät kochen, das können Sie viel besser. Außerdem habe ich es satt, an den Abenden nur immer zu sticken und fernzusehen. Ich schenke Ihnen das Haus unter der Bedingung, daß ich ein Zimmer in ihm bewohnen darf und daß Sie mich versorgen. Nur einmal im Monat will ich für alle, die im Haus wohnen, kochen. Dann ist uns allen geholfen. Ich bin nicht mehr allein, kann mich mal mit jemandem unterhalten und muß mich nicht mehr um das Haus kümmern. Sie können ein Altersheim für Tiere aufmachen, und der Esel kann auch hier wohnen, nämlich im Gartenhaus, und er kann das Gras im Garten abfressen, das sowieso schon wieder gemäht werden müßte.“
    Oma schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich.“
    Aber Brigitte rief zur gleichen Zeit: „Das ist eine tolle Idee!“

Omas Haus

    „Ja, da isser nu“, sagte der alte Mann und stellte einen großen Korb in die Mitte der Stube. Der Inhalt des Korbes war mit einem Tuch zugedeckt, und als Oma das Tuch fortnahm, guckten sie die riesigen, grünen Augen eines dicken, schwarzen Katers an. Pieselangs Kater Fridolin, der neben Oma gesessen hatte, fing an zu fauchen und einen Buckel zu machen. Aber das Tier im Korb rührte sich nicht, nur seine grauen Barthaare zitterten ein wenig.

    „Er ist schon sehr alt“, sagte der Mann, und sein grauer Bart zitterte fast ebenso wie der Schnurrbart des Katers. „Und deshalb sagen alle, ich soll ihn totmachen lassen, weil mich mit ihm zusammen kein Altersheim aufnimmt. Aber das will ich nicht. Dann gehe ich lieber nicht ins Heim. Es gibt Leute, die verstehen nichts von Katzen, die wissen nicht, daß man eine Katze nicht so einfach totmachen kann.“ Er strich sich über sein graues, stoppliges Haar. „Aber nun ist ja alles in Ordnung. Als die Brigitte — so ein nettes, kleines Ding, das sich immer mit mir über meine Katze unterhalten hat — , als die Brigitte mir sagte, meine Oma macht ein Altersheim für Tiere auf, da wußte ich, da muß mein Peter hin. Ich zahl für ihn auch ein Drittel meiner Rente.“
    „Aber, wo denken Sie hin“, sagte Oma, „das war doch viel zuviel.“
    „Sie sollen ihn nicht umsonst versorgen“, sagte der Alte. „Na, dann werd ich mal gehn .“ Doch als er schon in der Tür war, fragte er: „Kann ich ihn noch mal streicheln?“
    „Aber ja“, sagte Oma und betrachtete nachdenklich die beiden.
    Als Vater Pieselang eintrat, begegnete er dem alten Mann, der, den Korb mit seinem Kater in der Hand, den Raum verließ.
    „War das dein erster Heimbewohner?“ fragte der Lehrer seine Mutter.
    Oma nickte.
    „Meine ersten beiden Heimbewohner, außer Frau Hubermeier und Fiffi .“
    „Aber du hast doch den alten Mann

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