Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)
es konnte.
Nur jetzt bin nicht ich es, sondern die hübsche Schwarzhaarige, die schweigend in der eisigen Kälte neben mir hergeht und uns drei schützt und Adam das Leben gerettet hat.
Ich kann ihre Tattoos sehen und ich kann ihre Anwesenheit spüren. Die frostige Kälte und die unbeschreibliche Unsichtbarkeit, Geräuschlosigkeit in der sie uns wie in einen undurchdringlichen Nebel einhüllt.
Ich folge ihr, laufe neben ihr her. Trage Adam über meiner Schulter. Spüre sein Gewicht kaum. Ich bin halb Mensch halb Bestie, wie sonst soll das möglich sein. Die Tränen steigen aus meinem Herzen bis in meine Augen und die Schwarzhaarige sieht es und sie sagt nichts. Lässt mir Zeit meine Gefühle und das Erlebte zu verarbeiten. Denn verstehen kann ich es noch nicht.
Eine Stunde, zwei, drei gehen wir. Stumm weine ich, bis keine Tränen mehr da sind. Bis mich die monotonen Schritte meiner Füße zurückgetragen haben zu meiner Mitte. Ein, zwei, drei Stunden, bis wir keinen Helikopter mehr hören, bis wir keine Vollstrecker mehr zu fürchten brauchen.
Die Bäume um uns herum sind alt, knorrig, beobachten uns. Sie sind Zeugen der Zeit, der Vergangenheit. Was ist meine Vergangenheit? Was die der Menschen? Was von dem, das mir Adam erzählt hat ist wahr? Hat er mir überhaupt etwas Wahres gesagt? Warum hat er sie vor mir versteckt? Verschwiegen, dass es sie gibt? Weiß er was ich bin? Ich denke an die Zeichnungen in meinem Rucksack. Das weiße Buch, das ich an mich genommen habe. An sie.
Die Bäume können nicht sprechen. Leider. Aber die hübsche Schwarzhaarige kann es.
Die Stille und der Marsch, unser Schweigen hat ein Band der Vertrautheit zwischen ihr und mir gewoben, das tausend Worte nicht gekonnt hätten. Dafür, dass sie mir Zeit gegeben hat, bin ich ihr sehr dankbar. Und trotzdem. Jetzt geht es mir wieder besser und ich brenne darauf zu sprechen. Mehr zu erfahren, jetzt da wir uns in Sicherheit wiegen, will ich Worte mit ihr austauschen.
Ich will wirklich viel wissen. Wer sie ist? Warum sie bei Adam gelebt hat? Warum sie mir hilft? Wie sie das macht, dass sie uns nicht sehen können? Wie sie Adam geheilt hat? Wohin wir gehen? Wann Adam wieder aufwachen wird?
Ich breche die Stille entzwei wie einen dürren Ast.
„Wie ist dein Name?“, frage ich und meine Stimme krächzt wie die einer alten Frau. Ich räuspere mich und wiederhole meine Frage gleich noch einmal. „Wie heißt du?“
Sie schaut mich an und unsere Blicke huschen aneinander vorbei, umkreisen sich und finden doch zusammen.
Sie muss kichern und bevor ich eine Antwort von ihr bekomme hat sie mich schon angesteckt und wir bleiben stehen und kichern ausgelassen und keiner weiß so recht warum. Ich nicht und sie bestimmt auch nicht.
„Also ich bin nicht so alt wie ich mich anhöre“, grunze ich und aus meiner Nase läuft ein wenig flüssiges Nasenzeugs, das ich mit meinem Ärmel wegwische. „Ich heiße Freija“, sage ich dieses Mal gefasster und überlege, ob ich so tatsächlich heiße. „Also ich glaube zumindest, dass ich Freija heiße“, schiebe ich nach und sie muss schon wieder lachen. Sind wir betrunken? Nein bestimmt nicht, ich sehe noch nicht doppelt.
„Ich bin Hope.“
Uff, was für eine Stimme sie hat. Ich habe so einen schönen Klang noch nie vernommen. Sie hat eine einfach unbeschreiblich schöne Stimme.
„Sag das noch mal!“, sage ich nur um noch mal ihre Stimme zu hören.
„Bist du taub?“
„Nein natürlich nicht“, sage ich.
„Wie alt bist du?“
„17 und du?“
„Ich weiß es nicht wirklich. Ich schätze auch siebzehn oder so.“
„Du bist ein ziemlich krasser Symbiont. Ich habe das noch nie gesehen. Aber du hast es nicht im Griff!“
„Ich bin was?“
„Du weißt gar nichts oder?“
„Ähm. Wahrscheinlich nicht so viel. Mir wurden die Erinnerungen genommen.“
„Weißt du wo du die Teile her hast.“
„Was meinst du?“
„Oh Mädchen, jetzt denk mal ein bisschen mit. Was ist an dir anders. Was beschäftigt dein Gehirn die ganze Zeit?“
„Meine Tattoos?“
„Ja klar, was sonst!“
„Nein, weiß ich nicht!“
„Du hast sie von ihnen. Von den Bestien. Du bist eine von uns.“
„Ein Symbiont?“
„Ja genau! Halb Mensch halb Bestie!“
„Ich habe Blut getrunken!“
„Ich habe es gesehen!“
„Du hast uns durch das Fenster beobachtet.“
„Ja habe ich. Adam ist ein scharfer Typ, aber er steht nicht auf schwarze Haare. Er mag Blondis!“
„Wie bitte?“, frage ich entsetzt und
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