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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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hatte Sergios gelesen. In den Aufzeichnungen hatte allerdings nichts über die Verachtung gestanden, mit der so ein Hundegesicht einen anschauen konnte.
    Bis Thanassatrides in Gerdastadt angekommen war, hatten sich seine Mitreisenden von abweisenden Eingeborenen mit großen Haustieren in nette, wenn auch wunderliche Mitmenschen verwandelt. Man hatte ihm trockene Sachen gegeben und lederne Oberkleidung verkauft, die ihn vor dem Regen schützen konnte. Sein Ungeschick, mit all den Schlaufen und Ösen zurechtzukommen, hatte zur allgemeinen Erheiterung beigetragen, ehe die geschickten Mittelpfoten eines Eingesichts alles an die richtige Stelle gerückt hatten. Sergios war nach der Mangelernährung auf Weltenkreuzern gefragt worden, weil ihn die Eingeborenen ungesund dünn fanden und rätselten, warum er in diesen Himmelsmaschinen nichts Anständiges zu essen bekam. Den Astwürgersalat, der ihm sofort angeboten wurde, lehnte Sergios höflich ab. Daran hatte er gut getan, denn als beide Teile dieses freigebigen Vilmers sich selbst über ihren Reiseproviant hermachten, erreichte ein fieser Geruch seine Nase. Papier, das in einem vergessenen Keller modert. Thanassatrides spürte seinen Magen, konnte sich aber beherrschen.
    Das Gespräch mit den Vilmern hatte ihn zuvor von der leichten Übelkeit abgelenkt, die ihn wegen der Art und Weise befallen hatte, in der sich ein Geländekugler fortbewegte. Die Maschine stakste um Gewächse herum, ohne sich an einen feststellbaren Kurs zu halten, schwang sich manchmal über kleinere Gestrolche hinweg und tat alles, um ihren Insassen das Gefühl zu geben, sie seien mit einem Schiff auf äußerst unruhiger See unterwegs.
    Jona horchte den Zentralier eine Weile aus, beschloss dann, dass ihm zu trauen sei, und teilte ihm unumwunden mit, dass seine Familie im Supergestrolch lebte.
    Sergios musterte ihn schockiert.
    »Deine Leute leben dort? Im Wolkengebirge?«
    Jona nickte und zuckte die Achseln. »Die allgemein zugänglichen Informationen über Vilm sind nicht sonderlich aktuell, weißt du.«
    »Es sollen Leute dort verschwunden sein, von den Tagen der ersten Siedler an.« Sergios kam wieder auf seine Studien zurück.
    »Das alles darfst du nicht allzu ernst nehmen«, meinte Jona. »Es werden immer wieder mal Datenbanken gelöscht, oder Bücher gehen verloren. Ja, der Schwund der Informationen, die Geißel der Menschheit, ein geheimnisvoller Abgrund, der die Zebibytes verschlingt auf Nimmerwiedersehen ... oder einfach das Flottenkommando, das seine Sicht der Dinge deutlicher zur Geltung bringen möchte und die Wirklichkeit ein wenig – wie soll man sagen – überarbeitet.«
    Das verändert meine Quellenlage, dachte Sergios und schaute hinaus in die regenfeuchte Landschaft, die vor den Fenstern dahinschlingerte und -tanzte. Dann habe ich einige Daten womöglich niemals zu sehen bekommen.
    »Dir ist klar, dass es das Flottenkommando nicht gerne sieht, wenn allzu viel über uns bekannt wird?«, fuhr Jona fort. Der Zentralier nickte. »Und deswegen helfen wir den Fremden in der Regel gerne.«
    Sergios spürte, dass der andere nicht komplett die Wahrheit sagte. Vielleicht war es die Art, wie Jona-J unbeteiligt aus dem Fenster starrte.
    Er dachte nicht im Traum daran, seine Zweifel zu äußern. »Leben mitten im Monster«, sagte er, »dort, wo all die Leute verschollen sind. Wie soll das gehen?«
    »Manche von den verschollenen Personen sind durchaus wiedergekommen«, sagte Jona, »nur weiß das niemand. Einfach, weil sie wieder hineingegangen sind. Und eigentlich leben sie nicht im Wolkengebirge, sondern mit ihm. Das zeige ich dir lieber selbst.«
    Draußen die Landschaft war wilder geworden. Der Kugler hüpfte Täler entlang, die voller knorriger, feuchtigkeitstriefender Gewächse standen; einige davon schienen sich zu bewegen. Manchmal überquerte die Maschine sogar offenes Wasser, was es angeblich auf Vilm gar nicht gab, oder sprang über blanken, frischgewaschenen Fels, der aus dem Boden ragte und den es ebenso wenig geben sollte.
    Sergios staunte und ließ lange Pausen in dem Gespräch mit Jona entstehen, denn Vilm zeigte ihm – vorbeitorkelnd – eine unbekannte Seite, die ihm bei seinem jahrelangen Studium der Quellen verborgen geblieben war. Der Geländekugler sprang und schlingerte durch eine fast schon gebirgige Gegend, gelegentlich waren Felsen zu sehen, von denen Kaskaden verflochtener Pflanzen herabhingen wie Wasserfälle aus Biomasse.
    »Er nimmt den Weg außen herum«, sagte

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