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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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finden, Lillifee, wirst du erwürgt. Und Ewa? Die wirkte so, als sehnte sie sich nach einer Dusche, die ihr jegliche Sprühsahne vom Image wusch. Klarer Fall: In dieser Schlacht hatten sie beide gelitten. Und Wodka in einem Flachmann war zweifellos zu wenig, um ihr verstörendes Kopfkino perspektivisch in den Griff zu kriegen.
    Ewa stöhnte auf. »Was eine Scheiße, Jule.«
    »Oberscheiße.« Und wir mal wieder bis zum Anschlag drin.
    »Wir müssen hier raus. Sofort.«
    »Weil alle schon doof gucken?«
    Und das taten die Besucher des Stripschuppens. Keiner ging durchs Foyer, ohne nicht wenigstens einen irritierten Blick auf das verheulte Gespann auf den Stufen zu werfen. Beim nächsten Mal stellen wir einen Hut auf. Mitleiddollar sind uns sicher.
    »Jule, lass sie glotzen. Wir brauchen ein Break – wir zwei«, sagte Ewa und wuschelte in ihren Fransen. »Verdammt, ich kann nur noch an Sprühsahne denken. Wäh. Ey, ich versuch schon die ganze Zeit, dich ins Bild zu schieben. Dass ich dich da … und auf dir … Aber irgendwie … Boah, wir brauchen neue Bilder. Schöne Bilder.«
    »Heißt das, wir brennen durch? Jetzt?« Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin, olöööh.
    »So ähnlich.« Auf einmal fing der Zwerg diebisch an zu grinsen. »Ich hab da eine Idee. Warte kurz. Überraschung.« Ewa wollte gleich aufspringen.
    »Boah, ne!« Jule hielt sie zurück. »Noch mehr Mist verkrafte ich nicht.«
    »Vertrau mir.« Ewa hauchte ein Bussi auf Jules Nasenspitze. »Dieses eine Mal, bitte.«
    »Oh-o-okay.« Jule zwang sich zu einer tapferen Antwort.
    Strahlend hopste Ewa in die Senkrechte und flitzte zu Andi. Die beiden redeten. Buddy-Bär schüttelte immer wieder den Kopf, doch Ewa blieb anscheinend hartnäckig und umschloss seine Hand. Worum es ging? Jule hatte keine Ahnung. Wollte sie es wissen? Ganz ehrlich? Besser nicht. Herr, lass sie um eine Flasche Tequila kämpfen und nicht um eine Privatshow von Kevin im Séparée. Schließlich zückte Andi sein Handy. Ewa machte einen Luftsprung und stürmte mit glühenden Wangen zurück zu Jule.
    »Läuft. Jetzt müssen wir Daumen drücken.«
    »Aha.« Jule putzte ihre Brille und kippte dann einen Schluck Wodka aus dem Flachmann. Nervenkit. Sicher ist sicher.
    In diesem Moment gesellte sich Andi zu ihnen. »Kurze, geht klar. Ralf kommt längs. Aber wie gesagt, keine Extratour. Der zieht nur sein Ding durch und ihr …«
    »Wir sind dabei? Geil! Was meinst du, wie lange?«
    »Eine Stunde. Maximal.«
    »Hammer. Mensch, du bist der Beste, Andi. Danke.«
    »Kurze, dafür nicht. Bestell Alicja einfach einen lieben Gruß von mir.«
    »Mach ich, Andi. Versprochen.«
    Während sich die beiden verschwörerisch zublinzelten, fasste sich Jule an die Schläfe. Konnte dieses kryptische Rumgebrabbel bitte bald ein Ende haben? Fest stand nur: Ewa war sichtlich aus dem Häuschen und irgendwie hatte Alicja bei dieser Nummer auch ihre Finger im Spiel. Blieb die beunruhigende Frage: War das nun gut oder schlecht? Diese dubiosen Ostblock-Connections bringen mich noch ins Grab.
    Ewa zog sie auf die Beine. »Okay, Jule, Augen zu.«
    »Warum?«
    »Weil es eine Überraschung ist – darum. Na los.«
    »Nix da, Fräulein.« Jule hob die Arme. »Wenn du uns in die nächste Scheiße reinschusselst, will ich wenigstens sehend ins Unglück.«
    »Muss ich dir wieder die Brille klauen?«
    »Boah Bogacz, Flossen weg! Oder ich kleb dir gleich …«
    »Kurze?«, meldete sich Andi zu Wort und wedelte mit rotem Stoff. »Hilft dir mein Tuch, um deine Flamme zu bändigen?«
    »Perfekt, danke dir.« Ewa griff zu. »Jule, halt still.«
    Ist das sein Rotztuch? »Hey!« Protest, doch zu spät. Frau B. hatte den Stoff bereits um ihren Kopf geschlungen, einfach über die Brille, und jetzt, äh, sah’s finster aus. Verflucht finster. Die einzige Stütze im Dunkel war Ewa, die sich eng von hinten an sie kuschelte.
    »Vertrau mir«, flüsterte sie und schob Jule vorsichtig vor sich her.
    Kühle Luft kitzelte Jules Wangen und lautes Stimmengewirr schwappte in ihre Ohren. Nach diversen Schritten auf unsicheren Beinen stoppte Ewa. Warten. Kein schönes Gefühl. Erinnerte Jule vom Prinzip an eine Partie Topfschlagen. Überall Gejohle und sie als blinder Depp in der Mitte, der …
    »Yes!« Ein jubelnder Aufschrei und Ewa fummelte am Tuch. »Okay, Jule, bei drei.«
    »Bogacz, meine Nerven. Mach hin jetzt!«
    »Na schön. Also – eiiins …«
    »Drei verdammt!«, brüllte Jule und zack, da fiel die Augenbinde. Für eine Sekunde

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