Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
Plötzlich erklang Brinks tränenerstickte Stimme und berichtete von den Ungeheuern der südlichen Welt, von einem aussichtslosen Kampf mit Monofil-Messern, von Jojos Zustand und von dem fremden Eingesicht.
    Thans Pfoten zerstrubbelten Fell, bis es auszureißen drohte. Er hatte ja nicht einmal gewusst, dass man dieses verdammte Ding dazu benutzen konnte, mit den Leuten am anderen Ende zu reden. Er war gar nicht auf die Idee gekommen, dass eine andere Technik als die der ewig unzuverlässigen Funkgeräte bis auf die andere Seite reichen könnte.
    Will war vollkommen erstarrt. Dann erwachte er und fegte davon, um alle Tränke und Pülverchen aufzutreiben, die Jojo vielleicht noch helfen konnten.
    Pak-46-erg legte Than seine folienumhüllte Hand zwischen die nervös zuckenden Ohren, ehe er nickte, aufstand und ging.
    »Du kannst jetzt nichts mehr tun«, sagte er.
    Ein paar Augenblicke später stand Than auf dem Dach der Stadt. Er wusste nicht mehr genau, wie er dort hinaufgelangt war. Der Regen prasselte auf ihn herab und verschwand in Auffangbecken und Trichtern, um noch lange in den Netzen dort unten herumzugurgeln.
    Jetzt, wo alles halbwegs geklärt war und sich andere Leute, die etwas von diesen Dingen verstanden, um alles kümmerten, konnte er sein Gesicht wieder in den Regen halten. Das Wasser wusch die Tränenreste aus seinen Augenwinkeln. Than machte sich immer noch Sorgen wegen Jojo und dem, was aus ihr geworden war ... aber er konnte im Augenblick nur hier oben stehen und herumheulen, während so viel auf des Messers Schneide stand.
    Than sah nach unten und holte vorsichtig den Kadaver des Wolkentauchers heraus. Die beiden Köpfchen mit den halbgeöffneten Mäulern hingen schlaff herunter.
    Fliegend, in und zwischen den Wolken, dachte Than, bist du sicherlich ein schönes Tier gewesen. Er streckte die Hände mit dem kleinen toten Leib darin gen Himmel und war kein bisschen überrascht, als ein ganzer Schwarm Wolkentaucher herabstieß und ihm den kleinen, ölig glänzenden Körper von den Fingern pflückte. Than sah ihnen hinterher, aber sie waren sofort wieder in den Wolken verschwunden, aus denen es ihm in die Augen regnete.

2. Wir wohnen hier wieder nächsten Freitag
    Sergios Thanassatrides war der Sprössling einer Familie, die stolz von sich behauptete, seit vielen Generationen nichts als Zentralier hervorgebracht zu haben. Alle seine Verwandten lebten auf Weltenkreuzern, lauschten der Musik der Informationsströme, die durch ihre Adern floss, und reisten zwischen den Planeten. Das Leben eines Thanassatrides spielte sich ausschließlich zwischen den künstlichen Wänden von Raumfahrzeugen ab. Selten fand man eine Welt interessant genug, um einen Fuß auf Boden zu setzen, der nicht von Menschenhand geschaffen war.
    Entsprechend unsicher war Sergios, als er auf Vilm ankam. Er stand im nagelneuen Abfertigungsgebäude von Vilm Village und traute sich nicht, in den Regen hinauszugehen, der hinter den durchsichtigen Wänden fiel, als gösse ein zorniger Gott die gut gefüllten Badewannen einer Kleinstadt vom Himmel. Er hatte gelesen, dass es auf Vilm immer regnete, in verschiedenen Abstufungen. Das hier war ein Wolkenbruch. Besser, er wartete, bis das Schlimmste vorbei war. Er hatte nicht mit den anderen Touristen mittrotten wollen. Schon gar nicht mit diesem großmäuligen Cummino, dessen schlohweiße Stirnlocke albern über der linken Schläfe wippte, und seinem devoten Freund Vincent. Die beiden waren ihm schon auf der Reise gehörig auf die Nerven gegangen.
    Sergios betrachtete die Tafel, auf der in einem glitzernden schwarzen Material eingemeißelt stand, dass dieses Gebäude den Vilmern von den Botschaftern der Galdäa geschenkt worden war, und dass seine vulkanische Substanz dem ewigen Regen auf ewig standhalten würde. Optimistische Leute, dachte Sergios, wo auch immer die herkommen. Er hatte noch nie von ihnen gehört, was nichts zu bedeuten hatte. Sergios scherte sich wenig um Dinge außerhalb seiner Interessengebiete.
    Der Zentralier rieb sich frierend die Arme. Er war gekleidet wie immer, und er bereute es bereits: luftige Hosen, die kurz unter den Knien endeten und seine dünnen, stark behaarten Waden zum Vorschein kommen ließen. Dazu ein ärmelloses Trikot. Nun wusste er nicht, wo es unangenehmer kalt war – an den Füßen in den offenen Sandalen oder an den bloßen knochigen Schultern. Dass auf seinen Oberarmen krause schwarze Locken sprossen, trug nichts zu seinem Wohlbefinden bei.
    Seine Hand

Weitere Kostenlose Bücher