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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Irgendwie kam es ihr so vor, als wäre sie einmal tollpatschig in einen Hundehaufen gelatscht und jetzt verfolgte sie die Scheiße am Schuh überall hin, durch den Tag, durch den Abend. Selbst in diesen Laden. Willkommen im Dollhouse, dem Paradies der Polencrew. Buddy-Bär reservierte den Stammtisch, gewährte kostenlos Eintritt und verschenkte obendrein Geld. Spielgeld. Äh, das hieß doch nicht etwa … »Scheiße, ihr zockt?«
    »Aber doch nicht hier.«
    Boah, wie wäre es mal mit einem Nein-natürlich-nicht zur Abwechslung? »Und was sollen dann …«
    »Ach so. Du meinst diese Lappen?« Grinsend reichte ihr Ewa einen Schein.
    Der erinnerte an eine Dollar-Note. Jedoch präsentierte sich darauf statt Good-Old-Georgie-Boy eine Blondine im knappen Stars-and-Stripes-Outfit. Fehlte somit nur noch die Bierflasche auf der Rückseite und das Spielgeld für Männer wäre perfekt.
    »Jule, das sind Dollhouse-Dollar. Die interne Währung quasi. Trinkgeld fürs Personal oder eben für die Stripper, denen man das dann so bei der Show … äh, in den Slip steckt, zum Beispiel.«
    »Muss ich das machen?«
    »Quatsch. Es zwingt dich doch keiner.«
    »Gut. Ich will fremden Menschen nämlich nicht an die Wäsche.«
    »Dann gibst du die Scheine eben Krysztof.«
    »Der … äh, fuck.« Jule rückte an ihrer Brille, doch das Bild blieb unverändert. »Der da … oh mein Gott. Der … spinnt der?«
    »Jule, alles okay?«
    »Bogacz, bist du blind?«
    »Das ist eher dein Part.«
    »Krysztof lutscht an einer Blondine.«
    »Wo?«
    »Da!« Jule deutete auf die erste Pole-Dance-Stange links, am Rand der Location. Hier züngelte ihr Autoschrauber wild mit einer Stripperin, die Hände gierig in ihren unverhüllten String-Po gekrallt. War das nicht verboten in derartigen Clubs? Immer nur gucken, niemals anfassen? Oder gewährte dieser Laden etwa doch käufliche Vertrautheiten? Tja, sah verdammt danach aus. Und soviel zu: Krysztof liebt seine Freundin abgöttisch. Offenbar nur sporadisch und privat, dieses notgeile Arschloch!
    Jule bemühte sich tapfer um Fassung. Was konnte man zu Krysztofs Verteidigung sagen? Die Dame war zwar von der Stange, aber bildhübsch. Top Figur, schlank, durchtrainiert und obenrum kein Silicon Valley. Ein heißer Hingucker ohne billigen Touch. Nur diese Fummelnummer, die war so was von abgrundtief billig und link dazu. Vermutlich saß Krysztofs kreuzbrave Freundin gerade ahnungslos am Herd, füllte Piroggen und machte treudoof die Buchhaltung für die Werkstatt, während ihr Autoschrauber hier an allem rumfingerte, was für eine Handvoll Dollar die Beine breitmachte. Äh, oder eben die Zunge locker. Oder wusste sie davon? War das normal, ging das okay? Dufte Beziehung, solange der umtriebige Herzbube hin und wieder einen erprügelten Spongebob nach Hause brachte? Leute, ich kotz im Strahl – ist nicht euer Ernst. Offenbar doch. Krysztof knutschte mit aller Seelenruhe und Einsatz. Krasser Fall, fand Jule. Oder wie sah Ewa die Lage?
    Die lächelte und schüttelte den Kopf. »Alter, der kann’s echt nicht lassen. Komm, Jule.« Und schon packte sie Jule an der Hand und wühlte sich mit ihr durch die Menge, zielstrebig auf die beiden zu. »Flossen weg, Krysztof!«, dröhnte Ewa ganz Kampfzwerg.
    Jule zückte innerlich ihr Fan-Fähnchen. Go, Süße, go. Bring dem Fremdgeher Manieren bei – yeah! Doch die beiden ließen sich nicht beirren und schon gar nicht voneinander abbringen. Wie in Trance schlabberten sie weiter und bohrten sich ihre Zungen tief in die Rachen. Krysztofs Hände wanderten über die perfekten Kurven von Blondie, die ihm verwegen das Haar zerzauste. Jule schoss die Hitze in die Birne. Puh, so ganz ohne war die Show nicht. Die halbentblätterte Lady hatte mächtig Feuer im makellosen Körper, das sah man sofort. Frau B. aber auch. Mit einem kleinen Bodycheck ging sie dazwischen. Gut so, mein Schatz. Brüll ihn mit Polnisch nieder, bis er vor Reue flennt.
    »Krysztof, aus jetzt!« Ewa setzte sich tatsächlich durch. »Mach Platz. Ladies first.«
    »Ewa!« Blondie quietschte direkt vor Freude. Dann riss sie eine strahlende Frau B. stürmisch an die nackte Brust. Inniges Geknuddel, Küsschen links, Küsschen rechts, Küsschen links und – Kuss auf den Mund.
    Jule erstarrte. Ihr Fan-Fähnchen? Das entglitt und fiel zu Boden, plumps.
    »Hey, Hübsche!« Ewa grinste bis über beide Ohren. »Ui, neues Tattoo? Kenne ich noch gar nicht.« Sichtlich angetan fuhr sie mit den Fingerspitzen das schwarze Tribal

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