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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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ganze Gefummel sowieso völlig sinnlos sei.
    Anna, vollkommen verhüllt, stand unbeweglich und betrachtete die zusammengestückelte Apparatur. In ihr war kaum Hoffnung darauf, dass das Ding funktionieren könnte. Und wenn sie ehrlich war, glaubte sie nicht mehr daran, dass ihre Krankheit heilbar wäre. Mechin hatte seit einiger Zeit das Herunterbeten beruhigender Sprüche aufgegeben. Sie hatte auch nicht gefragt – kein einziges Wort –, wie es mit ihr weitergehen würde. Sie brachte nur noch wenige Speisen hinunter, und selbst die lagen wie stählerne Bolzen in dem herum, was sie in Ermangelung besserer Namen und nur aus alter Gewohnheit ihren Magen nannte.
    Adrians blonde, regennasse Haare ragten über die Köpfe der anderen Leute. Ein Gewimmel um das Gerät, als hinge das Überleben des Planeten davon ab – man koppelte es mit dem Kondensatriden und mit einem kleinen Schaltpult, das extra anmontiert worden war, man setzte sehr vorsichtig die Stäbe ein. Dutzende Leitungen führten in den Apparat hinein und wieder hinaus. Adrian rief Anna. Sie rührte sich nicht. Wenn sie zu dem Apparat ging, stieß sie Francesco vor den Kopf; er war sowieso vor Ärger ganz blass. Ging sie nicht, kränkte sie Adrian und die anderen. Und sie vergab eine Chance. Eine Chance, von der sie nicht wusste, ob es sie gab. Eine Chance, die zu ergreifen sie von den dumpf pochenden Schmerzen in ihrem Leib gedrängt wurde.
    Sie sah sich um, ihr Blick getrübt vom Gewebe des Schleiers. Da saß Francesco, hatte den Sessel, den mit dem Riss in der Rückenlehne, in dem er sonst immer an seinen Anlagen bastelte, wie zu einer Galavorstellung herumgedreht. Er hatte die Arme auf der Brust verschränkt und starrte Adrian grimmig an. Da war diese Unterkunft, eigentlich eine Höhle für zwei, eingehüllt vom Regen und abseits von den anderen. Da war Adrian, der sie erwartungsvoll anblickte, für den es selbstverständlich schien, dass sie seinen Apparat ausprobieren würde. Und da war das Gerät selbst, das lächerlich und wichtig zugleich aussah, provisorisch zusammengestückelt und überhaupt nicht funktionsfähig. Ganz bestimmt war es unzuverlässig. Und doch erinnerte es sie an die glatte und reibungslose Perfektion der Weltenkreuzer-Technik, die so alltäglich gewesen war und sich als so trügerisch erwiesen hatte. Anna entschloss sich, ohne dass sie später hätte sagen können, warum. Sie legte das Tuch ab und den Umhang samt Schleier, zog sich ohne Scham aus. Für diese Leute dort war sie nicht nackt, nur für sich selbst, und ihr war es egal. Für die anderen war sie in das schaurige Gewebe ihrer Krankheit gehüllt, und diese Kleidung machte etwas aus ihr, das kaum mehr menschlich aussah. Während sie auf das Solarium zuging, drehte sich einer der Männer, die Adrian beim Aufbau des Solariums geholfen hatten, um und lief fort, den nächsten Hügel hinauf. Dort würgte er seinen Mageninhalt heraus. Der Anblick von Anna war nichts für schwache Nerven. Die an vilmsche Zustände gewöhnten Kinder rührten keine Miene; nur der dreizehnjährige Sdevan bewegte die Hand, als wolle er der zerschundenen Frau zuwinken.
    Annas Gesicht war zerfallen. Es war abgemagert und rissig, wie Borke, über einem Auge leuchtete eine blutgefüllte Schwellung, und an den Lippen hing Haut in feuchten Fetzen herab. Die Falten um die Augen waren so tief eingegraben, als wollten sie den blanken Knochen zeigen, und auf dem Grund einiger Risse in Annas Stirn schimmerten tatsächlich gelb die Knochen ihres Schädels durch. Anstelle der Haare, die längst ausgefallen waren, bedeckte ein schwammiger Grind ihren Hinterkopf. Annas linker Arm zeigte wächserne, durchscheinende Blässe, unter der sich blau und rosa Adern schlängelten. Filziges Pilzgeflecht in merkwürdigen Farben bedeckte ihre Brust, und an Bauch und Beinen breiteten sich giftig schimmernde Flecken aus, durch die sich schemenhaft innere Organe abzeichneten. Adrian starrte Anna fassungslos an, als wäre ein Alptraum wahr geworden und bedrohe ihn, ein in faules Fleisch umgewandelter Nachtmahr.
    »Worauf wartet ihr?«, sagte Anna Calandra, ihre Stimme wirkte gequetscht und unwirklich. Ich bin sowieso längst ein Alien, dachte sie. In ihren Innereien hörte das unablässige Rumpeln, das sie seit Wochen quälte, plötzlich auf. Die Anspannung besiegte sogar die unruhigen Geister in ihren Gedärmen.
    Adrian schüttelte die Erstarrung ab und drehte sich zum Schaltpult um. Kurz blickte er zu Francesco hinüber, der aus

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