Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)
aufgeschossen! Geschossen?!
Ich packe das Buch in meinen Rucksack und renne aus dem Arbeitszimmer, auf den Flur und die Vollstrecker schießen ohne vorher zu warnen. Kugeln schlagen neben mir in der Wand ein, ohrenbetäubend laut. Ich presse meine Hände auf die Ohren und mache auf dem Absatz kehrt, zurück ins Arbeitszimmer. Der nächste Kugelhagel zerfetzt den Türrahmen, wo ich eben noch war. Sie wollen mich töten, ohne Verhandlung, ohne Fragen.
Wohin? Wohin?
Ich renne los, übermenschlich schnell. Will aus dem Fenster springen und dann sehe ich sie. Eine junge Frau, draußen neben dem Steg. Sie schleppt Adam in den Wald.
„Halt!“, ruft es hinter mir, aber ich setze mich schon wieder in Bewegung. Überirdisch schnell springe ich auf die Seite und renne los. Die Wand hoch und während sie den Inhalt ihrer Magazine auf mich abfeuern, renne ich die Wand entlang, als würden für mich keine physischen Gesetze Gültigkeit haben, als gäbe es kein unten und oben. Und dann bin ich schon bei den Vollstreckern, die ins Arbeitszimmer (Schlafzimmer!) kommen, treffe sie mit brutaler Präzision. Durch den Aufprall, werden sie entwaffnet und aus dem Zimmer geworfen. Ich kenne mich nicht. Wie kann ich zu so etwas fähig sein?
Mehr von denen sind unterwegs, strömen wie Ameisen von der anderen Seite ins Haus. Ich renne los, beschleunige und springe aus der Haustür und lande auf dem Rasen. Vor mir stehen die Helikopter. Vollstrecker in roten Anzügen rennen rechts von mir zum Steg und rufen sich Befehle zu, als sie mich entdecken. Aber ich sprinte pfeilschnell über den Rasen, an den Helikoptern vorbei, zurück zum See über die andere Seite. Zurück zu Adam und der ANDEREN?
Ich bin so schnell, zu schnell für sie. Erst jetzt höre ich wieder Schüsse, erst jetzt bin ich wieder in ihrer Schusslinie, aber die Bäume am Ufer und die Schatten der Nacht beschützen mich. Stellen sich tapfer meinen Verfolgern in den Weg.
Ich breche, rausche durchs Unterholz und komme am Steg heraus. An dem Steg an dem Adam und ich vorhin noch saßen, als die Welt noch in Ordnung war. Einen Moment den ich nie vergessen wollte. Den ich jetzt garantiert nie mehr vergessen werde. Ich frage mich, ob ich so etwas schon einmal erlebt habe. Schrecklicher Gedanke.
Mein Blick geht nach rechts zu der Schlammschicht. Dort wo ich SIE mit Adam gesehen habe. Ich sehe die ersten Spuren meiner Flucht, als ich versucht habe vor Adam wegzukriechen. Dort wo Adam vielleicht getötet wurde. Von mir?
Ich höre Vollstrecker. Einer von ihnen springt durchs Gebüsch und andere hechten hinterher.
Ich spurte abartig schnell den Steg entlang, springe über meine und Adams Klamotten, die hier liegen, wo wir sie ausgezogen haben und dann stoße ich mich ab.
Ich segle über das Wasser, bevor ich kopfüber eintauche. Der Rucksack bremst mich ab und zerrt an meinen Schultern, aber ich tauche unbeeindruckt hinab. Die Atmosphäre unter Wasser ist mir so vertraut und es geht so leicht in die Tiefen des Sees zu gleiten, mich vor den Kugeln, die oben in die Wasseroberfläche einschlagen in Sicherheit zu bringen. Es sind nur wenige kräftige Schläge mit meinen Beinen notwendig, bis ich ganz unten bin. Der See ist höchstens zwanzig, dreißig Meter tief. Aber tief genug. Es ist so einfach, auf seinem Grund entlang zu schwimmen und mich in einer Senke zwischen Pflanzen, die wie Fahnen um mich wehen, auf den weichen Boden zu setzen und zu warten. Zu warten, bis meine Lungen nach Luft verlangen. Die Tattoos leuchten immer noch. Die Bestien sind bei mir und ich weiß, dass sie etwas mit mir machen. Dass ich so schnell bin, so stark, so lange unter Wasser bleiben kann.
Ich hoffe die Männer in rot denken, dass sie mich erwischt haben, dass mich eine ihrer Kugeln getroffen hat und meine Leiche nach oben schwebt. Ich hoffe sie geben die Suche auf, bevor ich Sauerstoff benötige und wieder hoch muss. Ich hoffe inständig ich muss nie wieder hoch. Zeit vergeht.
Wer ist sie? Warum hat Adam sie vor mir im Arbeitszimmer versteckt? Wieso habe ich nicht bemerkt, dass Adam und ich nicht alleine waren?
So lange wie ich hier schon sitze, kann kein normaler Mensch unter Wasser bleiben. Nicht ohne Sauerstoffflasche. Bin ich normal? Entschieden nein. Die Tattoos leuchten noch immer.
Was war mit mir los, als ich Adam in die Kehle gebissen habe? Das war nicht ich. Ich bin nicht durstig nach Blut. Bin ich nicht?
Wer war ich in seinem Arbeitszimmer (Schlafzimmer der fremden Anderen), als ich
Weitere Kostenlose Bücher