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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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gemacht, daß sie den Schwalbentransport in den Süden begleiten dürfte. Nun begann eine wirbelnde Geschäftigkeit. Jan wurde mit dem Fahrrad zum Stationsvorsteher geschickt mit der Bitte, mit seiner Behörde alles zu regeln und morgen früh den Zug anzuhalten. Karolines Vater, der Besitzer der Hühnerfarm, erklärte sich bereit, die Vögel mit seinem Lastwagen zur Bahn zu fahren. Außerdem stellte er einige Vogelkäfige zur Verfügung, die er sonst benutzte, wenn er Hühner kaufte oder verkaufte. Allerdings reichten sie nicht aus, und so wurden die Kinder des Suchtrupps im Ort herumgeschickt, um nach Vogelkäfigen oder Pappkartons zu fragen. Anschließend mußten die Kartons mit Löchern versehen werden. Peter, Brigitte und Jan erhielten vom Lehrer schulfrei, um Oma, Rolf und Frau Hubermeier beim Schwalbentransport zu begleiten, unter der Bedingung, daß sie später in ihren Klassen von der Aktion berichten würden. Dann brachte man die frohe Nachricht Mutter Pieselang, die vom Mehlwürmerfüttern ganz erschöpft war, denn mit zunehmender Erwärmung waren die kleinen Gäste immer hungriger geworden. Sie war sehr erleichtert. Allzulange würde die Nahrung nicht mehr reichen.
    In dieser Nacht schlief niemand gut. Alle waren zu aufgeregt und hatten Angst zu verschlafen, weil sie ja schon um vier Uhr morgens wieder aufstehen mußten, um die Vögel in die Käfige und Kartons zu stecken, was keine leichte Arbeit war. Um fünf Uhr kam Karolines Vater mit dem Lastwagen, und sie luden in einem eisigen Wind und Schneeregen die Käfige und Kartons auf. Mutter und Vater Pieselang winkten dem hochbepackten Gefährt noch lange nach. Dann machten sie sich an die Säuberung ihrer stark verschmutzten Küche.
    Als der Lastwagen am Bahnhof vorfuhr, stand da schon Frau Hubermeier in ihrem beschneiten Pelzmantel mit einem Hut, der einen Fuchsschwanz auf der Krempe hatte. In jeder Hand trug sie eine große Reisetasche: In der einen schlief Fiffi , die andere war bis oben hin vollgestopft mit Proviant.

    Der Zug stand schon da, und der Packwagen wurde mit den Vögeln beladen. Oma, die Pieselang-Kinder, Karolines Vater und der Stationsvorsteher schoben mit großer Mühe Frau Hubermeier in den Wagen. Die Pieselangs kletterten nach. Pünktlich um sechs Uhr gab es einen Ruck und noch einen Ruck, und schließlich fuhren sie. In dem Wagen herrschte wohlige Wärme. Im Licht einer Petroleumlampe sah es in dem Raum gemütlich aus. Kisten und Kästen und allerlei anderes Frachtgut bedeckten die Wände. Die Kartons und Käfige mit den Vögeln standen in der Mitte auf dem Fußboden. Oma und die Kinder hockten auf zwei Luftmatratzen, und für Frau Hubermeier hatte der Stationsvorsteher einen Stuhl hereingestellt, auf dem sie beim Fahren sanft hin und her schwankte. Jan holte seine Mundharmonika aus der Tasche und spielte „Wenn ich ein Vöglein war“. Da fingen leise die Schwalben an zu zwitschern; erst eine, dann zwei, dann viele, und dieses Geräusch hörte bis zum Ende der Reise nicht mehr auf.
    Obgleich sie in den Tag hineinfuhren, konnten sie von der Gegend nichts sehen, weil der Wagen fest verschlossen bleiben mußte. Schließlich nickten sie ein und wachten erst auf, als der Zug hielt und die Schiebetüren ihres Wagens geöffnet wurden. Aber wie staunten sie: In Kälte und Eisregen waren sie losgefahren, und hier schaute der leuchtendste blaue Himmel über die Dächer des kleinen Bahnhofes. Als sie verschlafen aus dem Wagen stiegen, spürten sie, daß die Sonne warm schien. Drüben, auf dem Bahnsteig, ging ein junges Mädchen in einem Sommerkleid mit kurzen Ärmeln, und ein barfüßiger Junge stand mit den Händen in den Taschen seiner kurzen Hose und lachte sie an.
    „ Buon giorno , gutten Tak “, rief er, „ich heiße Gino.“
    Die Pieselang-Kinder zogen erst einmal ihre warmen Anoraks aus und hievten dann zusammen mit Gino und Oma Frau Hubermeier aus dem Wagen. Sie dehnten und reckten sich alle in der Sonne. Dann luden sie geschwind die Schwalben aus, stellten sie auf den Bahnsteig, denn der Zug mußte weiterfahren. Doch was nun, sollten sie die Schwalben hier fliegen lassen? Aber, wenn nun gerade ein Zug kam! Würde dann den Vögeln nicht vielleicht etwas geschehen? Aber der Stationsvorsteher, Ginos Vater, beruhigte sie.
    „Nix Zug, kein Zug für zwei Stunden.“
    Nun öffneten sie die Käfige und Kartons. Die Schwalben saßen dort noch immer eng zusammengedrückt, plumpe, kleine ängstliche Federbällchen . Doch plötzlich reckte

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