Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)
Wissenschaftler, Ärzte, Elitekrieger und die Vollstrecker. Die Vollstrecker, in ihren blutroten Uniformen, die die Drecksarbeit für die Gesandten erledigen, wenn wir uns nicht an die 7 Gebote halten. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich nur an sie denke. Bestien in Menschengestalt.
Mehr gab es in Sektion 0 nicht. Kein Ort den man besuchen wollte. Nicht in meiner Phantasie!
Mit Jesse habe ich mich oft über Sektion 0, den Stützpunkt des Widerstandes unterhalten und wir haben unsere Gedanken und unsere Bilder im Kopf ausgetauscht wie The Gathering Sammelkarten, die den Besitzer wechseln.
Jesses Bilder strotzten nur so von technologischen Waffen, gepanzerten Fahrzeugen und Kampfdrohnen, die nur auf den richtigen Zeitpunkt für den Gegenschlag warteten.
Sektion 0 war für ihn der Stützpunkt der Armee der Guten. Er wollte immer schon hierher. Als Soldat, als Elitekrieger. Ich hoffe nicht als Vollstrecker!?
Nie habe ich daran gedacht, dass ich Sektion 0 vor ihm sehen würde. Ich schaue aus dem kleinen Seitenfenster des Helikopters. Schaue mit Adleraugen hinab und meine Bilder und die von Jesse in meinem Kopf werden übermalt, fortgewischt. Wir haben uns beide von Grund auf geirrt.
Ich habe noch nie so viel Grün gesehen. Ich war manchmal in New York City im Central Park (wie ihn die Nunbones nennen) spazieren, aber das konnte man nie im Leben mit dem hier vergleichen. Ich beobachte den Schatten des Helikopters und bin atemlos. Die Schönheit der Landschaft unter mir raubt mir den Atem. Der Helikopter fliegt wie ein winziger Käfer über Wiesen, Hügelketten, sich wild windende Flüsse. Dort in einiger Entfernung stehen Bäume dicht zu einem Wald zusammengedrängt, als fürchten sie sich vor dem Lärm der Rotoren.
Keine Bunker! Kein Beton! Kein Stahl und keine Waffen! Statt Panzer, raufen zwei Hasen auf einem Feld miteinander.
Wir überfliegen jetzt die Hügel. Ich bin dem Boden, dem Grün so nah, fast kann ich nach ihm greifen. Die Wiesen werden von dem Wind der Rotoren auseinander gepeitscht und wir steigen und steigen und steigen.
Schrauben uns hoch in den Himmel, erreichen den höchsten Punkt, schweben über ihn hinweg und fliegen über einen kristallklaren See. Noch nie habe ich so etwas Schönes gesehen. Ich stelle mir vor, dass man in ihm bis zum Erdinneren tauchen kann.
Ich lehne meine Wange auf die Scheibe, um mit meinen Augen in seine Tiefen abzutauchen und zucke zusammen. Die Scheibe hat mich erschreckt. Sie ist eiskalt.
„Gefällt er dir?“, fragt er, der so gut riecht. Ich habe über alle Naturwunder vor dem Fenster fast vergessen, dass ich nicht der einzige Passagier bin. Ich antworte ihm nicht und er akzeptiert mein Schweigen.
„Der See liegt direkt im Krater eines Vulkans. In Sektion 0 gibt es viele davon. Aber keine Angst, sie sind seit Menschengedenken erloschen. Manche sagen, der See hat eine direkte Verbindung zum Meer. Das finde ich jedes Mal zum Fürchten, wenn ich mir das vorstelle.“ Das finde ich auch, sage aber nichts. Schweige ihn weiter an.
Es bleibt nicht bei diesem einen Berg, der vor vielen tausend Jahren einmal Feuer gespuckt hatte. Plötzlich kommt mir die Landschaft bekannt vor. Ich war schon einmal hier! Ich spüre Kälte in meinem Nacken.
Was war das? Eine Erinnerung? Kann das sein?
Nie gab es auch nur ein winziges Kräuseln auf dem totenstillen Ozean meiner Vergangenheit. Meine Vergangenheit schwieg, war ruhig, alle Erinnerungen erloschen, unabrufbar gelöscht, weil sie sie mir genommen haben. Bis zu diesem Moment!?
Ich habe mich an etwas aus der Zeit vor der Sektionierung erinnert. An etwas aus der Zeit, vor der smaragdgrünen Flüssigkeit, die sie mir in den Kopf gespritzt haben und die alle meine Erinnerungen wie Schwefelsäure weggeätzt hat. Ich frage mich, warum sie sich uns an diese Flüssigkeit erinnern lassen.
Ich erinnere mich an die Vulkane. Die Erinnerungen sind noch da, sind nicht gelöscht, weggeätzt. Sie sind noch da und warten nur darauf, dass ich einen Weg zu ihnen finde.
Die smaragdgrüne Injektion, hat gar nichts gelöscht. Sie hat lediglich den Weg versperrt. Stahltüren in meinem Kopf eingebaut und verriegelt. Ich werde sie in Stücke reißen. Ich werde mich wieder an mich erinnern. Jetzt da ich weiß, dass sie noch da sind, werde ich mich an alles wieder erinnern. An alles was war. Wer ich war.
In den Tälern zwischen den Vulkanen entdecke ich Dörfer und an den Hängen schier endlose gerade Reihen von
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