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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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daran entlangfliegen. Da unser Lager am Rand liegt, müssten wir auf diese Weise früher oder später hinfinden. Schlimmstenfalls umrunden wir den ganzen Schrotthaufen einmal. Energie genug haben wir dafür.«
    Barbara sah hinaus. Nummer sieben stieg weiterhin wie an einem unsichtbaren Draht. Die mit den Überresten der VILM VAN DER OOSTERBRIJK bedeckte Landschaft dehnte sich endlos in alle Himmelsrichtungen aus. Nur gelegentlich unterbrochen von Flecken der missfarbenen einheimischen Vegetation, waren die würfelförmigen Blöcke der Segmente wie von der Hand eines übelgelaunten Gottes über die Oberfläche verstreut. Hier und da lagen die Segmente nahe beisammen und teilweise sogar übereinander, während in anderen Bereichen ein einsamer Block über eine gewaltige leere Fläche herrschte. Das Ganze wirkte fremdartig und fehl am Platz. Barbara ließ weiterhin die Finger von der Steuerung und sah Jonathan an, der dem Panorama keinen Blick gönnte. Er hatte die Augen geschlossen und unterdrückte mit geringem Erfolg das Zittern seiner Hände. Der Mann braucht Beschäftigung, dachte Barbara. »Wie hoch kann dieses Ding steigen?«, fragte sie laut.
    Jonathan öffnete die Augen und ließ seine riesigen Hände über die Tastatur wandern. »Das kann ich nicht ganz zuverlässig beantworten«, sagte er, »ich bekomme nicht alle Daten, die ich brauche. Aber ich denke, wir könnten gefahrlos bis weit in die Wolken aufsteigen, für kurze Zeit bis in höhere Schichten der Atmosphäre. Für einen Orbit reicht es sicherlich nicht.«
    »Das wäre es doch«, sagte Barbara, und für einen kurzen Augenblick spürte sie einen leichten Schwindel.
    »Was, zum Teufel?«, wollte Jonathan wissen.
    »Was sagst du dazu: Wir jagen Nummer sieben so weit hinauf, wie es nur geht, und dann setzen wir einen Hilferuf ab. Mit aller Energie, die wir erübrigen können, und so lange, wie es nur geht.«
    »Ziemlich witzlos. Du sprichst von schlichtem Funk, von elektromagnetischen Wellen. Die kriechen mit Lichtgeschwindigkeit dahin. Die Chancen, dass uns zu Lebzeiten jemand hört, sind nahe null.«
    »Aber nicht gleich null.«
    »Das nicht.«
    »Ist eine kleine Chance nicht besser als gar keine?«
    Jonathan blickte mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Barbara hinüber; er dachte an Claudius und an die verdammt geringe Chance, die der gehabt hatte. Dann nickte er. »Wenn wir so etwas Verrücktes machen, dann möglichst so, dass etwas damit erreicht wird. Die Nachricht sollte in Richtung Atibon Legba abgestrahlt werden. Da ist die Wahrscheinlichkeit am größten, gehört zu werden.«
    Barbara nickte; Jonathan arbeitete an einem Problem. Das würde ihn ablenken von dem grausamen Schnitt in seinem Arm. »Und woher«, fragte sie, »soll der Rechner wissen, wo sich A.L. befindet? Wir wissen nicht einmal genau, wo wir sind.«
    Jonathan überlegte und klickte sich durch eine Unmenge von Darstellungen, während Nummer sieben weiter und weiter in den grauen Himmel stieg. Unter sich sah Barbara einen gigantischen, etwas schrägen Kreis aus buntem Schmutz, der in eine ebenmäßig gemusterte Fläche aus dunklem Grün hineingestanzt war. So sah die Katastrophe der VILM VAN DER OOSTERBRIJK aus einer Höhe von einigen Kilometern aus – nur ein unbedeutender Zwischenfall für einen Planeten. Und genau so, dachte Barbara, mochte das für die Menschen auf Atibon Legba aussehen. Ein weiterer Name auf der Liste verlorengegangener Raumschiffe. Eine Zwanzig-Sekunden-Nachricht im großen Netzwerk zwischen den Planeten. Eine Trauerminute auf Serafim, woher die meisten der Siedler an Bord der VILM VAN DER OOSTERBRIJK gekommen waren.
    »Ich habe es«, sagte Jonathan. »Und es war so einfach.«
    »Was war einfach?«
    »Die Navigation. Du hast all diese Daten in den Speicher geladen, alle Daten aus den letzten zweiundzwanzig Minuten der VILM VAN DER OOSTERBRIJK. Die enthalten eine riesige Menge Information. Das kann ich unmöglich alles durchsehen und sortieren. Aber der Rechner kann die Navigationsdaten heraussieben. Und mit denen errechnen, in welcher Richtung genau Atibon Legba liegt. Allerdings gibt es da ein Problem.«
    »Das klang bis eben ganz gut«, sagte Barbara und grinste. »Und wo genau ist das Problem?«
    »Wir müssten hoch steigen. Hoch genug, um wenigstens die hellsten Sterne auszumachen, sodass Nummer sieben sich orientieren und die Antenne ausrichten kann.«
    »Wo ist da ein Problem?«
    »Ich habe meine Zweifel, dass dieser Gleiter so hoch kommt. Einige von diesen

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