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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Gestrolche. Marja hielt sich den Bauch vor Lachen und ließ sich, weil sie es nicht aushielt, kurzerhand auch in die Pfütze fallen. Sdevan und Will sahen sich mit gespielter Entrüstung die herrliche Schweinerei an.
    »So sind sie, die Kinder«, sagte Sdevan im Tonfall der Einarmigen Eliza und imitierte die Bewegungen der großgewachsenen knochigen Frau. Will ergänzte das mit ein paar Phrasen über ewig durchgeweichte Bälger und Klamotten, die man überhaupt nicht mehr trocken bekommen könne, sowie diese unglaubliche neue Angewohnheit der Kids, einfach die Unterwäsche wegzulassen, die guten doppelt genähten Einteiler, die den zarten Kinderkörper von den Knien bis zum Hals schön warm halten würden, wenn der feingerippte Stoff bloß irgendwie vor diesem verflixten allgegenwärtigen Wasser bewahrt werden könnte. Und so weiter. »Ist sie nicht furchtbar, diese Brut?«, schrie Marja aus ihrem Wasserloch und schlug vor Erheiterung um sich.
    Will fragte: »Und wo ist er nun, dieser ganz besondere Ort, den ihr mir zeigen wollt?«
    »Gleich«, sagte Sdevan, und obwohl er das alles andere als laut gesagt hatte, hüpften die beiden anderen sofort aus der Lache heraus und setzten ohne Murren den Weg fort. Eines musste Will ihnen lassen – hierher war er tatsächlich nie gekommen, und seine früheren Streifzüge hatten ihn schon recht weit von allen menschlichen Ansiedlungen weggeführt. Die Durchlässe zwischen den Gestrolchen waren schmaler, und wenn er sich nicht täuschte, waren die ineinander verfilzten Pflanzen kräftiger, grüner und höher als sonst. Und die Gestrolche selbst hatten eine andere Form; sie waren aus anderen Arten zusammengesetzt als in der Nähe der Siedlung. Der Boden war weniger fest und hatte eine hellere Farbe. An einem besonders riesigen Exemplar hielt Tom an und erklärte stolz, das hier sei es, das wahrhaftige Nest der Regendrachen. Will guckte enttäuscht in die Runde. Das sollte alles sein? Deswegen der weite Weg? Nur das eine Dickicht miteinander verknoteter Gewächse, das so viel größer war als alle anderen?
    »Man sieht es nicht, wenn man nicht darauf achtet«, sagte Sdevan und nickte Marja zu. Die ließ sich ohne Federlesen in den Schlamm fallen, machte sich lang und war plötzlich verschwunden. Tom nahm Anlauf, warf sich mit reichlich Schwung auf den modderigen Boden und glitt in das undurchdringlich aussehende Gestrüpp hinein, als wäre da eine sorgsam geschmierte Rutschbahn. So ähnlich war es denn auch wirklich, wie sich herausstellte, nachdem Sdevan triumphierend dem Älteren den Tunnel gezeigt hatte, der ins Innere der Gewächse führte. Er sah aus wie der Gang einer Schleimschnucke, nur erheblich größer. Schleimschnucken pflegten, wenn sie ihre Gänge in das Innere der Pflanzendickichte fraßen, eine schwindelerregende Abfolge von Windungen und Kurven zu produzieren. Was hingegen hierfür verantwortlich war, hatte einen schnurgeraden Tunnel geschaffen, dessen Wände aus Ästen und Wurzeln mit öligem Sekret bedeckt waren.
    Will rutschte auf diesem Weg genauso leicht hinein wie Sdevan, der ihm folgte. Zwar sah der merkwürdige Pfad verdächtig eng aus, und Will machte sich kurz Gedanken, was passieren würde, wenn er steckenbliebe, doch passte seine eher kompakt gebaute Figur problemlos durch. Blattwerk und wunderlich verdrehte Äste huschten vorbei, und dann fand sich Will im Innern des Gestrolchs wieder. Zuerst glaubte er, auf der anderen Seite wieder herausgekommen zu sein, doch erfasste er schnell, dass ihn an diesem Ort das Gestrolch von allen Seiten umgab. Dieses Exemplar war nicht einfach wie alle anderen ein gigantischer Wattebausch aus wuchernder Biomasse, es war ein Ring aus Vegetation, der einen kreisrunden Innenhof umgab. Der Boden dieses freien Platzes war durch eine Art Netz aus dünnen, festen Wurzeln befestigt, das ein halbwegs normales Gehen ermöglichte. Falls das tatsächlich ein Nest der Regendrachen war, handelte es sich bei ihnen offenbar um eine Lebensform mit außerordentlich großen Ausmaßen. Das war es jedoch nicht, was Will den Mund aufsperren ließ.
    Das Erstaunlichste hier waren die vier fremden Lebewesen, die nebeneinander aufgereiht dasaßen, als hätten sie seit Stunden auf Gäste gewartet. Will hatte diese Tiere bereits gesehen. Genauer gesagt, er hatte einmal auf eines geschossen, als er noch Waffen anfasste. Und er hatte getroffen. Die Erinnerung daran war unangenehm und plötzlich so frisch wie die an die Pfütze vor dem Eingang. Er

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