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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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nach, das sich auf Blondies gebräunter Haut von der rechten Hüfte bis in den Slip zog.
    »Schick, was? Gefällt es dir, Ewa?«
    »Sehr scharf. Alles fein ansonsten? Wie geht es Paulina?«
    »Oh, wie wohl?! Die arme Maus leidet.«
    »Wegen mir?«
    »Logisch, die vermisst dich total.«
    »Ich sie auch. Und wie.« Ewa seufzte. »Muss ständig an sie denken. Aber du weißt ja, seit ich in Berlin drehe …«
    »Schon klar. Job geht vor, da müssen wir eben zurückstecken.«
    Jule wich einen Schritt zurück als wäre sie Luft. War sie ja irgendwie auch. Komplett abgemeldet. Hilfesuchend schielte sie zu Krysztof. Der zwinkerte ihr zu und hob den Daumen wie ein Restauranttester, der fünf Sterne verlieh nach der Kostprobe am leckeren Schnittchen.
    »Sag Paulina, ich melde mich wegen einem Date, sobald es wieder ruhiger ist, ja?«
    »Unbedingt, Ewa.« Blondie kraulte sich kurz die linke Brustwarze. »Ich räum auch gerne die Bude. Dann habt ihr zwei Süßen sturmfrei und könnt treiben was ihr wollt.«
    »Perfekt! Mir fällt da schon was Wildes ein, wie immer.« Ewa zwinkerte. »Kannst du mir ein aktuelles Foto schicken?«
    »Hängt denn keines mehr in deiner Garderobe?«
    »Nur der Schnappschuss vom letzten Mal. Die Nummer mit der Sprühsahne. Weißt du noch?«
    »Scheiße, ja.« Blondie stöhnte auf. »War das geil. Meine Küche hat danach noch ewig geklebt und Paulina erst. Die war so alle, nachdem du sie in der Mangel hattest.«
    »Frag mich mal. Nach der riesigen Sauerei, puh, wir haben da ja echt ewig miteinander rumge…«
    Genug. Jule schnappte nach Luft. In ihren Fingerspitzen kribbelte es los.
    Krysztof tippte Ewa auf die Schulter. »Heißer Tipp: Kümmer dich mal kurz um deine Freundin.«
    »Wieso?« Ewa drehte den Kopf. »Was … äh … Jule, alles okay?«
    Doch da rauschte Jule schon ab, wortlos und bebend im Stechschritt Richtung Ausgang …

KAPITEL 6

    Raus hier. Das war der einzig klare Gedanke in Jules Kopf, in dem sich ansonsten verstörende Bilder anhäuften. Sexorgie. Flotter Dreier mit Sprühsahne, stundenlang auf dem Küchenboden. Ewa, ihre Ewa, nackt und besudelt mittendrin, lüstern schleckend an Blondies Astralkörper und noch eine zweite rassige Schönheit knabbernd im Nacken. Von wegen lesbische Unschuld. Noch nie was mit einer Frau gehabt. Nur mit einer Stripperin. Genau genommen mit zwei. Gleichzeitig. Oben, unten, rechts, links, vorne, hinten, drüber, drunter, geschmeidig im Wechsel, verdammte Scheiße! Ey, so abgefuckt konnte nicht einmal ein Porno sein. War nur leider keiner. Kein Film, sondern Realität. Allein der Kuss auf den Mund. Das ging zu weit, meilenweit zu weit und noch weiter. Da tatschte Ewa an dieser Ische rum, kraulte Tattoos und bettelte um ein neues Nacktfoto zum Anschmachten. Sprach von quälender Sehnsucht, gelobte Dates und sicherte sich schon mal prophylaktisch die ganze Bude fürs nächste ausgiebige Süßwaren-Kamasutra. Und das nicht etwa heimlich, oh nein, sondern unverfroren im Beisein von Jule. Ging’s noch?
    Das war doch nicht mehr Ewa. Ihre Süße, die mit warmherzigen Knopfaugen verzaubert von Liebe redete. Die sogar Bullen aufmischte, damit nichts und niemand sie beide trennen konnte. Bullshit war das, schizo bis zum Anschlag. Bei einem Hotelzimmer moralische Bedenken kriegen, aber sich in der Küche für keine Sauerei zu schade sein oder wie?
    Jule wühlte sich durch die Menschenmenge, rempelte hier dagegen, dort, egal, raus, nur noch raus. Das Foyer hatte sie schon erreicht und …
    »Jule, warte!« rief Ewa laut hinter ihr.
    Warme Finger schlossen sich um Jules Handgelenk und hielten sie zurück, mitten im stürmischen Abgang. Wütend fuhr sie herum. »Fass mich nicht an!«
    »Und ob ich dich anfasse. Hallo? Du bist meine Freundin.«
    »Lass mich los«, fauchte Jule. Ihre Stimme war frostig, zweifellos unterhalb des Gefrierpunkts. Sie riss den Arm nach oben und versuchte sich aus Ewas Klammergriff zu lösen. Jule zerrte, sie zog, doch keine Chance. Ewas Finger waren so eisern und unnachgiebig wie ein Schraubstock. Sie gaben Jule keinen Millimeter frei. Im Gegenteil. Der Kampfzwerg legte noch eine Schippe drauf, schob Jule ruppig gegen die nächstbeste Wand und klemmte sie dort fest. Jule keuchte, wand sich und war damit so erfolgreich wie eine Eintagsfliege im klebrigen Spinnennetz.
    »Bogacz, du tust mir weh!«
    »Dann hör auf rumzuzicken, und rede gefälligst mit mir. Was soll denn dieses Theater?«
    »Das fragst du noch?«
    »Ja, das frage ich und ich

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