Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
eher, der Faltenhuber hat was gut zu machen bei seinen Parteigenossen,
denen er im letzten Jahr ganz schön Stimmenverluste eingefahren hat. Zumindest
wenn man den Meinungsumfragen Glauben schenken kann. Aber das ist nicht der
springende Punkt. Der springende Punkt ist, dass wir über den Faltenhuber an
die Pädophilenszene herankommen könnten!«
»Und du glaubst, da würde der mitmachen? Gerade der?«, fragte der
Liebknecht mit einem zweifelnden, fast mitleidigen Lächeln.
»Nach der Mordserie im letzten Jahr hatte ich veranlasst, den Faltenhuber
im Auge zu behalten. Er war zwar in keinen der Morde direkt verwickelt, aber
die Untersuchungen haben genug Dreck zu Tage gefördert, den der am Stecken hat.
Beweisen konnten und können wir ihm von all seinen Machenschaften
nichts, aber ein Wink an die Presse, und er ist endgültig erledigt.
Gerüchte sind oft verheerender in ihrer Wirkung, als Tatsachen!«, sagte
der Köstlbacher.
»Und damit willst du ihn jetzt erpressen? Sehe ich das richtig?«,
fragte der Liebknecht.
»Ein hässliches Wort! Ich werde ihm nur einmal seine Zukunft ausmalen,
wenn er sich nicht kooperativ zeigen sollte«, meinte der Köstlbacher.
»Bin gespannt, wie du das machen wirst!«, sagte der Liebknecht.
Auf den noch verbleibenden Kilometern bis zum Büro vom Faltenhuber wurde
nicht mehr viel geredet, weil jeder der beiden mit Spannung der
Unterhaltung mit dem Stadtrat Willi Faltenhuber entgegen gesehen hat.
Ortstermin
(Kapitel 18)
Auf den Anruf vom Köstlbacher hin haben sich der Kommissar Pirzer und
seine Kollegin, die Kommissarin Koch, sofort auf den Weg in den Villapark
gemacht. Der Auftrag vom Chef ist ihnen sehr gelegen gekommen, weil die vom
Computerbetrug sich die beiden schon seit ein paar Tagen ›ausgeliehen‹ haben. Und wenn du da am Arbeiten bist, dann hast du
am Abend Augen wie ein Monitor und fühlst dich nur noch gaga. Praktisch vom
Morgen bis zum Abend mussten sie sich durch Festplatten konfiszierter
Rechner wühlen, auf der Suche nach irgendwelchem illegalen Zeug. Und wenn du da
nichts findest, dann kannst du nicht einmal unterbrechen, um einen Bericht
zu schreiben. Kann ja sein, dass manche auf so einen Job ganz wild sind, aber
nicht der Pirzer und die Koch. Die fühlten sich total überqualifiziert für diesen
Zeitvertreib.
Als die Leiche von der Doris im Villapark gefunden worden war, da ging
durch das ganze Morddezernat ein innerliches Raunen, weil endlich wieder
Arbeit, für die man ausgebildet ist. Aber sei einmal ehrlich, wie soll so
ein Morddezernat auf Zack bleiben, wenn tagein tagaus Vergeudung von
Fachpersonal für Festplattensichtung. Das ist fast so tragisch, wie wenn
ein arbeitsloser Geschichtsprofessor statt Hartz 4 in der Krankenpflege! Wenn
hochrangige Politiker solche Vorschläge, ab in die Kranken- oder
Altenpflege statt Hartz 4, dann vermutlich nie Gedanken an vergeistigte,
arbeitslose Wissenschaftler, denen dann so ein Einsatz im Altenheim auch blühen
würde. Vermutlich wäre dann bald nicht mehr sicher zu unterscheiden, wer
Pfleger und wer die an Demenz erkrankten Alten!
Die Doris hatte leider der Mordkommission nur kurzes Ermittlungsglück
gebracht, weil bald keine konkreten Spuren mehr, denen nachgegangen werden
konnte. Aber das schien sich jetzt zu ändern! Der Chef hatte eben wieder einmal
ein gutes Gespür gehabt, als er das volle Programm in der Gerichtsmedizinischen
für die Tote angefordert hat. Und was er da vom Dr. Kroner erfahren, das
zumindest hochinteressant. Nur einen Nachteil, quasi ein Wermutstropfen in dem
guten Wein, hatte die Sache: Wenn die Doris Suizid, dann Mordfall in Luft
aufgelöst. Und dann: Festplatte lässt grüßen! Also würden sich die beiden,
der Pirzer und die Koch, den Villapark besonders genau ansehen. Natürlich
in der Hoffnung, keine Anhaltspunkte für einen Selbstmord oder, noch schlimmer,
für einen Unfall zu finden. Oder andersrum ausgedrückt: Suche bis zur
Beweisfindung für Mord angesagt! Zumindest angestrebt!
*
Regensburg präsentierte sich an diesem Tag unter einem wolkenlos, blauen
Himmel, wie schon seit Tagen nicht mehr. Und weil am Nachmittag auch schön
hochsommerlich warm, drum Ortstermin im Villapark fast Erholungscharakter.
Der Pirzer und die Koch stellten ihren Dienstaudi in der Gabelsbergerstraße
auf der Höhe vom AAG ab, von wo sie nur ein paar Schritte bis zum Eingang vom
Villapark hatten. Schon beim Betreten des Parks war klar, dass sie hier eine
Weile würden verweilen
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