Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Kommissarin
immer nur in ihrem Büro gefilmt würden, da würden die Zuschauer schnell protestieren
und lieber gleich zu einer langweiligen Talk Show auf dem Nachbarsender
wechseln, bei der du zumindest nichts versäumst, wenn du zwischendurch mal
dringend aufs Klo oder so.
Dass der Köstlbacher nicht nur wegen seiner Bewegungsarmut
Gewichtszunahme, da will ich ganz ehrlich sein. Dem Edmund hat es schon auch
sehr geschmeckt. Und das nicht nur zu Hause bei seiner Anna! Eine
Leberkässemmel oder ein Paar Weiße waren schon das Mindeste, was er am Vormittag
seinem knurrenden Magen gönnte. Schließlich kannst du nicht ausgehungert zum
Mittagessen in die Kantine gehen. Weil, wenn du das tust, dann läufst du echt
Gefahr, dich auf die Schnelle vor lauter Hunger zu überessen. Und wie sollst du
dann noch vernünftige Kriminalerarbeit erledigen, wenn du eigentlich ein
Verdauungsschläfchen bräuchtest.
Das alles war dem Köstlbacher wohl bewusst. Drum auch immer wieder eine
Zwischendurchlösung für den Magen. Leider nicht gerade gut fürs Gewicht!
Bisher war das mit dem Gewicht dem Köstlbacher eigentlich recht egal
gewesen. Ein bisschen ist schließlich auch der Respekt mit dem Umfang von
seinem Bauch mitgewachsen, den ihm fast alle, ob Freund oder Feind, zollten.
Aber dann hatte der Edmund diesen Arzttermin wegen so einem Gesundheitscheck.
Du weißt schon, so ein Check, den man ab einem gewissen Alter eigentlich jedes
Jahr einmal machen lassen sollte. Und das ausnahmsweise nicht, um die armen
Ärzte zu unterstützen, damit deren Einkommen nicht noch weiter fällt. Der
Edmund hatte seiner Anna zu seinem 40sten versprechen müssen, von nun ab
regelmäßig einen Check machen zu lassen. Weil er das ›regelmäßig‹ nicht genauer in Zahlen ausgedrückt hatte, waren
inzwischen auch schon 4 Jahre vergangen. Der Arzt untersuchte den
Köstlbacher ein wenig zu genau, wie der meinte. Dabei sagte der Mediziner so
gut wie nichts. Nur seine Gesichtszüge wurden immer besorgter.
»Wenn Sie so weitermachen, dann verkürzt sich Ihre Lebenserwartung
drastisch!«, kommentierte er den Schluss seiner Untersuchungen.
»Was meinen Sie mit ›weitermachen‹ ?«,
fragte der Köstlbacher mit einem etwas aggressiven Unterton in seiner Stimme.
»Sie haben deutliches Übergewicht, das schon jetzt für einen
unübersehbaren Schaden an Ihrer Wirbelsäule Rechnung trägt. Zudem steigert
es enorm Ihr Herzinfarktrisiko. Wenn Sie demnächst noch unter Diabetes zu
leiden hätten, dann würde mich das ebenfalls nicht wundern. Ich kann Ihnen nur
zu einer reduzierten Nahrungsaufnahme raten, einer radikalen Umstellung
Ihrer Essensgewohnheiten, natürlich einhergehend mit ausreichender
Bewegung!«
›Reduzierte Nahrungsaufnahme! Wie soll ich arbeiten, wenn mein Magen
knurrt? Bewegung! Und dafür habe ich nun einen halben Nachmittag geopfert!‹ ,
dachte sich der Köstlbacher, brummte so etwas wie »Auf Wiedersehen!«, und
verließ die Arztpraxis.
Seiner Anna zu Hause sagte er, alles sei in bester Ordnung mit ihm. Die
fragte zwar nicht nach, aber sie kannte ihren Edmund gut genug, um zu wissen,
dass eben nicht alles in Ordnung. Weil warum sonst verzichtete er jedes Mal,
wenn sie seitdem für ihn kochte, auf einen dritten Nachschlag, oft sogar schon
auf einen zweiten? Und warum sonst fragte er plötzlich bei jeder sich
ergebenden Gelegenheit, ob sie ihn auf einen kleinen Spaziergang durch einen der
vielen Parkanlagen der Stadt begleiten wolle, vorwiegend durch den Villapark,
der vom Prinzenweg nur einen Steinwurf entfernt war? Leider ergaben sich bei
dem an Überstunden reichem Job ihres Mannes nur wenige solcher Gelegenheiten.
Nur, eines musst du wissen, die Anna immense Geduld! Der Edmund würde es
ihr schon noch sagen, was ihn wirklich bedrückt. Dass es was mit dem
Arztbesuch zu tun hatte, da war sich die Anna sicher. Hätte es freilich was mit
der Klein zu tun gehabt, da hätte die Anna ganz anders reagiert. Schon allein
der Gedanke, dass der Edmund fast mehr Stunden mit seiner Sekretärin
verbringt, beruflich hin oder her, war nervig genug. Wenn er dann wegen der
Klein auch noch anfangen würde, komisch zu werden, das könnte die Anna nicht so
einfach übersehen und warten, bis er irgendwann einmal den Mund auftäte, um ihr
zu ›beichten‹ , was Sache ist.
Da musst du dich einmal in die Lage der Anna Köstlbacher versetzen,
wenn die sich im Spiegel angeschaut hat und ihr dabei blitzartig die Klein
eingefallen ist. Ich meine, vorstellen kannst
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