Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
müssen. Die ganze linke Seite, hin zum Graben entlang
der ehemaligen Stadtmauer und der ›Königlichen
Villa‹ , der dieser Park seinen Namen verdankte, diese Seite war abgesichert
durch einen Bauzaun, weil dringende Restaurierungsarbeiten an der Mauer.
Gerüste, die der Mauer entlang aufgestellt waren und etliches schweres Gerät,
sogar zwei mittelgroße Bagger, machten es quasi unmöglich, hier auch nur die
Spur einer Spur finden zu können. Sollte also auf dieser Seite mit der Doris
was passiert sein, dann hätte das die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im
Heuhaufen zur Folge. Und die würde nicht nur Unmengen von Zeit kosten. Die
würde vermutlich nicht einmal was bringen. Weil, wo willst du da noch was
entdecken, wenn nicht einmal dokumentiert ist, was sich hier seit dem
ersten Mai alles verändert hat?
Das hat die Stimmung des Ermittlerteams trotz des schönen Nachmittages
schon wieder etwas gedrückt.
»So ein Scheiß!«, hat der Pirzer nur gemurmelt.
Und die Koch, die solche Ausdrücke normalerweise entsprechend
kommentiert hätte, weil die Koch guten Umgangston und so, die nickte
diesmal ausnahmsweise nur zustimmend.
»Muss ja nicht gerade da gewesen sein!«, sagte sie und deutete nach
vorne. »Schauen wir doch erst einmal vor zur Donauseite!«
»Hm!«, brummte dazu der Pirzer. »Hätte zwar auch hier gewesen sein können,
aber na ja!«
Der Park ist nicht wirklich groß. Eigentlich sogar sehr klein. Der für die
Öffentlichkeit zugängige Teil ist sogar kleiner als der Herzogspark im ›Inneren Westen‹ Regensburgs. Insofern
dürfte der Villapark der kleinste Park der Stadt sein. Abzüglich des
abgetrennten Baustellenterrains, sogar mit Sicherheit der kleinste Park. Sich
da umzusehen und nach weiß Gott was zu suchen, dürfte daher machbar sein. Auch
für ein Festplatten geschädigtes Kriminalerteam!
Störend waren höchstens die vielen Sonnenhungrigen und Erholungssüchtigen,
die sämtliche Parkbänke besetzt haben und auf Decken im Rasen lesend, dösend
oder ein Picknick veranstaltend, das geübte Polizistenauge ablenkten. Bestimmt
wundert es dich nicht, dass dabei der Pirzer um einiges abgelenkter war,
als die Koch. Echte Adoniskörper bildeten hier eher die Ausnahme. Heute,
ehrlich gesagt, war gar keiner zu sehen. Das männliche Publikum, überwiegend
aus der zahlreichen Regensburger Studentenschaft, versuchte eher durch
Dreadlocks oder geile Brillen auf sich aufmerksam zu machen.
Nichts davon interessierte die Koch, die mehr auf die sportlichen
Typen stand. Kann sein, weil ihr Freund ein Antisportler. Und
bekanntlich schaust du dich dann immer nach was anderem um und so.
Wegen der Sonne und vielleicht auch damit Blickmagnet, einige der Mädels im
Minimalfummel. Manche sogar noch ein wenig minimaler. Logisch, dass der Pirzer,
der fast den selben Dauernotstand wie sein Kollege Liebknecht, logisch dass der
Pirzer quasi jeden Quadratzentimeter vom weiblich belegten Rasen in Augenschein
genommen hat. Nur aus ermittlungstechnischen Gründen. Versteht sich!
Auf den normalen Wegen im Park war kein richtiges Vorwärtskommen, weil
Zivis oder auch Angehörige anscheinend des gesamten Elisabethinum Altenheim von
der Roritzerstraße hierher evakuiert hatten. Jedenfalls wurden die Rollstühle
im Konvoi vom Eingang in der Adolf-Schmetzer-Straße hin zum Ausgang an der
gegenüber liegenden Nordseite geschoben, wo sie dann nach unten über die
Uferpromenade der Donau in Richtung Wurstkuchl verschwanden. Der
Pirzer und die Koch reihten sich nicht in diese Prozession ein. Im Slalom
um die ausgebreiteten Decken über den Rasen gehend, wandten sich die beiden zu
den paar Stufen hinauf zur Mauer. Ein Weg, der in der Regel da oben nicht
weiterführte, quasi vor einer verschlossenen schmiedeeisernen Türe endete,
die heute aber, vermutlich wegen der Bauarbeiten, geöffnet war. Der
beste Platz, willst du einen Gesamteindruck vom Park bekommen! Zudem
wegen der Treppe hier hinauf kein Rollstuhlstau und, weil etwas kühl und windig
hier oben, auch keine wärmesüchtigen Sonnenanbeter.
Was die beiden Kriminaler nicht wissen konnten: Hier standen beim
Gothic-Treffen der Roland und die blonde Hildegard, die eigentlich Chantal
heißt. Und die beiden hätten ihnen tausend Mal mehr erzählen können,
als sie hier jetzt zu sehen bekamen.
Weil, eines darfst du nicht vergessen, etliche Wochen mit wechselhaftem
Wetter, viel Regen und Hunderten von Parkbesuchern, da ist jede Spur weg.
Auch wenn du da ein direkt
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