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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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böse sind.
    Aus dem Spiegel sah ihr ein täglich übler verwüstetes Gesicht entgegen. Francesco war der einzige Mensch, der diesen Anblick ertragen konnte, ohne eine Reaktion zu zeigen. Er hatte gesehen und miterlebt, wie aus einem ansehnlichen Gesicht eine grauenerregende Maske wurde, Tag für Tag, Stück für Stück, Quadratzentimeter für Quadratzentimeter. Wenn Mechin sie im Abstand von einigen Tagen besuchte, konnte Anna jedesmal von seinem Gesicht das Entsetzen ablesen, konnte zusehen, wie sich der Arzt mühsam unter Kontrolle halten musste. Es geht schließlich nicht, dass der Onkel Doktor erschüttert etwas ausruft wie »Du siehst heute besonders beschissen aus!« Ein Arzt hatte Optimismus auszustrahlen, seine Patienten aufzurichten. Auch so ein bescheuertes Männerspiel. Mechin fiel es schwer, und Anna spürte das; es fiel ihm bei jedem Besuch schwerer. Ihr wiederum fiel es zunehmend schwerer, dem Arzt vorzuspielen, ihre inneren Organe wären kaum in Mitleidenschaft gezogen. Mechin bekam nie besorgniserregende Messwerte, und Anna wusste, dass die Instrumente nicht in der Lage waren, den Grund dafür zu finden, dass sie das Gefühl hatte, etwas wolle sie entzweireißen. Manchmal lag sie minutenlang vor Schmerzen zusammengerollt da, und eine eiskalte finstere Klinge schnitt ihr Inneres in kleine pulsierende Häppchen. Kurz darauf ging es ihr wieder gut, sie wischte sich vorsichtig den Schweiß von der spröden Stirn und behielt keinen weiteren Schaden zurück als die Angst vor der nächsten Attacke. Natürlich waren das dieselben Biester, die ihr Gesicht und ihre Haut zerfraßen und ihre unsichtbaren Triebe ins Innere ihres Körpers senkten. Dieselben Biester, die man mit einer Stunde irdischer Sonne wegsengen konnte.
    Adrian erzählte, ohne dass ihn jemand gefragt hätte, was in der bewussten Kiste steckte. Der Registriernummer nach, sagte er, müssten die Teile für ein Solarium drin sein, er wisse nur nicht, welche. Bei den Expeditionen ins Gebirge hätten sie ein Gebiet erschlossen, wo einer der großen Lagerräume der VILM VAN DER OOSTERBRIJK gewesen sein musste: ein Areal so groß wie ein Dutzend Fußballfelder, das mit Kisten, Kartons, Containern, eingepackten Teilen und seltsam geformten Behältnissen in den verschiedensten Stadien der Zerstörung übersät war.
    »Ein Medlabor ist wohl nicht dabei?«, fragte Anna.
    »Wahrscheinlich nicht«, antwortete Adrian, und sein Lächeln erlosch. »Ich glaube, Medlabors werden nicht zerlegt für den Transport, der Zusammenbau wäre zu kompliziert. Wir finden immerhin eine Menge andere nützliche Dinge.« Nützliche Dinge waren es nicht, die Anna wollte. Sie wandte sich enttäuscht ab.
    Die Stille wurde von Francesco unterbrochen, der wochenlang kein Wort mit Adrian Harenbergh gewechselt hatte. Francesco sah nicht von seiner Arbeit auf, als er sprach. »Selbst wenn ein Solarium gefunden wird, das nicht heillos kaputt ist – woher wollt ihr den Strom nehmen? Woher, frage ich mich? Die Leuchtstäbe fressen geradezu Energie. Das weiß sogar ich.« Er stand auf und machte ein paar Schritte auf Adrian zu, der überrascht zurückwich. Francesco hatte Werkzeug in der Hand. Es sah aus, als habe er sich bewaffnet und wolle angreifen. Zwar war er kleiner als Adrian Harenbergh, Francesco war jedoch in den Schultern ein gutes Stück breiter, kräftig und muskulös, vor allem im Vergleich mit dem knochigen Adrian. »Findest du es nicht verantwortungslos, was du machst, Harenbergh?« Francesco konnte seine Wut kaum beherrschen.
    Adrian, der fast draußen im Regen stand, so weit war er zurückgewichen, schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich kann nicht einfach zusehen – so wie du«, sagte er, »und im Übrigen werde ich bald ausziehen. Das wird dich beruhigen, denke ich. Wir bauen neue Unterkünfte, bessere. Da werde ich auch einen Platz bekommen.« Er überlegte und nickte dann Anna zu. »Du sicherlich auch, wenn du willst.«
    Francesco machte einen weiteren Schritt auf Adrian zu, ihm fehlten sichtlich die Worte. Adrian hielt plötzlich eines seiner mechanischen Spielzeuge in der Hand: ein kleiner bunter Frosch, rosa und blau und gelb und lila, der auf seiner Handfläche herumhüpfte.
    »Der ist für Anna«, sagte er, beugte sich aus seiner Höhe herab und setze das kleine tickende Ding auf den feuchten Boden. Es bewegte sich ihr in kleinen Hopsern entgegen, als hätte es Adrians Worte wohl verstanden. Die Feder war abgelaufen, ehe es Anna erreicht hatte, und es blieb

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