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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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hab irgendwie Mist gebaut, stimmt’s? So richtig Mist?«
    Jule nickte und wischte sich über die Wangen.
    »Aber wieso? Ich kapier das nicht. Natalia hat auch doof geguckt eben und …«
    »N-Na-Natalia?« Jule hob den Kopf.
    »Krysztofs Freundin, die … Fuck!« Aus Ewas Gesicht wich jegliche Röte. »Ich hab euch gar nicht … also … du wusstest nicht, dass das … oder? Gott, heißt das, du dachtest … das wäre …«
    Jule nickte.
    »Und weil sie mich so innig … der Kuss … du hast angenommen, wir hätten mal … für Geld …«
    Nicken.
    »Scheiße.« Endlich brachte es Ewa auf den Punkt. »Ich Idiot!«
    Nicken.
    »Himmel, Jule, es tut mir so entsetzlich leid. Verdammt, komm her.« Aufgewühlt drückte Ewa sie fest an sich.
    Ein Schauer kroch über Jules Rücken. Ewa … Ihr phänomenaler Meer-Duft, die beruhigende Wärme ihres Körpers, die sich wie ein Schutzschild um Jule legte. Ewas gefühlvolle Stimme, die pausenlos Entschuldigungen aufsagte. Ewa … einfach nur Ewa. Die zitterte und kam erst zur Ruhe, als Jule die Umarmung erwiderte. Erst zögerlich, dann entschieden und so innig sie nur konnte. Endlich war sie wieder da, die Ewa, die sie kannte.
    Da kauerten sie nun, aufeinander und ineinander verkeilt zum Häuflein Elend. Das Eis war gebrochen, jetzt hieß es Klarheit schaffen. So löste sich Jule und sah ihre Freundin ernst an.
    »Und das eben war … Natalia?«
    »Ja.«
    »Sie ist Stripperin?!«
    »Tänzerin, genau genommen. Da bestehen die beiden drauf. Klingt seriöser. Es geht ja ums Gucken, nicht ums Anfassen.«
    »Und sie arbeitet in diesem Laden?«
    »Deshalb sind wir doch auch so oft hier. Nur wegen Krysztof. Den anderen Jungs ist es vollkommen egal, wo sie ihr Bier trinken, aber Krysztof und Natalia hat es voll erwischt. Ohne einander können die gar nicht. Hast du ja gesehen.«
    »Warum bist du dazwischen gegangen?«
    »Weil es schon oft Stress gab. Während der Arbeit kann Natalia nicht einfach mit ihrem Typen rummachen. Aber Krysztof, der verschossene Penner, der hält sich nicht immer dran. Dabei weiß er, dass Natalia diesen Job braucht, wegen …«
    »Wer ist Paulina?«
    »Eben, wegen Paulina. Süße Maus. Ist die kleine Tochter von Natalia. Ey, so was Knuffiges hast du noch nicht gesehen. Megagroße Strahleaugen, überall Sommersprossen und gerade eine total abgefahrene Zahnlücke. Hier oben so … irre geil. Und was die Kleine immer für Sprüche bringt, göttlich. Ich mag die total, die ist mein kleiner Sonnenschein und wenn wir zusammen …«
    »Stichwort Sprühsahne?«
    »Was?« Ewa sah auf. »Ach so. Das war das letzte Mal in Hamburg. Paulinas fünfter Geburtstag und wir haben ihr so eine Lillifee-Torte zusammengematscht, die …«
    »Lillifee?«
    »Ja. Ey, frag mich nicht. Eine oberkitschige Prinzessin-Blüten-Sonstwas-Tante, mit Märchenschloss und Wunderland und so Käse. Aber Paulina fährt mächtig auf die ab. Also haben Natalia und ich gebacken. Rosa Geburtstagskuchen mit Marzipantürmchen. Eine Scheißarbeit, brutal. Wir haben echt gekotzt und mittendrin haben wir uns eine Schlacht geliefert mit der Sahne und … oh. Oooooh, oh mein Gott.« Ewa schluckte schwer. »Du dachtest … dachtest du … also … wir hätten … ne, oder?«
    Jule nickte.
    »Dass wir uns … ohne alles … mit … und dann … dass … oh mein Gott!« Offenbar verstört vom eigenen Kopfkino riss Ewa den Flachmann an sich und setzte an. Zu stürmisch. Autsch. Klang nach ganz fies verschluckt. Mit tränenden Augen hustete sich Ewa die Seele aus dem Leib und griff sich panisch an die Kehle. Jule klopfte ihr auf den Rücken, immer wieder, bis das gequälte Prusten und Röcheln nachließ.
    »Geht’s?«
    »Ne, Jule, ne.« Ewa rang nach Atem. »Boah, das-das ist echt … das wäre …«
    Jule hob eine Augenbraue. »Porno?«
    »Total. Scheiße, ich könnte nie … dabei mag ich Sprühsahne.«
    »Ernsthaft?« Jule verrutschte die Tonlage. »Den Fertigschrott aus dem Supermarkt? Fräulein, aber doch bitte nicht pur.«
    Ewa verzog das Gesicht. »Ja bäh. Auf gar keinen Fall! Dieses künstliche Zeug geht wirklich nur auf …«
    »Erdbeerkuchen.«
    Eine Antwort, gleichzeitig von Jule und Ewa, wie aus einem Mund.
    Friede, Freude, Erdbeerkuchen. Zumindest theoretisch. Praktisch steckten Jule die Ereignisse in den Knochen. Scheiße. Um ein Haar hätte sie ihren süßen Zwerg in den Wind geschossen. Eifersüchtig wegen einer Fünfjährigen und ihrem extravaganten Geburtstagskuchen. Sollte ich dich jemals

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