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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Blüte öffnete, wenn ein Wolkendurchbruch bevorstand? War es der Duft dieser unbekannten Pflanze, der Will sagte, dass heute vielleicht früh die Sonne scheinen würde? Er wusste es nicht.
    Will löste sich vom Schuppen und ging zwischen den Hügeln auf das ungerodete Gebiet zu. Es gab einen eigens angelegten Ödnisstreifen rund um die Siedlung, damit die Tiere fernblieben. Die Kreaturen, die es auf Vilm gab, mieden freies Gelände wie die Pest. Sie blieben im unübersichtlichen Gewirr der Pflanzen. Den Namen »Gestrolch« hatte sicherlich ein Kind geprägt – für die ineinander verfilzten Gebüsche, die aus Hunderten verschiedener Pflanzen bestanden, in denen unzählige Tierarten vorkamen und die wie große düstere Wattebäusche umherlagen. Manche nur handspannengroß, andere mit mehreren hundert Metern Umfang, undurchdringlich und nicht ungefährlich. Das waren die Gestrolche, aus denen unverhofft eins der nützlichen Tiere kommen konnte; auch das Erscheinen gefährlicher oder unbekannter Wesen war möglich, irgendwelcher Strolche eben. In einigen Gestrolchen gediehen Früchte mit absonderlichem Aussehen, von denen einige es auf den Speisezettel der Menschen geschafft hatten. Manche waren sogar erklärte Lieblingsspeisen der Kinder, missfarbig, andererseits süß und saftig. Die Kleineren ließen sich nicht davon abbringen, dass die Gestrolche in Wahrheit die Nester der Regendrachen seien. Will konnte nicht daran glauben. Wie sollten Dinge, die von verdunstendem Wasser und Licht lebten, die den Regen mit ihren dünnen Flügeln machten, die Vilm bewachten und sonst nichts taten, so etwas wie ein Nest aus Pflanzen benötigen? Das war nicht logisch. Wer weiß, dachte Will, ob die Einarmige Eliza sich richtig ausgedrückt hat. Sie hatte mitunter seltsame Anwandlungen. (Er wusste nicht, dass Eliza den Kindern mit ihrer missglückten Redewendung nur die Funktion der in den Wolken lebenden Schwebealgen-Flora hatte erklären wollen und dass die Geschichte von den Regendrachen ein schönes Missverständnis darstellte, das inzwischen keine Erklärung mehr aus der Welt schaffen konnte.)
    Will ging zwischen den ersten kleinen Gestrolchen hindurch. Es roch, wie es nur an Tagen roch, an denen sich die Sonne zeigen würde. Er stellte seine Flinte auf Platzgeschosse ein, für den Fall, dass er einem Springwolf begegnete. Als seine Augen sich an das matte Dämmerlicht gewöhnt hatten, das hier »die Nacht« war, lief er los. Er fiel in jenen Trott, den die Kinder von Vilm stundenlang durchhalten konnten – nicht gerade ein Dauersprint, eher ein gleichmäßiges Traben, bei dem es darauf ankam, den sich schlängelnden Durchlässen zwischen den Gestrolchen zu folgen und dabei die Umgebung nicht aus den Augen zu verlieren. Genaugenommen ließ man das Gelände unter sich vorbeigleiten, während der Kopf freiblieb für wichtigere Dinge. Einerseits musste man auf einen Springwolf gefasst sein, andererseits konnte man auf ein Rehschwein hoffen. Keiner schimpfte, wenn man mit einem Braten zurückkam. Will achtete nicht auf den Weg, den kannte er auswendig, um den kümmerten sich die Füße. Also achtete er scharf auf alles Ungewöhnliche im Gestrolch. Aber es war nichts los heute, das sah er, das Viehzeug war noch dort, wohin es sich zum Schlaf verkrochen hatte. Sogar die Schatten waren heller als sonst. Heute hatte er kaum das Gefühl, die Augen eines Regendrachens würden sich in genau dem Augenblick öffnen, wenn er gerade nicht hinsah.
    Es gab noch etwas anderes, wonach Will Ausschau hielt. Vor zwei Tagen hatte er auf einen Springwolf geschossen. Es war eine Sache von einer halben Sekunde gewesen: Als das räuberische Tier über ein Gestrolch setzte, hatte Will die Flinte von der Schulter gerissen und auf jene Stelle zwischen den Pflanzen gezielt, wo der Springwolf auftauchen musste, falls er die Richtung beibehielt. Auf den blitzschnell vorbeihuschenden Schatten hatte er gefeuert. Er wusste, dass er getroffen hatte. Nicht gut genug, er hatte das Tier nur verletzt. Möglich, dass es später verendet war. Dann hatten es die ekligen Wesen gefressen, die überall aus dem feuchten Boden krochen, wo Totes vertilgt werden musste. Sie hatten den Namen Wurbl bekommen – handtellergroße behaarte, fünfbeinige Scheusale, stumpfsinnig, gefräßig. Immerhin ließen sie mitunter das Skelett eines Springwolfs liegen, und im Hauptlager würden die Biologen sich über jeden Halbschädel freuen, den er ihnen brachte.
    An der Wetterstation hielt

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