Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)
Hope.
Der Screen flammt auf.
Passworteingabe erforderlich. Steht da.
Ich gebe das einzige Passwort ein, das ich kenne. Und obwohl sich alle Vernunft in mir sträubt und mir immer wieder sagt, das kann nicht sein. Das kann nicht sein.
Das ist unmöglich, dass er hier war, bestätige ich die Eingabe.
Engel.
Das einzige Passwort, das ich kenne ist Engel. So hat mich Jesse immer genannt. Seinen Engel. Dann öffnet sich das Kommunikationsmenü, ich bin drin und mein Herz hört auf zu schlagen. Jesse war hier. Das ist sein Flex-Screen.
Kapitel 15
Offensichtlich hat Jesse Nachrichten verschickt. Sie liegen zwar Wochen zurück, aber die letzte wurde erst kürzlich, vor zwei Tagen versendet. Vor zwei Tagen? Himmel, könnte mir mal bitte jemand erklären, wie man atmet. Vor zwei Tagen versendet, an Flavius. Mein Herz setzt wieder ein. Wie lange habe ich jetzt nichts mehr von meinen Freunden gehört. Von Jesse. Diese Zeilen hat er geschrieben.
Ich erinnere mich an Sektion 13.
Jesse und ich standen oft mit Flavius in Kontakt, wenn wir in den Zonen auf Patrouille waren.
Aber was hat Jesses Flex-Screen hier zu suchen. Bedeutet das wirklich, dass er nicht in Sektion 13 ist? Das er hier ist. Hier war? Vor zwei Tagen.
Ich habe meine Beine ausgestreckt und halte das Flex-Screen in meiner zittrigen Hand. Ich falte es ganz auf, berühre die erste Nachricht mit zwei bebenden Fingern.
Sie leuchtet auf.
Öffnet sich. Ich erkenne sofort, dass es Jesses Worte sind, die ich lese.
Dass er es ist, der berichtet wo er war, was er sah. Ich erinnere mich an seine Berührungen auf der Krankenstation. An den Wunsch in mir ihn zu küssen, damals im Skygate. Ich streiche unwillkürlich über das Papier, das keines ist.
Gesendet: Di 100975 21:21
An: FGS, Sek 13
Wir haben gegen Mittag Zone 4 und 5 überflogen. Hier gibt es keine Bestien. Keinen Krieg. Sie haben uns belogen. Sie haben Raketen auf Flüchtlinge aus Sektion 13 geschossen und moderne Flugobjekte (ich denke Entwicklungen der Gesandten) haben die Überlebenden mit tödlichen Blitzen ermordet. Grausam.
Asha meint, wir standen die ganze Zeit über auf der falschen Seite. Ich frage mich, was oder wer die andere Seite ist. Wir sind fast einen Tag geflogen bis der Heli auf den Dächern von Industrieanlagen gelandet ist. Bestien werden wie Haustiere hinter Zäunen gehalten. Aber Neo und die anderen wurden in die Gebäude abgeführt. Andere Transporter kamen aus allen Himmelsrichtungen. Ich vermute aus anderen Sektionen. Wir folgen ihnen ins Innere. Ich weiß nicht, ob ich von dort senden kann. Werde es versuchen euch auf dem Laufenden zu halten. Asha ist ein tapferes Mädchen.
Asha?
Asha ist bei Jesse und sie waren hier?
Ich öffne die nächste Nachricht.
Bin aufgeregt.
Atemlos.
Gesendet: 130975 00:47
An: FGS, Sek 13
Bin an die Oberfläche gekrochen, um eine kurze Nachricht abzusenden. Unter der Erde in den Lüftungsschächten, habe ich keinen Empfang. Es sind keine Industrieanlagen, sondern eine riesige Forschungseinrichtung. Die experimentieren mit Sehenden und mit Bestien. Die meisten der Kinder überleben das nicht. Viele der Bestien auch nicht. Die versuchen so etwas wie neue Bestien oder Supermenschen zu erschaffen. Wir wollen den Sehenden so gerne helfen, aber es wäre aussichtslos. Wir hätten keine Chance. Es sind zu viele. Uns geht es körperlich gut. Aber Asha - sie weint unaufhörlich.
Gesendet: 160975 23:01
An: FGS, Sek 13
Wir haben Neo gefunden. Er lebt. Gemeinsam mit Neo haben wir uns tiefer in den Lüftungsschächten versteckt. Haben einen Raum gefunden, mit Decken und Matratze. Wir sind nicht die ersten, die sich hier verstecken. Neo ist anders, sagt Asha. Es ist schwer zu beschreiben, aber sie haben mit ihm etwas gemacht, dass seine Erinnerungen und Fähigkeiten beeinflusst. Sie bilden die Kinder zu Vollstreckern aus. Manche von ihnen.
Mit Neo haben sie auch so etwas angestellt, aber Asha konnte ihn teilweise heilen. Asha hat jetzt ein Tattoo so wie Freija. Es leuchtet, wenn sie etwas mit Neo macht. Aber Neo spricht kein einziges Wort mehr. Wir wollen noch mehr Kinder außer Neo retten und aus den Fängen dieser Verrückten befreien. Falls wir hier lebend rauskommen, müssen wir das beenden. Wie auch immer.
Gebannt lese ich Jesses Zeilen, die er an Flavius gerichtet hat, als mich ein seltsames Gefühl beschleicht. Ein Gefühl beobachtet zu werden. Ich blicke auf. Adam ist mit dem Laptop beschäftigt. Seine Finger
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