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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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will eine Antwort.«
    Eine Antwort. Was konnte Jule noch antworten nach diesem eindeutig erbärmlichen Auftritt eben?
    Ewa, so süß du auch bist, ein Sprühsahne-Privat-Porno in deiner Biografie ist mir too much. Mir ist speiübel und ich fühle mich verarscht. Weil es da offenbar noch eine andere Ewa gibt, die ich nicht kenne und die ich, ehrlich gesagt, auch gar nicht kennenlernen will. Du musst nicht genauso sein, wie ich dich gerne hätte. Aber doch bitte wenigstens so, dass ich mit dir klarkomme, ohne ständig ins Schleudern zu geraten. Und ein Dreier mit Stripperinnen kickt mich verflucht noch mal aus der Bahn.
    Womöglich seht ihr Polen Seitensprünge lockerer, und vielleicht bringe ich es tatsächlich nicht im Bett und werde die erbärmlichste praktizierende Lesbe, die es auf diesem Planeten gibt. Doch dann hat meine Freundin dieses Schicksal liebend und nachsichtig mitzutragen. Denn ich will mich nie wieder ersetzbar fühlen. Nie mehr! Und obendrein so beschissen und hilflos, weil du anscheinend nicht einmal checkst, was mich gerade verletzt.
    Tja. Abgesehen von dieser intensiven Gedanken-Predigt herrschte in Jules Sprachzentrum erschreckende Leere. Wenn sich Frau B. keiner Schuld bewusst war, ey, dann passte das Bogacz’sche Feingefühl auf einen Teelöffel, und ihr abgenudelte Moral gehörte in die Tonne. Was halfen da noch Worte? Jule stand mit dem Rücken zu Wand. Ihre Beziehung? Die auch.
    Gegen Jules Willen sammelten sich Tränen in ihren Augen, und schon bahnte sich die erste feuchte Spur einen Weg über ihre Wange. »Ewa …« Es war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Ja«, kam zurück, butterweich und unendlich sanft. »Ich.«
    Dazu noch der warme, inzwischen so vertraute Hundeblick, und bei Jule brachen endgültig die Dämme. Lautlos kullerten die Tränen, und Ewa lockerte vorsichtig ihren Griff, nur ein wenig, ganz behutsam.
    »Jule, was …«
    »Ewa, wer bist du?«
    »Das weißt du doch.«
    »Ich raff das alles nicht.«
    »Jule, sieh mich an und erklär’s mir. Du weinst, du bist durch den Wind, du läufst schon wieder davon. Was um alles in der Welt ist denn passiert? Was hat sich auf einmal geändert?«
    »Alles.«
    »Nichts, absolut gar nichts!« Ewa schnaufte laut. »Ich war und ich bin die Frau, die dich liebt. Punkt.«
    Jule lachte auf und es klang bitter. »Wie herzzerreißend. Prima. Und wen liebst du noch so? Muss ich ne Nummer ziehen?«
    »Wie bitte?«
    Wut loderte in Jule hoch. »Komm, ey, vergiss es, verzieh dich. Hat keinen Sinn. Lass mich gehen.«
    »Du bleibst!«
    »Nein!«
    »Schön. Wie du willst.« Ewa seufzte. »Andi?« Ein Ruf Richtung Eingang und Buddy-Bär drehte den Kopf.
    »Ja, Kurze?« Er kam näher. »Alles in Ordnung bei euch?«
    »Ich brauche deinen Flachmann.«
    »Wieso?«
    »Notfall.«
    »Habt ihr Stress?«
    »Frag nicht so saudoof.«
    »O-Okay.« Gehorsam nestelte er im Inneren seiner schwarzen Jacke und zog eine platte silberne Flasche hervor. »Hier.« Und hep, ein Wurf und Ewa fing die Buddel auf, einhändig und souverän.
    »Danke. Kriegste auch wieder, versprochen.« Dann ging ihr Blick zurück zu Jule. »Hinsetzen und trinken.«
    »Spinnst du?«
    Den Protest hätte sie sich sparen können, half null, verpuffte im Nichts. Entschlossen dirigierte Ewa sie im Foyer auf die Treppenstufe und zwang sie mit kompromisslosen Händen zu Boden. Sitz, Platz, keine Widerrede! Wie schon im Polizeiauto hockte sie sich rittlings auf Jules Schoss und machte so jeden potentiellen Fluchtversuch zunichte. Ausnahmsweise mal ohne Handschellen. Wie nett. Geschickt schraubte sie den Deckel vom Flachmann, roch kurz daran, und streckte ihn Jule entgegen.
    »Ist Wodka. Trink oder nicht, mir scheißegal. Aber krieg irgendwie die Zähne auseinander, Jule. Los jetzt! Bitte.«
    Der klassische Auftakt zum polnischen Verhör. Widerstand? Jep, den hatte es gegeben. Erfolglos. Jedes weitere Sträuben hatte keinen Sinn. Jule saß in der Klemme. Unter Ewa, mit Ewa. Also stürzte sie sich ergeben einen großzügigen Schluck Wodka aus dem Flachmann hinein und hinunter. Bitteschön, ganz artig. Nur machte diese Schnapsidee die Situation auch nicht anders, auch nicht netter, sie verschaffte ihr höchstens Zeit. Ein, zwei Minuten, um weitere Tränen zu produzieren und den richtigen Text zu suchen. Aber da war nichts. Ende im Sprachgelände. Systemabsturz.
    Bitte drücken Sie oben links die Escape-Taste …
    »Besser?«, fragte Ewa.
    Kopfschüttelnd drehte Jule das silberne Ding in ihren Fingern.
    »Ich

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