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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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und sie kommen in die Sprechstunde und sagen: ‚Fräulein Doktor, ob wir ihn nicht lieber einschläfern lassen, er quält sich so’. Aber natürlich haben sie dabei ein schlechtes Gewissen. So habe ich drei von den Leuten dazu gebracht, daß sie ihre Hunde zu dir in Alterspension geben. Die beiden Pudel gehören zusammen einer Fabrikantenfrau. Die Herren und Damen waren ganz erleichtert, daß es solch eine Möglichkeit gibt. Ich habe einen guten Pensionspreis ausgehandelt, damit du auch Futter für die Tiere kaufen kannst, die niemanden haben, der für sie was zahlt, zum Beispiel den da.“
    Sie holte vom Hintersitz eine Schachtel, in der es rumorte, griff vorsichtig hinein und langte am Nackenfell aus ihr einen winzigen , verhungert aussehenden Kater, der strampelte und wütend fauchte. Die Kinder wollten nach ihm greifen, aber Ingeborg rief:
    „Vorsicht! Er kratzt und ist überhaupt eine kleine Bestie. Er mußte sich sein ganzes junges Leben lang nur wehren und würde es wohl nicht schaffen, groß zu werden, wenn ihr euch nicht seiner annehmt. Er trieb sich neuerdings immer auf unserem Hinterhof herum. Aber die Katzen, die dort schon lange wohnen, verfolgten und bissen ihn. Doch er war hartnäckig und ließ sich nicht vertreiben. Schließlich haben sie ihn so zugerichtet, daß er halb tot war. Da habe ich ihn mir geholt, ihn gesund gepflegt und gedacht, er könnte vielleicht bei dir ein Zuhause finden, Oma.“ Ehe sie von Oma eine Antwort erhalten hatte, fuhr sie fort: „Also, die vier Hunde hier brauchen eine Abmagerungsdiät und täglich einen tüchtigen Spaziergang.“ Dann hob sie den kleinen Kater hoch. „Und der hier braucht eine Mastkur und viel Liebe.“
    Auf dieses Stichwort hin griff Brigitte, die sich unterdessen auch eingefunden hatte, nach dem mageren Tierchen und wollte es streicheln und in ihren Arm nehmen. Aber das Katerchen mißverstand sie und glaubte, sie wollte ihm etwas Böses tun, fuhr ihr mit den Krallen in die Haare, so daß Brigitte entsetzt aufschrie, sprang auf ihre Schulter und von dort auf den nächsten Baum, den es in Windeseile aufwärtssauste bis in die Spitze. Da saß es nun und starrte sie von oben herab an. Oma, Ingeborg, Brigitte, Jan, Peter und die vier Hunde starrten von unten herauf. Was nun? Ingeborg lockte und rief, aber das Tier rührte sich nicht. Oma holte aus der Küche ein Stück Fleisch und hielt es dem Kater hin.
    „Gut so“, sagte Ingeborg, „er ist schrecklich gefräßig, jetzt wird er sicher kommen.“ Tatsächlich bewegte sich das Tierchen, aber der Zweig, auf dem es saß, schwankte gefährlich. Es klammerte sich erschrocken fest, und plötzlich merkten sie, daß es nicht mehr herabzuklettern wagte. Es traute sich den Abstieg nicht mehr zu und fing nun an, wie ein kleines Kind zu weinen. Dieses Geschrei war so kläglich, daß den Pieselangs ganz wehmütig wurde. Sie sahen sich ratlos an. Jan erbot sich, hinaufzuklettern, aber Ingeborg meinte, das Tierchen würde ihn aus Angst zerkratzen und sie würden dann womöglich beide vom Baum herunterfallen. Der alte Krüger hatte sich dem Kreis dazugesellt. Er murmelte:
    „Es gibt Leute, die verstehen wirklich nichts von Katzen.“ Worauf Brigitte in Tränen ausbrach, weil sie es ja war, die das Katerchen hatte entschlüpfen lassen. Oma hatte alle Mühe, sie zu trösten. Es war eine ganz und gar verfahrene Situation.
    In diesem Moment kam knatternd ein Motorrad angefahren. Der Fahrer, der mit Sturzhelm, Autobrille und dicken Lederhandschuhen darauf saß, war zuerst nicht zu erkennen. Als er aber anhielt und die Brille hochschob, entpuppte er sich als der Dorfpolizist.
    „Was ist hier los?“ fragte er.
    Oma und Ingeborg erzählten ihm die traurige Geschichte. Der Wachtmeister ließ sein Motorrad am Straßenrand stehen und kam näher.
    „Haben Sie eine Leiter?“ fragte er.
    Ehe Oma etwas sagen konnte, war Jan davongesaust, um sie zu holen. Der Polizist lehnte sie an den Stamm. „Das kleine Biest wird Sie zerkratzen“, sagte Oma besorgt. Aber der Wachtmeister lachte beruhigend.
    „Mich nicht.“
    Er zog sich die dicken Lederhandschuhe über und schob die Brille über die Augen. Dann stieg er die Leiter hinauf.

    Der kleine Kater fauchte ihn an und zeigte die Krallen. Aber der Wachtmeister packte zu und hatte gleich darauf ein zappelndes Bündelchen in der Hand. Der alte Krüger nahm es ihm ab.
    „Sie waren wirklich der Retter in der Not, Herr Wachtmeister“, sagte Oma.
    Das Kätzchen hatte aufgehört zu

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